Das sind die kuriosesten Plätze Deutschlands
Am Spielbetrieb nimmt der VfL Fosite nicht mehr teil, Freundschaftsspiele finden auf dieser wunderschönen Anlage aber noch statt.[Foto: Christof Müller-Modry]
Am vergangenen Sonntag haben wir unsere erste Advents-Challenge ausgerufen und den außergewöhnlichsten Fußballplatz gesucht. Wir haben zahlreiche Einreichungen besonderer Plätze erhalten. Hier stellen wir sie vor.
Nah am Wasser gebaut
Wasserflächen rund um Fußballplätze sorgen für eine besondere Atmosphäre. So ist es beim SSV Oberfell , der seinen alten Ascheplatz im letzten Jahr zu einem Rasenplatz umgebaut hat. Der Platz liegt malerisch direkt an der Mosel und inmitten von Steillagenweinbergen. Und auch einen Beinamen hat der Platz erhalten, "Löwenkäfig", aufgrund der Umzäunung, die rundherum verläuft. Dennoch verwundert es kaum, dass schon mancher Ball den Weg ins angrenzende kühle Nass gefunden hat, wie Vorstandsmitglied Dennis Michel berichtet. Dieses Schicksal teilen wohl alle Vereine, deren Sportanlagen nah am Wasser gebaut sind.
Die Aktiven des VfL Heimboldshausen sind allwöchentlich reif für die Insel, ist das Fußballfeld doch gar in alle Himmelsrichtungen von der Werra umschlossen. Der Zugang zum Rasenplatz ist nur über eine Fußgängerbrücke und ein kleines Wehr möglich. Ob die Heimstätte des VfL auf gegnerische Mannschaften wie eine echte Festung wirkt, wird jedoch immer noch sportlich auf dem Spielfeld entschieden.
"Das hat zur Folge, dass wir in der Woche mindestens ein oder zwei Bälle verlieren und nie wiedersehen"
Hoch hinaus
Bei der SG Blau-Weiß Friedrichshain fühlt man sich dem "Fußballhimmel" ein gutes Stück näher. Der gleichnamige Kunstrasenplatz liegt in zwölf Metern Höhe auf dem Dach eines Großmarkts am Berliner Ostbahnhof.
Die schmucke Anlage mit einer kleinen Sitzschalentribüne zieht zahlreiche Groundhopper an, die dann gerne mal vom "bolivianischen Charme" schwärmen. Das berichtete uns Kevin Leipner, der für die zweite Herrenmannschaft und die vereinseigene Homepage verantwortlich ist.
Quadratur des Feldes
Fußballplätze sind normalerweise von großer Symmetrie geprägt. Dass es auch anders geht, beweisen der VfL Hohenstadt und der SSV Neutz. Wer sich an das Geometriewissen der achten Klasse erinnert, erkennt in deren schiefen Spielflächen eher Parallelogramme als rechte Winkel. Ob das den Matchplan gegnerischer Mannschaften über den Haufen wirft und sich verwirrte Außenstürmer reihenweise ins Seitenaus dribbeln, ist uns nicht überliefert.
Beim TuS 08 Senne I wird jede Ecke kurz ausgeführt. Das liegt daran, dass auch der Bielefelder Verein an den Maßen des Spielfelds herumgedoktert hat. Das Ergebnis: Der vor wenigen Jahren angelegte Kunstrasen ist außergewöhnlich schmal. Seitenauslinie und Strafraumkante trennen lediglich etwa zwei Meter Spielfeld. Die ungewöhnlichen Maße erklären sich jedoch weniger durch einen ausgefuchsten Plan als durch akuten Raummangel. Es sei schlichtweg nicht mehr Platz zur Verfügung, erläutert Moritz Dennin, Sportlicher Leiter der Jugend. "Im Zuge der Renovierung des Ascheplatzes zum Kunstrasenplatz wurde der Wildwuchs rundherum entfernt und die Fläche gepflastert. Durch diese Maßnahme ist das schmale Feld entstanden." Die Anlage wirkt seitdem viel edler und sein Gutes hat das schmale Feld ja auch: Man muss weniger rennen.
Der SC Blumenau spielt auf einem gewöhnlich großen Feld. Aus einem anderen Grund ist die Anlage der Mannheimer jedoch deutlich weniger gewöhnlich: Sie grenzt unmittelbar an eine ehemalige Kaserne des US-amerikanischen Militärs. Folglich steht nur wenige Schritte neben dem Kunstrasen eine mit Stacheldraht versehene meterhohe Mauer. "Das hat zur Folge, dass wir in der Woche mindestens ein oder zwei Bälle verlieren und nie wiedersehen", so Tim Stich, Mittelfeldspieler der ersten Mannschaft.
Postkartenmotive
Viele Fußballplätze beziehen ihren besonderen Charme aus den naturgegebenen Kulissen, die sie umgeben. So verhält es sich mit dem Rasen des FC Bavaria 08 Ebernburg . Das Feld liegt in unmittelbarer Nähe zum Bad-Kreuznacher Stadtteil Bad Münster am Stein, dennoch fühlt man sich hier mitten in der Natur. Als Wahrzeichen des Platzes baut sich längs des Platzes der an die 330 Meter hohe Rotenfels auf, der sich besonders gut als Hintergrund für Mannschaftsfotos eignet.
Von besonderer Schönheit ist auch das einzige Fußballfeld auf der Nordsee-Insel Helgoland, die Heimstätte des VfL Fosite . Der Verein nimmt nicht am Ligabetrieb teil, sondern bestreitet auf seinem Kunstrasen ausschließlich Freundschaftsspiele gegen Teams vom Festland. Wer hier kickt, stellt sich auch der steifen Küstenbrise, denn das Meer liegt nur einen Steinwurf entfernt. Wer nur zuschauen möchte, kann das von einer mehrstufigen Stehgerade tun. Einen noch besseren Ausblick auf das Spielgeschehen, aber auch das Panorama, haben Schaulustige ein paar Etagen höher, von der natürlichen Tribüne aus.
Im Reich der Tiere
Fußballfelder werden zwar von Menschen geschaffen, doch auch Tiere können sich auf den Plätzen heimisch fühlen. Diese Erfahrung macht aktuell der SV Marienloh. Die lokalen Störche scheinen die Aussicht über das Spielfeld von der Flutlichtanlage aus zu genießen. Ob es sich bei den beiden um Talentspäher handelt? Und wer sagt ihnen, dass aktuell keine Spiele stattfinden?
In Schleswig-Holstein ruht zwar wie allerorten zur Zeit der Ball, dennoch ist im Störstadion des TSV Wewelsfleth mächtig Betrieb. "Es wird um jeden Grashalm gekämpft", schreibt uns Inga Carstens, die für die Damenmannschaft der SG Wilstermarsch spielt, welche auf dem Gelände des TSV Wewelsfleth trainiert. "Dennoch wird Fair Play großgeschrieben und die Harmonie auf dem Platz begeistert Anwohner und Passanten." Der erste Vorsitzende des Vereins hat seine Schafe auf das satte Grün gelassen. Den Platzwart freut es, denn der "muss aktuell nur selten den Rasen mähen". Für das Extra an Retro-Charme sorgt im Störstadion die manuelle Anzeigetafel am Spielfeldrand.
Der SV Einruhr Erkensruhr freut sich weit weniger über seinen tierischen Besuch. Der eigene Fußballplatz ist malerisch im Tal der Erkensruhr gelegen, rundherum erstreckt sich Wald. Die Kulisse hat jedoch den Nachteil, dass das Feld regelmäßig von Wildschweinen aufgesucht und umgegraben wird. Der Spitzname "Wildschwein-Arena" bedarf keiner weiteren Erklärung. Damit hier auch in Zukunft gepflegtes Tiki-Taka gespielt werden kann, wird das Geläuf jedoch mittlerweile durch einen Stromzaun vor paarhufigen Eindringlingen geschützt.
Unter Hochspannung
Keine Frage, der SV Mittelbuch verfügt über einen schmucken Rasenplatz mit einer kleinen aber feinen überdachten Tribüne. Den Aktiven sei jedoch nahegelegt bei Klärungsversuchen lieber lang statt hoch zu bolzen. Denn quer über das Spielfeld verläuft eine Hochspannungsleitung.
Das Feld würde deshalb in Fachkreisen auch als Hochspannungsarena bezeichnet, schreibt uns David Gölz, Torhüter der ersten Mannschaft, mit einem Augenzwinkern, betont jedoch, dass die Hochspannung auch auf dem Platz und nicht nur darüber stattfinde.
Den Gewinner unserer ersten Advents-Challenge stellen wir euch morgen auf FUSSBALL.DE vor. Schon am Sonntag geht's dann weiter mit der nächsten Advents-Challenge. Seid gespannt!