Magazin | 18.05.2025 | 09:15

FC Internationale Berlin: Ein "Sportverein der Zukunft"

"Nachhaltigkeit endet nicht auf unserer Anlage": Der FC Internationale Berlin engagiert sich ökologisch, ökonomisch und sozial.[Foto: Sven Bock/Loredana Zafisambondaoky]

Der FC Internationale Berlin ist der erste deutsche Amateurverein, der 2021 vom TÜV Rheinland erfolgreich auf Nachhaltigkeit geprüft wurde. Um das Siegel zu bekommen, mussten die Verantwortlichen die Kompetenz des Vereins in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales glaubhaft unter Beweis zu stellen. Vier Jahre ist das nun her. Welche Maßnahmen können andere Vereine übernehmen, um nachhaltig zu agieren? FUSSBALL.DE hat genau hingeschaut.

Die Ziele beim FC Internationale Berlin sind ambitioniert. Die sportlichen natürlich auch, aber vor allem die nachhaltigen. Denn der Klub aus der Hauptstadt hat für sich selbst einen Slogan ausgerufen, der die Ambitionen deutlich unterstreicht. Die Verantwortlichen wollen den FC Internationale Berlin zum "Sportverein der Zukunft" umbauen. Vieles ist bereits geschehen, anders befindet sich gerade in der Planung beziehungsweise Umsetzung. Klar ist: Unter diesem Motto werden die umfangreichen Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit gebündelt.

Ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit

"Mit unserem Nachhaltigkeitsengagement möchten wir unseren Teil zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und unseres Planeten beitragen und innerhalb sowie außerhalb des Vereins ein Vorbild sein", sagt Anton Klischewski, seit 2021 Koordinator für Nachhaltigkeit und Engagement sowie Vorstandsmitglied für diese Themen beim FC Internationale Berlin. "Wir haben umfangreiche Maßnahmen getroffen, um unsere Ideen aus der Theorie in die Praxis zu überführen. Aber Nachhaltigkeit endet ja nicht auf unserer Anlage. Deshalb informieren wir unsere Mitglieder in regelmäßigen Workshops, wie sie sich auch im Privaten nachhaltiger verhalten können. Viele Dinge, die wir hier bei Inter umsetzen, sind selbstverständlich in den Alltag der Menschen übertragbar."

Um die hohen Ziele zu erreichen, hat der Verein Ende 2020 eine Projektgruppe zum Thema ins Leben gerufen, die aus 15 Mitglieder besteht. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet wird, also nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten, sondern dass auch ökonomische und soziale Aspekte in gleichem Maße Beachtung finden.

"Wir haben uns beispielsweise folgende Fragen gestellt", sagt Klischewski: "Woher kommt unser Essen für das Catering in der Inter Arena? Woher unsere Fußbälle, unsere Trikots und Fanshopartikel? Unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen werden sie hergestellt? Zu welchen weiteren sozialen Themen im Bezirk können wir uns engagieren? Welche ökologischen Aspekte sind für uns noch relevant - Stichwort CO2-Reduktion und Abfallvermeidung?"

"Mit unserem Nachhaltigkeitsengagement möchten wir unseren Teil zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und unseres Planeten beitragen"

Die Antworten, zu denen sie gekommen sind, waren für sie oft nicht zufriedenstellend. Deshalb wurden Maßnahmen ergriffen, um diese Punkte zu optimieren. So wurde beispielsweise die Ausstattung des Fanshops umgestellt. Shirts, Turnbeutel und alle anderen Internationale-Utensilien kommen nun aus fairer Herstellung. Die Trikots, die inzwischen nachhaltig in Portugal aus voll kreislauffähig zertifizierten Materialien nach "Cradle to Cradle Gold-Standard" hergestellt werden, sind werbefrei und tragen stattdessen den Schriftzug "No Racism". Auf diesem Weg soll ein deutliches Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung gesetzt werden.

Auch beim Catering ist viel geschehen: Das Getränkeangebot ist komplett Bio-zertifiziert oder kommt aus lokaler Herstellung. Beim Essen sind ebenfalls bereits einige Produkte auf Bio umgestellt, weitere sollen folgen. Seit Anfang des Jahres 2025 ist zudem ein Elektro-Siebensitzer-Bus für die Auswärtsfahrten von Teams oder die Erledigung von Transporten im Einsatz. Außerdem besitzt der Verein ein Lastenfahrrad, welches kostenlos von Menschen im Bezirk ausgeliehen werden kann, nicht nur durch Mitglieder. Das sind nur einige von vielen Maßnahmen, die der Verein konsequent umsetzt.

Mit seinem beachtlichen Engagement übernimmt der Klub nicht nur eine Vorreiterrolle im Amateurfußball, er wurde dafür auch mehrfach ausgezeichnet. 2023 bekam der FC Internationale durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den "Großen Stern des Sports" in Gold verliehen. Die "Sterne des Sports" sind Deutschlands bedeutendste Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen. Der Deutsche Olympische Sportbund und die Volksbanken-Raiffeisenbanken zeichnen Klubs aus, die sich über ihr sportliches Angebot hinaus besonders gesellschaftlich engagieren.

Und das trifft auf den FC Internationale zu. Inter ist ein Fußballverein mit mehr als 1300 Mitgliedern aus mehr als 70 Nationen, der im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg beheimatet ist. Der Klub deckt die gesamte Palette des Fußballsports ab: Es gibt Mädchen, Jungen, Frauen, Männer, Senioren und Altligisten bis in den Ü 70-Bereich hinein. Inter wurde im Jahr 1980 von gut 20 Hobbyfußballern gegründet. Ziel war es, mit engagierten Menschen Fußball auf gutem Niveau zu spielen, ohne die Spielerinnen und Spieler dafür zu bezahlen. Die Gründungsidee gilt immer noch, kein Spieler beim FC Internationale bekommt Geld, auch keine Auflaufprämien und keine verdeckten Honorare.

"Climate Captains"

Die Verantwortlichen haben zudem das Konzept für das Projekt "Climate Captains" erstellt, beim DFB-Ideenwettbewerb eingereicht und waren damit erfolgreich. Die Idee dahinter: Hierbei werden zwischen Februar und Juli 2025 Botschafterinnen und Botschafter aus dem Verein nicht nur zu ökologischer Nachhaltigkeit weitergebildet. Darüberhinaus bekommen sie die Möglichkeit, demokratisch und generationenübergreifend über Budgets des FC Internationale zu entscheiden. Sie haben 10.000 Euro zur Verfügung und sollen damit den FC Internationale noch nachhaltiger aufstellen.

"Wichtig ist, dass die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer selbstständig entscheiden können", erklärt Klischewski. "Sie müssen sich nicht das Okay von den Vereinsverantwortlichen abholen." Es gibt lediglich fünf abgegrenzte Themenfelder, für die die Gelder eingesetzt werden sollen: Abfallvermeidung, mehr Natur auf der Sportanlage, das Einsparen von Treibhausgasen, die Reduzierung des Wasserverbrauchs und die transparente Kommunikation dieser Themen.

Die Umsetzung des Projekts hat bereits erfolgreich begonnen. Auch die Teilnahme an dieser Maßnahme zeigt, dass der FC Internationale Berlin ein besonderer Verein in Deutschland ist. Nicht, weil er sportlich besonders erfolgreich ist. Diese Rolle nehmen andere ein. Aber weil er sich weit über das normale Maß hinaus nachhaltig engagiert.