Social Media: So profitieren Amateurvereine
Der 1. FC Kalchreuth macht es vor. Markus Giering spricht mit uns über die Social-Media-Strategie des Bezirksligisten und nennt die Vorteile und den Aufwand für Amateurklubs.
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Titelsammler SC Klinge Seckach: "Anspruch ist, den Mädchen eine Plattform zu bieten, um überregional auf sich aufmerksam zu machen."[Foto: SC Klinge Seckach]
Stefan Sauter-Schnabel ist seit zweieinhalb Jahren Jugendtrainer beim badischen Frauenfußballverein SC Klinge Seckach, der zwischen 1990 und 1998 in der Frauen-Bundesliga spielte. Seine Mädchen eilen von Erfolg zu Erfolg und wurden erst durch die Corona-Pause ausgebremst.
Mit dem Trainerdasein hatte Stefan Sauter-Schnabel eigentlich schon abgeschlossen. Nachdem er seinen Sohn beinahe zehn Jahre lang im Amateurbereich betreut hatte, sollte Schluss damit sein, dreimal in der Woche auf dem Sportplatz zu stehen. Weil jedoch seine um einige Jahre jüngere Tochter Lotta ebenfalls mit dem Kicken im Verein anfing, war der Vater doch wieder mit von der Partie. Und da seine Filia früh eine überdurchschnittliche Veranlagung gezeigt hatte, wechselte sie in die Jugend des SC Klinge Seckach.
Auch bei den Rot-Gelben wurde Lotta zu einer Leistungsträgerin, also sei man beim Verein wohl auf die Idee gekommen, "den Vater zum Trainer zu machen, dann bleibt die Lotta bestimmt", schmunzelt Stefan Sauter-Schnabel. Eine glückliche Entscheidung, wie sich in der Folge herausstellen sollte. Seit dem Amtsantritt im Sommer 2018 entwickelte der Trainer - gemeinsam mit seinem Jugendfreund Rüdiger Zilling und dem ehemaligen Stützpunkttrainer Jürgen Thoma - die Mannschaften der Jahrgänge 2006 bis 2008 sukzessive weiter. Bereits seit März 2018 haben die Teams kein Meisterschaftsspiel mehr verloren, gewannen jede Staffel, in der sie antraten und krönten ihre Erfolge im Frühjahr 2019 mit dem Gewinn der Badischen D-Juniorinnen Futsalmeisterschaft (VR-Talentiade CUP).
Ein Grund für diese Erfolge ist sicherlich die Findigkeit des Trainers, neue Spielerinnen zu akquirieren. Da Sauter-Schnabels Tochter in der vom Badischen Fußballverband organisierten Fördergruppe Odenwald trainierte, bot sich dem Vater die Möglichkeit dort talentierte Mädchen direkt anzusprechen. Innerhalb weniger Monate schlossen sich auf diese Weise acht Spielerinnen der Klinge an. Der Triumph bei der Badischen Futsalmeisterschaft sei anschließend die Initialzündung für die weitere Entwicklung gewesen, berichtet Sauter-Schnabel. Fortan hätten sich die Eltern von Mädchen auch von sich aus gemeldet, um ihre Töchter in Seckach spielen zu lassen. "Wenn ich in den Wochen darauf am Stützpunkt aufgetreten bin, hat das Getuschel angefangen. Der Stellenwert unserer Arbeit war deutlich geworden", so der Übungsleiter.
"Nachdem wir das Spiel gewonnen hatten, war in der Halle auf einmal der Teufel los"
Dabei war der Finalsieg bei dem Hallenturnier 2019 weniger außergewöhnlich, als die Teilnahme am Finale selbst. Denn die meisten Beobachter*innen dürften damit gerechnet haben, dass im Halbfinale gegen die große TSG Hoffenheim - der Dominator im badischen Mädchenfußball - Schluss sein würde. Die Klinge-Mädels riefen jedoch ihr ganzes Können ab und setzten sich mit 1:0 durch. Es war das bislang einzige Mal, dass die TSG-Mädchen das Finale dieses seit 2015 ausgespielten Wettbewerbs verpassten. "Nachdem wir das Spiel gewonnen hatten, war in der Halle auf einmal der Teufel los", berichtet Sauter-Schnabel. Im Finale habe seine Mannschaft dann auch eigentlich keinen Trainer mehr gehabt. Er habe nur da gesessen und zugeschaut. "Ich war von dem Halbfinale noch so geflasht, weil wir besser nicht hätten spielen können. Da hat sich bei mir eine große innere Zufriedenheit eingestellt."
Wenige Monate später wiederholte sich das Duell mit der TSG auf Rasen. Sauter-Schnabel hatte die Hoffenheimerinnen eingeladen, ein Freundschaftsspiel zu bestreiten. Er habe wissen wollen, ob das Ergebnis in der Halle nur ein Zufall gewesen sei, weil die Spielzeit auf zehn Minuten begrenzt und Vier gegen Vier gespielt worden war. Das zwischenzeitlich weiter verstärkte Seckacher Team verpasste einen erneuten Sieg, wenngleich Rainer Korn, Trainer der TSG, anschließend gestand, man habe bei dem 1:1 einiges an Glück gehabt.
Dass Sauter-Schnabel den Wettkampf mit Hoffenheim sucht, hat auch damit zu tun, dass seine Mädchen der regionalen Konkurrenz inzwischen entwachsen sind. Das zeigt sich insbesondere in den Herbstrunden, in denen die Klassen regional zusammengestellt werden. Aber auch in den Frühjahrsrunden, in denen die Teams einander nach Leistungsstand - auch überregional - zugeordnet werden, dominieren seine Mädels inzwischen, meint Sauter-Schnabel.
Um die jungen Spielerinnen in ihrer fußballerischen Entwicklung trotzdem weiter zu fördern und zu fordern, ließ er sie zuletzt auch gegen ältere Gegnerinnen oder die körperlich stärkeren Jungenmannschaften aus der Kreisliga spielen. "Da haben sie schon auch mal deutlich verloren, aber den meisten waren sie fußballerisch überlegen" so der Seckacher Trainer. "Wenn wir ankamen, haben die Jungs gegrinst, weil sie lauter Mädels gesehen haben, aber nach 20 Minuten sind sie auf dem Zahnfleisch dahergekommen, weil sie mit dem Tempo und dem Spielfluss nicht mithalten konnten."
Sogar gegen die eigene erste Mannschaft hat er seine Mannschaft spielen lassen, um sie wirklich an ihre Grenzen zu führen. Seine Spielerinnen schlugen sich dabei so tapfer, dass es den Verbandsliga-Kickerinnen größten Respekt abnötigte. "Inzwischen kommen einige sogar zu unseren Spielen und kennen die Mädels beim Namen, weil sie sehen, da kommt was nach." Überhaupt werden die Leistungen Sauter-Schnabels und seiner Mitstreiter im ganzen Verein registriert, der die Erfolge seiner Jugend stolz auf der eigenen Website herausstellt.
Wieviel besser diese Generation die erste Mannschaft einmal machen wird, steht in den Sternen. Anfang der 1990er Jahre hatte diese noch acht Jahre lang in der neu gegründeten Bundesliga gespielt, ehe sich der schleichende Abstieg bis hinunter in die 5. Liga vollzog. Große Spielerinnen wie Silvia Neid oder Renate Lingor haben einstmals für die Klinge die Schuhe geschnürt. Dass mit dem großen Fußball allein unter finanziellen Gesichtspunkten nicht mehr mitzuhalten sei, müsse man einsehen, meint Sauter-Schnabel. Dementsprechend sind auch die Perspektiven für die besten Jugendspielerinnen in Seckach begrenzt.
"Ich denke, dass die eine oder andere uns in Zukunft verlassen wird", gibt der Trainer unumwunden zu. Das widerspräche seinen persönlichen Zielsetzungen jedoch keineswegs. "Einige der Mädchen sind so gut, die hätten ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten, wenn sie im Rhein-Neckar-Raum wohnen würden, in Karlsruhe, Mannheim oder Heidelberg. Dass wir denen die Möglichkeit bieten können, auf diesem Level Fußball zu spielen, das freut mich!" Und er ergänzt: "Mein Anspruch ist, dass wir den Mädchen eine Plattform bieten, um überregional auf sich aufmerksam zu machen." Das ist gelungen und so bereitet dem Übungsleiter lediglich die aktuelle coronabedingte Auszeit ein paar Sorgen, die den Siegeszug seiner Spielerinnen nun ein zweites Mal vorläufig unterbrochen hat.
Zum Abschied zieht Sauter-Schnabel nochmal den Vergleich zwischen Jungen- und Mädchenmannschaften. Er erklärt, dass er mit den Jahren bezüglich der sozialen Dynamik eines gelernt habe: "Wenn die Jungs verlieren, suchen sie immer einen Sündenbock. Da kann die Mannschaft noch so gut strukturiert sein, es gibt immer ein oder zwei, die beschuldigt werden, wenn es nicht so läuft. Die Mädchen zeigen dagegen ein ganz anderes soziales Verhalten. Sie sind gemeinschaftlicher, gewinnen und verlieren zusammen. Und das macht Spaß, weil ich da nie Schwierigkeiten habe!"
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