Ex-Bundesligaprofi Sreto Ristic ist neuer Trainer des früheren Bundesligisten Kickers Offenbach in der Regionalliga Südwest. Der 44 Jahre alte Serbe, der parallel in seinem Heimatland die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert, folgt beim OFC auf Angelo Barletta und soll für einen positiven Impuls im Titelrennen sorgen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Ristic über seinen Schritt zum Bieberer Berg.
FUSSBALL.DE: Nach vielen Jahren als Co-Trainer ist der Job in Offenbach Ihre erste Tätigkeit als Chefcoach. Haben Sie darauf seit dem Ende Ihrer Spielerkarriere 2011 hingearbeitet, Herr Ristic?
Sreto Ristic: Absolut. Ich habe damals direkt meine B- und A-Lizenzen gemacht und hatte dann das Glück, 2013 bei den Stuttgarter Kickers Co-Trainer von Horst Steffen zu werden. Schnell wurde mir klar, dass das Trainersein mein Ding ist. Sachen anzupacken und zu entwickeln, bereitet mir viel Spaß. Nach einigen Stationen als Assistent und vielen gesammelten Erfahrungen war der Wechsel nach Offenbach nun der nächste logische Schritt. Dass ich meine erste Cheftrainertätigkeit prompt bei einem so großen Traditionsklub ausüben darf, ist wie ein Geschenk für mich.
Sie assistierten neben Horst Steffen unter anderem auch Trainerlegende Benno Möhlmann beim SC Preußen Münster. Von wem konnten Sie am meisten mitnehmen?
"Union Berlin kann bis zum Saisonende um die europäischen Plätze mitspielen"
Ristic: Ich denke, dass man sich von jedem Trainer etwas abschauen kann. Mit Horst Steffen hatte ich immer eine sehr angenehme Zusammenarbeit, weil wir auf einer Wellenlänge waren und ähnlich getickt haben. Die Zeit mit ihm war auf jeden Fall prägend und hat mich als Trainer weitergebracht. Auch von Benno Möhlmann konnte ich viel lernen. Sein Gespür für Menschen ist bemerkenswert. Ich war immer wieder davon beeindruckt, wie er das Maximum aus seinen Spielern herausgeholt hat.
Kickers Offenbach rangiert in der der Südwest-Staffel auf Platz vier, der Rückstand auf die Spitze beträgt nur vier Zähler. Dass es dennoch eine Veränderung auf dem Trainerposten gab, beweist die hohe Erwartungshaltung. Verspüren Sie einen großen Druck?
Ristic: Dass der OFC ein Verein mit großer Strahlkraft und hohen Ambitionen ist, weiß ich. Deshalb habe ich Respekt vor der Aufgabe, aber sicher keine Angst. Den größten Druck mache ich mir ohnehin selbst. Ich will so erfolgreich wie möglich sein und Offenbach dabei helfen, nach den jüngsten Niederlagen im Dezember wieder in die Spur zu finden.
Welche Ziele setzen Sie sich mit dem OFC?
Ristic: Ich bin gerade mal eine Woche im Verein und noch dabei, das Team kennenzulernen. Einige Einzelgespräche folgen in den nächsten Tagen. Mein erstes Ziel ist es, jeden Spieler mit Training und Kommunikation besser zu machen und dadurch den Teamerfolg zu vergrößern. Für konkrete sportliche Saisonziele ist es noch zu früh.
Bereits am Samstag geben Sie in der Partie bei Eintracht Stadtallendorf ihr Pflichtspieldebüt. Hätten Sie sich einen späteren Start gewünscht?
Ristic: Es wäre sicher besser gewesen, wenn wir eine komplette Wintervorbereitung gehabt hätten: zum Kennenlernen und für eine bessere Analyse des Fitnesszustandes. Aber das ist in der aktuellen Situation nun einmal nicht möglich. Da es für jede Mannschaft die gleiche Herausforderung ist, gibt es auch keinen Grund zum Meckern.
Als Profi spielten Sie unter anderem für den VfB Stuttgart in der Bundesliga und den 1. FC Union Berlin in der 2. Bundesliga. Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung bei Ihren Ex-Klubs?
Ristic: Weiterhin sehr intensiv. Ich freue mich, dass jetzt beide Vereine in der Bundesliga spielen. Besonders die Entwicklung bei Union Berlin ist beeindruckend. Dazu muss ich aber sagen, dass ich schon damals zu meiner Zeit in der Hauptstadt gemerkt habe, dass es ein besonderer Klub mit großem Potenzial ist. Jetzt schöpft Union es aus.
Die "Eisernen" rangieren überraschend auf Platz fünf - nur einen Zähler hinter den Champions-League-Plätzen. Glauben Sie, dass sich Union dort oben halten kann?
Ristic: Die Frage habe ich schon häufig gehört. (lacht) Ich glaube nicht, dass sich das Team nur auf einer Euphoriewelle befindet. Es wird im Verein sehr gute Arbeit geleistet, und die Spielerverpflichtungen schlagen nahezu immer ein. Spieler wie Max Kruse oder Christian Gentner erleben ihren zweiten Frühling und rufen Leistungen ab, die ihnen auf dem Niveau viele Experten sicher nicht mehr zugetraut hatten. Das spricht dafür, dass sie sich bei Union extrem wohlfühlen. Und das wundert mich nicht. Es ist ein einzigartiger Verein, dem ich zutraue, bis zum Saisonende um die europäischen Plätze mitzuspielen.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW