Für die Profiklubs ist es normal, für Amateure meist unrealistisch: Ein Trainingslager gilt für unterklassige Vereine als großer Luxus. FUSSBALL.DE stellt passend zur Themenwoche drei Szenarien vor, in denen der Traum dennoch Wirklichkeit werden kann. Erkenntnis: Ob im Süden, direkt um die Ecke oder sogar zu Hause – ein (kurzes) Trainingslager ist mitunter einfacher, als viele Klubs denken.
Das Luxus-Camp
Traumhafte Rasenplätze, Verpflegung im Hotel sowie eine komplette Woche ungestört an Taktik und Fähigkeiten feilen. Ein Winter-Trainingslager im Süden ist für viele Amateurklubs eine Wunschvorstellung. Der BSC Freiberg aus der Landesliga Sachsen hat sich diesen Komfort gegönnt. Das Team reiste im vergangenen Winter für acht Tage nach Side (Türkei). Dort, wo sonst nur Profiklubs trainieren.
"Die Trainingsbedingungen waren gigantisch, die Stimmung im Team überragend", sagt Freibergs Manager Andreas Gartner. "Wir haben uns definitiv die entscheidenden Körner geholt, um unser Saisonziel, den Klassenerhalt, erreichen zu können." Der Sechstligist trainierte auf den gleichen Plätzen wie der SV Wehen Wiesbaden und Erzgebirge Aue . Kurios: Auch das Hotel teilten sich die Klubs. "Man begegnet sich immer wieder im Fahrstuhl oder in der Sauna und kann sich auch beim Training viel abschauen von den Profis", sagt Gartner.
"Man begegnet sich immer wieder im Fahrstuhl oder in der Sauna und kann sich auch beim Training viel abschauen von den Profis"
Höhepunkt: Ein Trainingsspiel gegen Aue – auch wenn es 0:10 verloren ging. Die Spieler haben die Reise zu zwei Dritteln aus eigener Tasche finanziert, den Rest zahlte ein Sponsor. Die Mannschaft hielt sich den Zeitraum frei, 16 von 21 Spielern nahmen für das Trainingslager extra Urlaub. Zudem kamen zwei Physiotherapeutinnen aus Freiberg mit. "Es hat alles gepasst", sagt Gartner. "Da zudem im Erzgebirge zeitgleich viel Schnee lag, war das Trainingslager für uns ein doppelter Vorteil."
Die Spar-Variante
Side? Marbella? Abu Dhabi? Es muss nicht immer das Ausland sein. Ein Trainingslager ist auch in Deutschland möglich. Und zwar in unmittelbarer Nähe. Die Landesverbände verfügen über eigene Sportschulen und Sporthotels. Ein Großteil wurde saniert und baulich so verändert, dass Komfort und Service längst auf hohem Niveau sind. Ein Beispiel: das SportCentrum Kamen-Kaiserau des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen.
"Egal ob Kreisligist oder Bundesligamannschaft – bei uns geht es um eine optimale Trainingslager-Betreuung für alle", sagt Direktor Carsten Jaksch-Nink. "Das fängt damit an, dass die Ernährung perfekt auf die Trainingseinheiten abgestimmt ist, Hallen und Plätze samt Equipment allen Anforderungen gerecht werden und Spieler und Stab sich wohl fühlen." Das SportCentrum in Kamen-Kaiserau bietet sowohl mehrere Hallen (u.a. Fußball, Basketball, Leichtathletik) als auch vier Fußball- und zwei Kunstrasenplätze an. Sie werden bei Eis und Schnee geräumt. Hinzu kommen etwa Laufbahn, Kraftraum, Massagebereiche, Sauna und Trikotwäscherei sowie ein Hallenbad auf Anfrage.
Diese Möglichkeit nutzen nicht nur Vereine aus dem Landesverband Westfalen, sondern auch Amateurklubs aus ganz Deutschland. Für sie und für Jugendmannschaften gibt es – wie bei den meisten Sportschulen – Sonderkonditionen. Und ein "besonderer Geist" wird mitgebucht: Im SportCentrum herbergte die spanische Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2006.
Die Heim-Schläfer
Wo ist’s am schönsten? Natürlich im eigenen Zuhause. Die meisten Amateurklubs trainieren während ihrer Wintervorbereitung auf dem heimischen Ascheplatz. Das eigene Vereinsheim, bewährte Testspielpartner, zudem der kostensparende Faktor – es ist gewiss die pragmatischste Form der Rückrundenvorbereitung. Zumal der Stürmer längst weiß, wo das Tor steht und der "Sechser" jeden Grashalm persönlich kennt. Damit allerdings keine Langeweile aufkommt, helfen ein paar neue Reize.
Viele Anregungen bietet die aktuelle FUSSBALL.DE -Themenwoche Rückrundenvorbereitung . Unsere Fünf-Wochen-Trainingspläne lassen sich am besten auf dem eigenen Platz umsetzen. Selbst ein eingeschneiter und gefrorener Kunstrasen hält die Heim-Schläfer nicht vom Training ab – denn wir kennen ein paar Auswege . Übrigens, zu Hause lässt sich sogar ein "Trainingslager light" absolvieren: Zwei Einheiten am Samstag, abends mit dem Team ins Kino, am Sonntag ein Testspiel. Danach gibt’s noch Nudeln im Vereinsheim – natürlich kochen Trainer und Mannschaftsrat.
Autor/-in: Ronny Zimmermann