"Große Vision"|01.02.2019|18:45

Kirsten in Nordhausen: „Hauptsache Fußball“

Ulf Kirsten ist "back in business": "Ich bin mitverantwortlich für die Kaderplanung."[Foto: imago/Dennis Hetzschold]

Ex-Nationalstürmer Ulf Kirsten (53) hat einen neuen Job. Der Rekordtorjäger von Bayer 04 Leverkusen ist Sportlicher Berater und Sponsorenbeauftragter des ambitionierten FSV Wacker Nordhausen aus der Regionalliga Nordost. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Kirsten auch über Ex-Manager Reiner Calmund und seinen Sohn Benjamin.

FUSSBALL.DE: Wie kam es zu Ihrer neuen Tätigkeit in Nordhausen, Herr Kirsten?

Ulf Kirsten: Mit Wacker-Präsident Nico Kleofas stand ich bereits seit längerer Zeit in Kontakt. Er hatte mich schon häufig gefragt, ob ich denn nicht Lust hätte, für Nordhausen tätig zu werden. Als dann mein langjähriger Weggefährte und sehr guter Freund Heiko Scholz im Dezember Trainer beim FSV Wacker wurde, haben Nico Kleofas und ich unsere Gespräche intensiviert. Der Klub ist insgesamt sehr gut aufgestellt, verfolgt mit dem angepeilten Aufstieg in die 3. Liga eine große Vision und leistet eine hervorragende Nachwuchsarbeit. Das alles hat mich dazu bewogen, mich ab sofort beim FSV Wacker zu engagieren und dem Verein dabei behilflich zu sein, seine Ziele zu erreichen.

Was werden genau Ihre Aufgabenbereiche sein?

"Der Klub verfolgt mit dem angepeilten Aufstieg in die 3. Liga eine große Vision."

Kirsten: Ich bin mitverantwortlich für die Kaderplanung und kümmere mich darum, neue Spieler für unser Team zu finden. Außerdem bin ich dafür zuständig, neue Sponsoren an Bord zu holen. Sicherlich werde ich auch das eine oder andere Mal in Stadien unterwegs sein, um mir Partien anzuschauen und einzelne Spieler zu beobachten.

Holen Sie sich dafür vielleicht Tipps vom langjährigen Bayer 04-Manager Reiner Calmund, der Sie einst nach Leverkusen geholt hatte?

Kirsten: Wir haben noch sehr guten Kontakt zueinander, telefonieren hin und wieder. Im November war ich auch bei seinem 70. Geburtstag. Tipps gibt es aber nicht. Es sind ja dann doch zwei unterschiedliche Aufgabengebiete. Calli war Manager und Geschäftsführer, ich bin Berater.

Bei Ihren früheren Klubs Dynamo Dresden und eben Bayer 04 Leverkusen gelten Sie als Vereinslegende. Was ist aus Ihrer Zeit geblieben?

Kirsten: Ich habe zu beiden Vereinen nach wie vor sehr gute Beziehungen und bin sowohl in Leverkusen als auch in Dresden im Stadion, wenn es meine Zeit zulässt. Man ist ja nicht aus der Welt, nur weil man dort nicht mehr aktiv spielt oder eine andere Funktion hat.

Sie wohnen nach wie vor in der Nähe von Leverkusen, etwa vier Autostunden von Nordhausen entfernt. Ist das für Ihren neuen Job kein Problem?

Kirsten: Nein, überhaupt nicht. Ich werde ohnehin viel unterwegs und nicht jeden Tag in Nordhausen sein.

In den zurückliegenden Jahren waren Sie für eine Spielerberatungs- und Eventagentur tätig. War das auf Dauer nichts für Sie?

Kirsten: Die Tätigkeit gehört auf jeden Fall der Vergangenheit an. In der Agentur habe ich lange im Eventmanagement gearbeitet, unter anderem Fußballspiele organisiert und hin und wieder auch im Bereich der Spielerberatung meine Expertise einfließen lassen. Ich habe aber irgendwann gemerkt, dass mir dieser Job nicht allzu viel Spaß bereitet. Zuletzt habe ich meine gesamte Energie in meine Jugendstiftung gesteckt, die mir viel bedeutet.

Ist der Job in Nordhausen nun also ein Schritt in eine andere berufliche Richtung?

Kirsten: Das würde ich eher nicht sagen. In der Beobachtung von Spielern habe ich bereits einige Erfahrungen sammeln können. Neuland ist für mich der Kontakt zu den Sponsoren. Das ist dann schon etwas anderes als bisher. Aber insgesamt ist es doch so: Ich arbeite weiterhin im Fußballbereich. Das ist die Hauptsache. (lacht)

In der Regionalliga Nordost spielt auch Ihr Sohn Benjamin, der beim 1. FC Lok Leipzig zwischen den Pfosten steht. Dadurch kennen Sie sich in der Liga sicher schon ein wenig aus, oder?

Kirsten: Ich habe mich mit der Liga bereits ein wenig auseinandergesetzt, klar. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass Benjamin dort spielt. Seine Spiele habe ich mir schon früher eher selten angeschaut. Ich bin dabei immer zu nervös. (lacht)

Während Sie ein erfolgreicher Torjäger waren, ist Benjamin Torwart geworden. Wie erklären Sie sich das?

Kirsten: Das fragen Sie ihn lieber einmal selbst. Für Benjamin war auf jeden Fall früh klar, dass er lieber Torwart statt Stürmer werden will. Ich hatte auf diese Entscheidung wenig Einfluss.

Wie oft haben Sie Kontakt zueinander?

Kirsten: Wir wohnen zwar mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt, telefonieren aber täglich. Da ich häufig in Dresden bin, sehen wir uns auch öfter.

Sie hatten bereits die großen Ambitionen des FSV Wacker Nordhausen angesprochen. Zur Winterpause steht Platz fünf zu Buche. Wann soll der Aufstieg in die 3. Liga konkret angepeilt werden?

Kirsten: So schnell wie möglich. In dieser Saison werden wir wohl nicht mehr ganz oben mitmischen können. Dafür ist der Rückstand auf Spitzenreiter Chemnitzer FC bereits viel zu groß. Aber in der kommenden Spielzeit sollte der Aufstieg definitiv angestrebt werden.

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