Riesiges Glück: Keeper überlebt Blitzschlag
Marvin Neumann hat Glück im Unglück.[Foto: Marvin Neumann/Getty Images/ Collage Fußball.de]
Für das Derby am heutigen Sonntag zwischen dem VfL Wedau und der SpVgg. Meiderich 06/95 II in der Kreisliga B 2 Duisburg/Mülheim/Dinslaken ist ruhiges Wetter vorhergesagt. Warum das wichtig ist? Im Tor der Gäste steht nämlich ein junger Mann, der auch tot hätte sein können. Zweieinhalb Tage ist es her, als Marvin Neumann den größten Schock seines Lebens erleidet. Es ist 20.13 Uhr am Donnerstagabend, als im Nachholspiel zwischen den Meiderichern und dem SV Heißen II der Blitz auf der Sportanlage an der Honigstraße einschlägt. Die Partie ist zu diesem Zeitpunkt schon vom Schiedsrichter abgebrochen worden, alle Spieler sind in der Kabine. Nicht so Marvin Neumann, den plötzlich ein Schlag von 164.000 Ampere trifft.
Im Interview mit FUSSBALL.DE verrät der 19-jährige Schüler des Sophia-Scholl-Berufskollegs in Marxloh, dass er wohl unfassbares Glück im Unglück gehabt haben muss.
FUSSBALL.DE: Marvin Neumann, was genau ist am Donnerstagabend passiert?
Marvin Neumann: Unsere Partie gegen Heißen lief etwa eine halbe Stunde, als sich ein Unwetter zusammen braute. Es war kurz nach acht, als noch in etwas Entfernung ein erster Blitz zu sehen war. Daraufhin hat der Schiedsrichter das Spiel erst kurz unterbrochen und, weil dann der nächste Blitz zu sehen war, schließlich abgebrochen. Daraufhin sind die Heißener direkt in die Kabine gegangen, unsere Mannschaft war erst noch kurz auf dem Platz, aber als es noch einmal heftig gedonnert und geblitzt hat, sind meine Teamkollegen auch rein.
"Ich habe viel mehr Energie als vorher..."
Und Sie nicht...
Neumann: Nein, ich habe mich draußen noch mit Zuchauern unterhalten. Ich stand an der Seitenlinie, etwa zehn Meter von der Mittellinie entfernt, und habe mich dabei mit dem Rücken an der Spielfeldumrandung angelehnt. Dann habe ich über uns am Himmel einen Blitz gesehen, es gab einen unglaublich lauten Knall und keine Sekunde später habe ich einen heftigen Stromschlag in meinem Rücken gespürt. Der Blitz ist wohl in den mittleren Flutlichtmast eingeschlagen und der Strom ist über das Staket in meinen Körper weiter geleitet worden.
Wie hat sich dieser Blitzschlag angefühlt?
Neumann: So muss es sich anfühlen, wenn dich ein sehr starker Stromschlag trifft. Ich muss auch für einen kurzen Moment einen Herzstillstand gehabt haben, das hat mir zumindest nachher der Arzt im Krankenhaus gesagt. Ich habe an diesen Moment keine Erinnerungen mehr, sondern weiß nur, dass ich mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde, das Johannes-Hospital in Hamborn.
Aus dem Sie bereits am Freitagnachmittag gesund entlassen wurden...
Neumann: Ja, ich bin am Freitagmorgen eingehend untersucht worden, weil so ein Blitzschlag wohl auch Schäden am Herz verursachen kann, aber das war bei mir nicht so. So heftig der Moment auch war, als der Blitz in meinen Körper eingeschlagen ist: Ich muss einfach Riesenglück gehabt haben. Der Arzt sagte mir nämlich, dass es ein echtes Wunder ist, dass ich das überlebt habe!
Heftig, und jetzt stehen Sie schon wieder auf dem Platz!
Neumann: Ja, ich spüre ja keine nachfolgenden Schäden und fühle mich wieder gut. Im Gegenteil, ich habe viel mehr Energie als vorher (lacht). Meine Mannschaftskollegen machen auch ständig Scherze wie: 'Marvin, du bist ja blitzgescheit' oder 'Du bist einfach so blitzschnell'.
Ihre Geschichte ging rasant durch die Medien. Was war seit Freitag auf Ihrem Handy los?
Neumann: Jede Menge! Ich komme kaum noch nach mit Nachrichten lesen oder gar schreiben. Nachdem zunächst die WAZ berichtet hat und mich deren Fotograf im Krankenhaus abgelichtet hat, was auf Facebook oft geteilt wurde, sind auch einige Medienanfragen gekommen: Radio Duisburg, WDR-Lokalzeit, SAT. 1 und so weiter. Das ist ganz spannend, als Kreisliga-B-Spieler steht man ja sonst nicht so im Mittelpunkt.
Und haben Sie jetzt nicht eine riesen Angst vor Gewittern?
Neumann: Nein, darüber mache ich mir keine Gedanken. Natürlich war das ein heftiges Erlebnis und ich war an dem Abend ja auch der einzige Betroffene. Ich denke aber, dass es mich beim nächsten Unwetter nicht wieder treffen wird, zumindest werde ich mich dann nicht in der Nähe eines Flutlichtmasts oder der Spielfeldumrandung aufhalten.