Engagement |18.07.2022|10:45

TB Berlin: Für Zivilcourage geehrt

TeBe Berlin erhielt eine Auszeichnung für das Engagement gegen Diskriminierung.[Foto: Zentralrat der Juden]

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Seit vielen Jahren setzt sich der Verein für Toleranz, eine offene Gesellschaft und gegen Diskriminierungen jeglicher Form ein. Nun hat der frühere Bundesligist Tennis Borussia Berlin für sein gesellschaftliches Engagement eine wichtige Auszeichnung erhalten: den vom Zentralrat der Juden verliehenen Paul-Spiegel-Preis.

Im Rahmen eines Festaktes im Stadtbad Oderberger Straße im Stadtteil Prenzlauer Berg wurden außerdem die "Omas gegen Rechts" mit dem Preis geehrt, der an den ehemaligen Präsidenten des Zentralrats Paul Spiegel und dessen Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus erinnert.

Tebe-Vorstandsmitglied Tobias Schulze erläutert im Interview mit FUSSBALL.DE , warum sich der Klub gesellschaftlich so engagiert.

FUSSBALL.DE: Herr Schulze, was bedeutet Tennis Borussia Berlin die Auszeichnung mit dem Paul-Spiegel-Preis?

"Wir sind bei TeBe auf allen Ebenen sehr offen für gesellschaftliches Engagement, vom Vorstand hin bis zu den einzelnen Teams."

Tobias Schulze: Das ist eine große Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit, daher tut das einfach gut. Das gesellschaftliche Engagement, das wir betreiben, ist schließlich mit enormem Aufwand verbunden und wird leider nicht immer honoriert. Im Gegenteil, manchmal bekommt man sogar ganz schön Gegenwind, wenn man sich zu sehr für eine Sache einsetzt.

Was meinen Sie damit?

Tobias Schulze: Es ist ja nicht so, dass alle immer dasselbe gut finden, ob im normalen Leben oder im Fußball. Wir gehen sehr offen mit unseren Werten um und treten eindeutig gegen Diskriminierung, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus ein. Deshalb nehmen wir den Paul-Spiegel-Preis sehr gerne an und fühlen uns dadurch ermutigt, so weiter zu machen.

Die Ehrung gab es für das Engagement des Vereins an sich, aber auch für eine ganz besondere Aktion. Erzählen Sie und doch bitte davon!

Tobias Schulze: Vor einem Jahr hatten wir keinen Trikotsponsor und wollten daher mit dem Schriftzug der Organisation CURA, die Opfer rechter Gewalt unterstützt, auflaufen. Das hat uns der Nordostdeutsche Fußballverband mit Verweis auf seine Regularien zunächst nicht erlaubt, dann aber eingelenkt und seine Spielordnung angepasst. Das ist auch nicht selbstverständlich, und dafür sind wir dem NOFV auch sehr dankbar. So konnten wir ein sichtbares Zeichen für eine Sache setzen, die uns am Herzen liegt.

Die Aktion hat TeBe sehr viel Aufmerksamkeit gebracht, auch über Berlin hinaus…

Tobias Schulze: Dagegen möchten wir uns nicht wehren ( lacht ). Bevor uns die Aktion mit CURA auf dem Trikot gestattet wurde, haben wir bereits mit besonderen Aufwärmshirts ein Zeichen gesetzt.  Auf denen waren die Namen der 14 Menschen zu lesen, die im letzten Jahr in Berlin Todesopfer rechter Gewalt geworden sind.

Hilft der große Name TeBe dabei, mehr Menschen zu erreichen, als wenn man ein weniger bekannter Verein wäre?

Tobias Schulze: Das ist definitiv so! Wenn wir etwas machen, dann ist schon ein gewisses Medienecho zu spüren. Viele Menschen können irgendwas mit Tennis Borussia Berlin in Verbindung bringen. Dabei zählt aber nicht nur die Vergangenheit und weil wir mal Bundesligist waren, sondern natürlich auch, dass wir uns seit Jahren beharrlich gesellschaftlich positionieren. Wir sind bei TeBe auf allen Ebenen sehr offen für dieses Engagement, vom Vorstand hin bis zu den einzelnen Teams. Trotzdem ist es nicht so, dass zum Beispiel Spieler zu uns kommen, weil wir uns zum Beispiel gegen Antisemitismus starkmachen, weil TeBe eine besondere jüdische Vergangenheit hat. In erster Linie sind wir ein Fußballverein, der leistungsorientiert aufgestellt ist und Fußballern eine gute sportliche Perspektive bieten können. Die erste Mannschaft spielt in der Regionalliga, die U19 und U17 auch, da geht es in erster Linie darum, Spiele zu gewinnen und nicht um gesellschaftliche Themen.

Trotzdem: Welche Aktionen in Sachen gesellschaftliches Engagement sind von Tennis Borussia Berlin in Zukunft noch zu erwarten?

Tobias Schulze: Eine Veranstaltung haben wir gerade erst hinter uns, das war kurz vor der Auszeichnung mit dem Paul-Spiegel-Preis. Da haben wir einen Workshop veranstaltet, bei dem wir die Trainer und Kapitäne der Senioren- und älteren Jugendmannschaften über Antisemitismus im Alltag und auf dem Fußballplatz aufgeklärt und dabei versucht haben, eine große Sensibilität für das Thema zu schaffen. Regelmäßig gibt es auch Gedenkaktionen zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitglieder, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. Vor Saisonbeginn müssen wir uns jetzt erst einmal auf den Fußball und die Organisation des Spielbetriebs konzentrieren, danach werden wir uns sicher wieder etwas in dem Bereich einfallen lassen, in dem TeBe ebenfalls anerkannt und geschätzt wird.

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