U 19-Champion Itter: In Köln "Anlauf nehmen"
Pascal Itter hat mit Fortuna Köln einen neuen Verein gefunden. Mit FUSSBALL.DE spricht der U 19-Europameister von 2014 über seine Ziele und die Zeit in den U-Nationalmannschaften.
Mehr lesen
Horst Brand: Irgendwann "müssen es einfach Jüngere machen - ich könnte ja der Opa von vielen Spielern sein."[Foto: Andreas Arens]
Zum Fußball kam er in jenem Jahr, als Deutschland dank des legendären 3:2-Triumphs über Ungarn in der Schweiz den ersten WM-Titel perfekt machte. Bis heute ist Horst Brands Liebe zum Fußball ungebrochen. Besonders die enge Verbundenheit zu einem Verein sticht aus seiner langen Laufbahn als Spieler, Trainer und Funktionär heraus: die zum SV Eintracht Trier 05, dem er inzwischen seit 66 Jahren als Mitglied angehört. In schwierigen Situationen hat Brand bei seinem Herzensverein schon einige Male Verantwortung übernommen. Am Neujahrstag feierte der Ur-Trierer seinen 75. Geburtstag. Von Ruhestand will er zumindest im Ehrenamt aber noch nichts wissen: Beim Rheinland-Pfalz/Saar-Oberligisten Eintracht Trier zieht Brand als Sportvorstand die Fäden. Und verfolgt mit dem Traditionsverein von der Mosel ein großes Ziel - die Rückkehr in die Regionalliga Südwest.
Vor zweieinhalb Jahren kehrte Brand mal wieder zu den Blau-Schwarz-Weißen zurück. Gerade hatte der frühere Zweitligist den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga verpasst, die Enttäuschung im erwartungsfrohen, aber auch manchmal ungeduldigen Umfeld war groß. Brands Politik der ruhigen Hand wirkte sich positiv aus: Inmitten der Corona-bedingt unterbrochenen Saison der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar haben sie bei der Eintracht nun mehr denn je die Hoffnung, dass es klappt mit dem Aufstieg, rangieren sie gegen Ende der Hinserie doch auf Platz eins der Nordgruppe.
"Eine Liga höher kämen wieder mehr Zuschauer, und als Werbepartner wären wir interessanter", sagt Brand. "Die Region hat ja noch lange nicht genug vom Fußball." Was in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region geht, hat er während der vergangenen Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen miterlebt. An seine ersten Schritte kann sich Brand noch genau erinnern: "Mit acht Jahren durfte ich zum ersten Mal das Training bei der Eintracht besuchen. Mein Vater Hans war kein Fußballfan. Er hatte ein Faible für Brieftauben. Meine Mutter Katharina war aber von Anfang an begeistert und schaute sich viele Spiele von mir an."
"Ich war eher der Gerd-Müller-Typ"
Einer seiner ersten Trainer war gleich ein damals amtierender Rekordnationalspieler: Fortuna Düsseldorfs Legende Paul Janes coachte Mitte der Fünfziger die Eintracht und trainierte zudem die Jugend. "Eine Persönlichkeit, von so jemandem trainiert zu werden, war für uns Kinder schon ein Erlebnis", erzählt Brand auch Jahrzehnte später voller Stolz.
Nach seinem Debüt in der ersten Mannschaft im Oktober 1963 fasste der wendige Offensivmann schnell in der Regionalliga Fuß und schoss in der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse Tore wie am Fließband. Bundesligist 1. FC Kaiserslautern klopfte bei Horst Brand an - und erhielt eine Absage: "Mir war der Beruf immer wichtig." Mit großer Hingabe agierte er nicht nur auf dem Platz, sondern auch als Niederlassungsleiter.
Beruf und Fußball bekam Brand ab 1969 (auch) in Neunkirchen gut unter einen Hut. Hier arbeitete er eine zeitlang bei einer ortsansässigen Brauerei in der Logistik und schaffte es mit der Borussia zweimal in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. 1971 musste man zwar Fortuna Düsseldorf den Vortritt lassen, ein Jahr später hatte der Wuppertaler SV die Nase vorn, doch aus den vier Jahren im Saarland hat Brand viel Positives in Erinnerung: Mal erzielte er beim 3:0 über den FC St. Pauli, mal auch beim 10:0 über Tasmania Berlin je drei Treffer. Besonders geehrt fühlte er sich, Kapitän der Neunkircher gewesen zu sein. "Als Trierer war ich ja quasi Ausländer - die allermeisten Spieler kamen damals aus dem Saarland."
Mit 118 Treffern, die Brand von 1963 bis 1973 für die Eintracht und die Borussia in der Regionalliga, der zweithöchsten deutschen Spielklasse, erzielte, ist er bis heute Rekordhalter der Südwest-Staffel. 48-mal traf er für Eintracht Trier, 70-mal für Borussia Neunkirchen - in 234 Ligaspielen eine starke Quote. "Ich war eher der Gerd-Müller-Typ", sagt Brand. "Es war oft Intuition, dass ich häufig besser stand als mein Gegenspieler." Dass er seine spätere Gattin Monika kennenlernte, hatte auch mit dem Fußball zu tun. Während sie als Leichtathletin im Trierer Moselstadion trainierte, jagte er dem Ball hinterher. Inzwischen sind sie gut 50 Jahre lang verheiratet. "Donnerstags haben wir kirchlich geheiratet, freitags standesamtlich und samstags haben wir mit der Borussia 5:2 gegen Alsenborn gewonnen", erinnert sich Horst Brand. "Und ich habe drei Tore erzielt."
Zweitklassig wurde die Eintracht 1976 nicht zuletzt dank Brands Stürmerqualitäten: In der Meisterschaft erzielte er beim 5:0 gegen TuS (Koblenz-) Neuendorf alle Tore. In der Aufstiegsrunde lagen die Trierer bei seinem Ex-Klub Neunkirchen mit 0:3 und 1:4 zurück, doch Brand glich zum 4:4 aus. Ein Tor steuerte er auch zum entscheidenden 5:4 gegen Worms bei. "Das war ein schöner Erfolg", sagt Brand, der anschließend als Spielertrainer nach Salmrohr wechselte und mit dem FSV den Durchmarsch von der Bezirks- in die Oberliga schaffte. Beim aufstrebenden Dorfklub und späteren Zweitligisten hatte er schon von 1973 bis 1975 erste Erfahrungen als Coach gesammelt.
Das große Ziel 2. Bundesliga verfehlte Brand in den nächsten 20 Jahren ein paar Male ganz knapp - mal als Trainer von Eintracht Trier und Borussia Neunkirchen, mal als Sportlicher Leiter in Salmrohr. Doch auch diese Phase hatte es in sich. Beim amtierenden DFB-Pokalsieger Bayer 05 Uerdingen gewann die von Brand trainierte Eintracht im Herbst 1985 sensationell mit 3:0 - nach dem 0:0 im Hinspiel sahen die Statuten seinerzeit noch kein Elfmeterschießen, sondern zunächst ein Wiederholungsspiel vor. "Das war eine großartige Leistung eines Teams, in dem fast jeder noch einem Beruf nachging. Um während der Woche in Krefeld anzutreten, mussten sich die Spieler Urlaub nehmen und standen am anderen Morgen in aller Frühe wieder bei ihrem Arbeitgeber auf der Matte."
Anfang der Neunziger kehrte Brand als Coach nach Neunkirchen zurück. Auf einmal stellte sich ein blutjunger Nigerianer namens Augustine Azuka Okocha im Probetraining vor. Später sollte ihn die Fußballwelt nur noch Jay-Jay rufen. Brand schwärmt noch heute: "Was der konnte - einfach unglaublich. 30-, 40-mal den Ball auf dem ausgestreckten Schienbein hochhalten, und seine Schusstechnik hatte es in sich." 1993 erzielte Okocha im Dress von Eintracht Frankfurt nach einem Wahnsinnsdribbling das Tor des Jahres und wurde mit Nigeria ein Jahr danach Afrikameister und 1996 Olympiasieger. "Ich habe ihn nicht entdeckt, es war wirklich keine Kunst zu sehen, was er drauf hat", betont Brand, wie er nun mal ist: Eitelkeiten oder gar Angebereien überlasst er anderen.
Als Eintracht Trier nach dem Abgang des allmächtigen Präsidenten und Geldgebers Hans-Joachim Doerfert Ende der 90er-Jahre in Schieflage geraten war, sprang Brand mal wieder ein und übernahm als Sportlicher Leiter Verantwortung bei seiner großen (Fußball-) Liebe. 2001 war der langersehnte Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga so gut wie sicher. Am Ende fehlte aber ein Tor zum Triumph - wie so oft in der Klubhistorie. Finanziell wurde es danach eng. Um erneut eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen zu können, zählte Brand zu einem Sextett, das dem Verein jeweils 100.000 Mark lieh.
Knapp ein Jahr später dann die Erlösung, die heikle Mission wurde erfolgreich beendet: Am 11. Mai 2002 gewann die Eintracht mit 2:1 bei der TSG Hoffenheim und machte nach 21 Jahren den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga perfekt. Nachdem er mit dem damaligen Trainer Paul Linz nicht mehr auf einer Wellenlänge gefunkt hatte, zog sich Horst Brand von 2004 an dann für einige Jahre zurück. Der engere Kontakt zur Eintracht lebte erst 2010 wieder auf, als er Spielbeobachtungen übernahm. In der dritten Saison gibt Brand nun seinen großen Erfahrungsschatz als Sportvorstand des SVE 05 weiter. Stolz berichtet der frischgebackene 75-Jährige, "dass wir - Corona-Pausen hin oder her - seit über einem Jahr in der Oberliga kein Spiel mehr verloren haben, zu Hause schon sogar mehr als zwei Jahre lang keins mehr."
Zwei, drei Jahre will er bei der Eintracht ("Die Zusammenarbeit im Vorstand ist hervorragend") noch wirken, ehe es "einfach Jüngere machen müssen - ich könnte ja der Opa von vielen Spielern sein". Zunächst sehnt auch Brand das Ende der Spielpause herbei. Der Fußball begeistert ihn immer noch - so wie im Weltmeisterjahr 1954, als ihn die große Leidenschaft packte.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Nutzungsbedingungen“ und „Inhalteverantwortung“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.