FSV Martinroda |08.08.2020|16:10

Six und das größte Spiel der Klubgeschichte

Strebt mit Martinroda nach einer DFB-Pokalteilnahme: Kapitän Justus Six (r.)[Foto: imago]

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Martinroda, rund 1000 Einwohner: In der kleinen Gemeinde in Thüringen spielt ein Verein, der gerade die erfolgreichste Zeit seiner bisherigen Vereinsgeschichte erlebt. Die Rede ist vom FSV Martinroda, der im Sommer 2019 erstmals in die 5. Liga aufgestiegen war und seitdem in der NOFV-Oberliga Süd an den Start geht. Ein Jahr später kommt es für den Dorfklub nun zu einem noch größeren Höhepunkt. Der FSV steht zum ersten Mal im Endspiel um den Landespokal von Thüringen und hat beim "Finaltag der Amateure" die Chance, sich auch zum ersten Mal für den DFB-Pokal zu qualifizieren.

Martinrodas Endspielgegner wird am Samstag, 22. August (ab 14.45 Uhr), der Traditionsklub FC Carl Zeiss Jena sein, der gerade erst aus der 3. Liga in die Regionalliga Nordost abgestiegen war. Der Titelfavorit gewann am Samstag das zweite Halbfinale beim NOFV-Oberligisten FSV Wacker 90 Nordhausen 2:0 (0:0). René Lange (59., Foulelfmeter) und Niclas Fiedler (75.) trafen für den FCC, der den Thüringer Landespokal bereits zehnmal gewinnen konnte und damit zusammen mit dem "Erzrivalen" Rot-Weiß Erfurt auch Rekordsieger dieses Wettbewerbs ist.

Für den FC Carl Zeiss ist es insgesamt bereits die 16. Teilnahme am Pokalfinale. Endspielneuling Martinroda dürfte auch deshalb als klarer Außenseiter ins Spiel gehen. Dennoch wird auch der "kleine" FSV am Finaltag große und bundesweite Aufmerksamkeit erhalten. Auch in diesem Jahr werden die Landespokalendspiele von der ARD im Rahmen einer Konferenz live im Free-TV übertragen.

"Das größte Spiel" des FSV Martinroda

"Am Finaltag den Pokal als Kapitän in den Himmel zu recken, wäre gigantisch"

Kapitän beim FSV Martinroda ist mit Justus Six ein 34 Jahre alter Routinier, der beim FC Rot-Weiß Erfurt ausgebildet wurde und später auch für die U 23 des VfB Stuttgart , den VFC Plauen und den Finalgegner FC Carl Zeiss Jena kickte. Seit 2013 ist er schon für Martinroda am Ball. Den Finaltag kann Six kaum erwarten und spricht gegenüber FUSSBALL.DE auch für den gesamten Verein: "Das Landespokalfinale wird das größte Spiel, das der FSV Martinroda je erlebt hat. Die Vorfreude ist bei uns allen riesig."

Six ist in seinem Team der mit Abstand älteste Spieler. "Wir haben eine junge und erfolgshungrige Mannschaft", sagt Six - und fügt hinzu: "Grund dafür, dass unser Kader aus vielen Talenten besteht, ist auch, dass der Verein finanziell gar keine andere Möglichkeit hat. Wir sind nicht dazu in der Lage, mal eben ein paar gestandene Oberligaspieler zu verpflichten."

Dennoch - oder viel auch gerade deshalb - hatte der FSV Martinroda in den vergangenen Jahren großen Erfolg. Zunächst etablierte sich der Klub in der sechstklassigen Thüringenliga, dann spielte der FSV dort oben mit. 2019 stiegen die Blau-Gelben schließlich als Landesmeister in die Oberliga auf. "Schon das war ein riesiger Coup für den FSV", erinnert sich der stolze Six: "Wir haben es als familiär geführter Verein mit geringen Mitteln geschafft, uns in Thüringen einen Namen zu machen." Jetzt will der FSV Martinroda auch bundesweit für Schlagzeilen sorgen.

Noch für zusätzlichen Reiz sorgt auch noch die schon zuvor gelaufene Auslosung des DFB-Pokals. Sollte es am Finaltag mit einem Sieg klappen, würde es in der ersten Hauptrunde gegen den Bundesligisten SV Werder Bremen gehen. Justus Six, hauptberuflich Mechatroniker für Klima- und Kältetechnik, ist vom Los begeistert: "Der SV Werder ist ein großer Erstligist, der sich nach einem schwierigen Jahr neu aufstellen will. Das Los motiviert uns für den Finaltag noch einmal extra."

Besonders heiß auf ein Duell mit dem sechsmaligen DFB-Pokalsieger wäre auch Martinrodas Sportlicher Leiter Sebastian Bach, der früher als Torwart für den Verein aktiv war. "Als bekennender Werder-Fan reibt er sich schon die Hände", erzählt Six grinsend: "Ich habe Sebastian direkt nach der Auslosung angeschrieben und im Spaß gefragt, ob er sich für ein Spiel gegen Bremen noch einmal die Torwarthandschuhe anziehen würde."

Pokalerfahrungen gegen Jancker und Co.

Sollte es für Martinroda mit dem Einzug in den DFB-Pokal klappen, wäre das für Kapitän Six keine neue Erfahrung. Mit Rot-Weiß Erfurt absolvierte der Außenverteidiger als junger Spieler in der Saison 2005/2006 bereits zwei DFB-Pokalpartien. In der ersten Runde setzte sich Erfurt gegen den damaligen Zweitligisten LR (heute Rot Weiss) Ahlen 2:1 nach Verlängerung durch. Danach war in der zweiten Runde gegen den damals noch in der Bundesliga spielenden 1. FC Kaiserslautern Schluss (2:4).

"Der Sieg gegen Ahlen bleibt unvergesslich", sagt Six, der in beiden Spielen über die volle Distanz auf dem Platz stand: "Aber auch an die Begegnung mit Kaiserslautern werde ich mich immer erinnern. Zu meinen Gegenspielern zählten schließlich frühere Nationalspieler wie Carsten Jancker und Marco Engelhardt."

15 Jahre später will Six auch den FSV Martinroda in den DFB-Pokal führen und eine weitere Erfahrung auf der großen Fußballbühne sammeln. Noch wichtiger als ein weiterer Einsatz im DFB- wäre für Six allerdings der mögliche Titel im Landespokal von Thüringen, den er mit Erfurt schon einmal geholt hat: "Mit dem Titel würden wir in Martinroda Vereinsgeschichte schreiben. Am Finaltag den Pokal als Kapitän in den Himmel zu recken, wäre gigantisch."

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