Saison 2020/2021: Abbruch oder Fortsetzung?
Wie verfahren die 21 Landesverbände und fünf Regionalligen mit der aktuellen Spielzeit? Wir geben einen Überblick.
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Mädchenteam in Coppenbrügge: "Es hat so einen Spaß mit ihnen gemacht, dass ich gesagt habe: Wir probieren das einfach!"[Foto: MTV Coppenbrügge]
Stefan Reuter hat aus einem Mädchen-Schulteam ein Vereinsteam geformt, das seit dieser Saison am offiziellen Spielbetrieb teilnimmt. Zweimal bereits wurde die Entwicklung jäh durch die Corona-Pandemie unterbrochen. Die Hoffnung ist dennoch groß, dass die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben wird.
Wenn Stefan Reuter über sein Projekt spricht, das E-Jugendteam des MTV Coppenbrügge , ist ihm eine Begeisterung anzumerken, die selbst über das Telefon ansteckend wirkt. Reuter ist seit einigen Jahren zweiter Spartenleiter der Fußballabteilung des MTV und trainiert zudem die D-Jugend seines Sohnes. Eine weitere Aufgabe hätte es also gar nicht unbedingt gebraucht, könnte man meinen, und Reuter gibt selbst zu, dass er nicht gewusst habe, auf was er sich einlasse. "Ich hatte weder einen Plan, wer sich um die Mannschaft kümmert, noch was auf uns zukommt. Aber die Mädels haben mich total überzeugt. Es hat so einen Spaß mit ihnen gemacht, dass ich gesagt habe: Wir probieren das einfach!"
Doch der Reihe nach. Angefangen hatte alles mit einem Schulfußballturnier. Seit einigen Jahren unterstützt der MTV die örtliche Grundschule bei der Betreuung des Teams, das bei den jährlichen Turnieren gegen andere Grundschulen aus dem Landkreis antritt. Im Januar 2020 erfuhr Reuter vom Schulleiter, dass sich diesmal nicht nur eine Jungen-Mannschaft gefunden habe, sondern auch acht Mädchen, die ebenfalls spielen wollten. Reuter übernahm die Betreuung des Mädchen-Teams und war schnell begeistert.
Zwar hätte man gemerkt, dass die Mädchen keine Fußballerfahrung mitbrächten - ihr Können sei auf Bambini-Level zu verorten gewesen - dennoch hätten sie mit unglaublicher Leidenschaft gekickt. Auch das Turnier verlief zufriedenstellend. Gegen die drei anderen teilnehmenden Mannschaften habe es einen Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage gegeben, berichtet Reuter.
"Das erste Tor wurde wie eine gewonnene Meisterschaft gefeiert!"
Zur Belohnung für die sportliche Leistung lud er die Mannschaft in der Woche nach dem Turnier zum Pizza- und Eis-Essen ein. An diesem Abend hätten die Tischgespräche nur um den Fußball gekreist, erzählt Reuter. "Die Mädels fragten zwischendurch immer wieder, wann sie denn das nächste Turnier spielen würden." Auch bei Reuter war der Funke übergesprungen. Noch an diesem Abend besprach er mit den Eltern, ob es nicht eine gute Idee sei, das Training ihrer Kinder weiterzuführen und erhielt überraschend schnell das Go. "Ich war begeistert, dass die Eltern sofort Ja gesagt haben. Und als die Mädels davon erfuhren, war der Jubel groß!"
Im März hätte dann das Training beginnen sollen, doch die Ausbreitung von Covid-19 verhagelte dem Team den Start. Die Wochen gingen ins Land, ohne dass an Mannschaftseinheiten zu denken gewesen wäre. "Da dachte ich mir, wenn du Pech hast, war's das schon", erinnert sich Reuter. Als es im Mai endlich losging, seien die Mädchen aber immer noch Feuer und Flamme gewesen. Einmal die Woche wurde nun trainiert. Von Anfang an war auch die Mutter einer der Kinder als Betreuerin dabei. Relativ schnell kamen weitere Spielerinnen hinzu und erneut ließ sich Reuter von der Begeisterung seiner Schützlinge mitreißen. Nach einigen Wochen gemeinsamen Trainings hätten er und die Mutter sich gefragt, ob man die Mannschaft nicht offiziell für den Spielbetrieb melden sollte. "Die Mädels wollten immer spielen!", berichtet der Übungsleiter freudig.
Erneut suchte Reuter das Gespräch mit den Eltern. Fußballerisch standen die Mädchen immer noch am Anfang, folglich sei klar gewesen, dass Erfolgserlebnisse zunächst rar gesät sein würden. Zu Reuters erneuter Überraschung waren alle Eltern dafür, die Mannschaft gegen andere Teams antreten zu lassen. Ab Juli wurden die ersten Punktspiele auf E-Jugend-Level ausgetragen. Und man habe schnell festgestellt, dass man im Umkreis das einzige reine Mädchenteam sei. Viele der Jungs, gegen die die Mädchen nun spielten, sind seit vier oder fünf Jahren gemeinsam in Vereinen aktiv, dementsprechend deutlich gingen die ersten Spiele verloren. "Wir haben versucht, die Mädchen trotzdem zu motivieren und im Laufe der Monate sind die Ergebnisse nicht mehr so hoch ausgefallen." Keines der Mädchen gab in dieser frühen Phase auf. Stattdessen trainierte das Team diszipliniert und fleißig weiter und belohnte sich. "Das erste Tor wurde wie eine gewonnene Meisterschaft gefeiert! Da hat man gemerkt, hier steckt Potenzial drin und es wird kontinuierlich besser", sagt Reuter.
Doch zum Unglück der Mädchen stiegen die Corona-Fallzahlen im Herbst stark an. Seitdem legt der zweite Lockdown den Trainings- und Spielbetrieb erneut lahm, ein zweites Mal wird das Team ausgebremst. Reuter ist dennoch zuversichtlich, dass es mit der Mannschaft weitergehen wird. "Die Mädchen wollen, davon bin ich fest überzeugt!" Viel hänge jedoch davon ab, wann es wieder losgehen könne. Zudem sei den Mädchen ein wichtiges Jahr in der fußballerischen Entwicklung, beinahe völlig verloren gegangen. "Sie werden ja auch älter, wechseln dann in eine höhere Altersklasse. Die Jungs sind körperlich sowieso überlegen, spielerisch aber auch, weil sie teils schon ewig zusammenspielen. Und in unserem Landkreis finden sich weit und breit keine Mädchenmannschaften, gegen die wir antreten könnten."
Umso größer ist die Sehnsucht nach einer baldigen Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs. "Wie es im Mai auch war. Einzeltraining, mit Abstand ein paar Bälle schieben, das würde schon reichen, um die Mädels zu reaktivieren", meint Reuter. Auch er wird dann weiterhin involviert sein, auch wenn er perspektivisch die Verantwortung wieder abgeben möchte. Die Mutter, die mit ihm zusammen das Team von Anfang an begleitet, sowie der Vater einer weiteren Spielerin betreuen das Team inzwischen. Reuters Hoffnung ist, dass beide der Mannschaft einen weiteren Schub geben können.
Das all dies überhaupt möglich war, liegt in der Entscheidungsfreiheit begründet, die Reuter im Verein genießt, wie er sagt. Niemand habe versucht, seine Initiative einzugrenzen, im Gegenteil. "Hätte ich Hilfe gebraucht, ich hätte sie auf jeden Fall bekommen. Es gab im Verein ein sehr positives Feedback." Und er bekräftigt abschließend nochmals, warum er so viel Spaß an diesem Team hat. "Bei den Mädchen steht die Freude am Spiel an allererster Stelle! Auch nach hohen Niederlagen haben sie sich nicht gegenseitig Fehler angekreidet, sondern einander motiviert und gemeinsam nach vorne geschaut." Und so bleibt die Hoffnung, dass sie bald wieder auf den Platz dürfen, um einfach wieder mit voller Begeisterung zu kicken.
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