Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Seit 16 Jahren ist Mathias Wolf als Schiedsrichter im Einsatz. [Foto: Marko Förster]
Ans Aufhören dachte er nie: Nur sechs Tage, nachdem er während des Kreisligaspiels zwischen dem SSV Langburkersdorf und der SG Ullersdorf niedergeschlagen wurde, stand Mathias Wolf wieder auf dem Platz. Der Schiedsrichter des VfL Pirna-Copitz 07 ist Unparteiischer aus Leidenschaft. Eine Zunahme der Gewalt hat der Sachse in den vergangenen 16 Jahren nicht feststellen können. Jugendlichen rät er dazu, Schiedsrichter zu werden.
FUSSBALL.DE: Herr Wolf, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?
Mathias Wolf: Mir geht es mittlerweile wieder gut. Es ist alles in Ordnung.
Sie wurden auf dem Feld niedergeschlagen. Mit welchen Konsequenzen?
"Schiedsrichter zu sein, stärkt den Charakter. Dadurch lernt man, Entscheidungen zu treffen, ob man will oder nicht"
Wolf: Ich musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden und war zwei Tage lang in der Klinik. Ich hatte eine Gehirnerschütterung ersten Grades und eine retrograde Amnesie. Ich kann mich also an den Vorfall selbst gar nicht erinnern. Aus Erzählungen weiß ich mittlerweile, was vorgefallen sein soll, aber es macht bei mir leider nicht klick.
Was ist denn nach den Berichten der Augenzeugen passiert?
Wolf: Der Torhüter schlägt eine lange Flanke nach vorne bis fünf, sechs Meter vor den gegnerischen Strafraum. Im selben Augenblick, in dem ein Spieler den Ball annehmen will, wird er gefoult. Ich stand unmittelbar daneben und habe gepfiffen. Da legt der Torwart einen Sprint über 50 Meter hin und rennt gestikulierend über den Platz. Das ist unsportlich, dafür gab es die Gelbe Karte von mir. Dann hat offenbar ein weiterer Spieler, der mit der Situation überhaupt nichts zu tun hatte, angefangen, mit mir zu diskutieren. Das ist aber nicht ganz klar, daran fehlt mir die Erinnerung. Ich soll ihm Gelb gezeigt haben und weil er hämisch geklatscht hat, dann die zweite Gelbe. Bevor ich die Rote Karte ziehen konnte, er wusste ja, was kommt, hat er mir völlig unvermittelt ins Gesicht geschlagen. Ob mit der Faust oder der flachen Hand, kann ich nicht sagen. Später taten mir die Nase und der Mund weh.
Was ist das Erste, an das Sie sich wieder erinnern können?
Wolf: Dass der Notarzt da war und mit mir sprach. Aber so richtig erinnern kann ich mich eigentlich erst daran, dass ich im Krankenwagen lag.
Das Spiel war zu dem Zeitpunkt des Abbruchs fast beendet und Ullersdorf lag 1:6 zurück.
Wolf: Die Messe war gelesen. Aber die Spieler waren unzufrieden, weil sie nur noch mit neun Mann auf dem Platz standen. In der 23. Minute musste ich Rot nach einer Notbremse zeigen, in der 39. die zweite wegen einer Tätlichkeit. In ihren Augen war der Schiedsrichter der Schuldige, nicht sie. Das hat sich hochgeschaukelt. In der 89. Minute habe ich das Foul dann gepfiffen, in der 90. wurde ich niedergestreckt. Statt des Schlusspfiffs gab es den Abbruch.
Kannten Sie die beiden Mannschaften, hatten sie bereits Spiele der Teams geleitet?
Wolf: Ich pfeife eigentlich eine Klasse höher. An diesem Tag habe ich ausgeholfen, weil ein Sportfreund krank war. Aber ich habe mal in meinen Unterlagen nachgeschaut: 2004 habe ich nach einem Spiel den ersten Sonderbericht zu Ullersdorf angefertigt. Da sind sie mir das erste Mal negativ aufgefallen.
Wer hat sich nach dem Vorfall um Sie gekümmert?
Wolf: Der Schiedsrichterausschuss-Vorsitzende aus unserem Kreis hat mich noch am Abend im Krankenhaus besucht. Meine Familie war da und hat mir Klamotten in die Klinik gebracht, ich lag ja noch in Schiedsrichtersachen im Bett. Außerdem haben sich unser Geschäftsführer und unser Präsident direkt telefonisch nach meinem Wohlbefinden erkundigt.
Gab es irgendeine Reaktion aus Ullersdorf, vielleicht sogar vom mutmaßlichen Täter?
Wolf: Vom Täter selbst habe ich überhaupt nichts gehört. Vom Verein kam ein paar Tage später eine E-Mail aus der Führungsriege, in der sie sich von der Tat distanziert. Es ist der Hauch einer Entschuldigung.
Sie haben mittlerweile Anzeige erstattet.
Wolf: Ich habe noch im Krankenwagen den Notarzt gebeten, die Polizei zu verständigen. Als ich dann im Krankenhaus aus der Notaufnahme in mein Zimmer kam, war die Polizei schon da. Ich habe mir einen Anwalt genommen und will auch zivilrechtlich vorgehen. Der Täter soll sein Hobby künftig nicht mehr so einfach ausüben können, aber ich möchte nicht, dass er im normalen Alltag Schwierigkeiten bekommt.
Und keine Woche nach dem Vorfall standen sie schon wieder auf dem Fußballplatz.
Wolf: Als die neuen Ansetzungen kamen, habe ich wie automatisch "Bestätigen" gedrückt. Und weiter geht es. Sonntag ist der Vorfall passiert, am Samstag stand ich als Assistent in der Landesklasse wieder auf dem Platz.
War es ein komisches Gefühl, auf den Fußballplatz zurückzukehren?
Wolf: Es war wie immer. Ich habe im Kollektiv als Schiedsrichterassistent agiert, zusammen mit Kollegen, die ich schon viele Jahre kenne. Vielleicht habe ich das Glück, mich nicht an den Vorfall erinnern zu können.
Sie haben also nicht daran gedacht, jetzt als Schiedsrichter aufzuhören?
Wolf: Nein, daran habe ich nicht gedacht. Aber es muss sich trotzdem etwas ändern.
An was denken Sie?
Wolf: Wenn ich sehe, dass eine Mannschaft über Jahre hinweg so einen Ruf hat und es immer wieder Fehlverhalten Einzelner gibt, dann muss doch im Verein etwas schieflaufen. Man sollte am Ende einer Saison eine Evaluation machen, in der Schiedsrichter, vielleicht auch Funktionäre, befragt werden, welche Mannschaft oder welche Spieler ihnen negativ aufgefallen sind. Wenn es eine Häufung gibt, sollte der Verband an den Verein herantreten und Hilfe anbieten. Wenn man auf den Verein zugeht und das Gespräch sucht, kann man vielleicht Schlimmeres verhindern. Man kann nicht jeden Einzelnen kontrollieren, aber man kann sich gegenseitig kontrollieren. Wenn man auf die Fairness-Tabelle schaut und sieht, dass eine Mannschaft bereits 40 Gelbe Karten hat, während eine andere in diesem Zeitraum mit zwölf ausgekommen ist, dann muss das doch einen Grund haben. Da müsste man mal nachhaken.
Sie sind seit 16 Jahren Schiedsrichter. Haben Sie in dieser Zeit eine Zunahme an Gewalt oder Respektlosigkeit Ihnen gegenüber feststellen können?
Wolf: Es gibt immer Einzelfälle, die sind in der Region auch bekannt. Aber in unserem Kreis hat die Gewalt auf dem Fußballplatz aus meiner Sicht nicht zugenommen.
Warum sind Sie Schiedsrichter geworden?
Wolf: Ursprünglich, weil auch mein Vater Schiedsrichter war und mein Talent als Spieler nicht gereicht hat. Als Schiedsrichter konnte ich trotzdem im Fußball bleiben. Bei uns pfeift man ab der Kreisliga im Kollektiv. Man lernt neue Leute kennen, die man sonst im Alltag nicht treffen würde, man gewinnt Freunde. Es macht Spaß.
Würden Sie Jugendlichen aus Ihrem Verein dazu raten, Schiedsrichter zu werden?
Wolf: Ich würde immer dazu raten. Schiedsrichter zu sein, stärkt den Charakter. Bei uns kann man, wie ich damals, mit 13 Jahren den Schiedsrichterschein machen. Dadurch lernt man, Entscheidungen zu treffen, ob man will oder nicht. Das hilft einem später bei der Berufswahl oder im Job.
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