SC Croatia Bochum: "Multikulti im besten Sinne"
SC Croatia Bochum: "Wir schließen niemanden aus."[Foto: SC Croatia Bochum]
Der SC Croatia Bochum ist ein besonderer Verein - wie der Name es schon sagt, ist er die Heimat für viele kroatische Immigranten, die inzwischen im Ruhrgebiet leben. Aber nicht nur das: Der Verein ist Multikulti im besten Sinne des Wortes. Auch Menschen aus anderen Ländern sind willkommen - wenn sie mit der kroatischen Mentalität zurechtkommen. Wie wichtig ist es Verantwortlichen und Spielern, etwas Heimat in Deutschland zu haben?
Freitags ist Grilltag beim SC Croatia Bochum. Immer und bei (fast) jedem Wetter. Nach dem Training der ersten Mannschaft wird die Kohle angezündet. Dann kommen selbstverständlich auch typisch kroatische Speisen auf das Rost – vor allem der Klassiker Cevapcici, die gegrillten Röllchen aus Hackfleisch. Die Kroaten, die beim SC Croatia Bochum Fußball spielen, bekommen Heimatgefühle, wenn sich der Geruch auf der Anlage im Ruhrgebiet verbreitet. Alle anderen kommen in Urlaubsstimmung.
Denn beim SC Croatia Bochum kicken natürlich nicht nur Kroaten. Zwei Mannschaften hat der Klub derzeit im Spielbetrieb, eine in der Kreisliga A, eine in der Kreisliga C. "Wir sind Multikulti im besten Sinne des Wortes", sagt Dario Ruzic, der 1. Vorsitzende. "Bei uns spielen neben Kroaten auch Deutsche, Serben, Bosnier, Albaner, Türken, Marokkaner und Menschen aus vielen weiteren Nationen. Und das ist auch genau richtig so. Wir sind eine Gemeinschaft, die Spaß am Fußball haben will."
"Der Balkan-Konflikt ist hier kein Thema, bei uns ist jeder willkommen, der Lust auf Fußball hat"
Der Fußball verbindet hier Menschen aus Nationen, deren Heimatländern sich am Balkan lange bekriegt haben. "Dieser Konflikt ist hier kein Thema, bei uns ist jeder willkommen, der Lust auf Fußball hat und der sich mit unseren Werten identifizieren kann", betont Ruzic. "Wir schließen niemanden aus, der Teil unserer Gemeinschaft sein will. Es gibt genug Konflikte auf der Welt. Hier sollen Nationalität und Glaubensrichtung keine Rolle spielen. Wir wollen zusammen unserem Hobby nachgehen und Spaß haben."
Damit alle wissen, was konkret gemeint ist, haben die Verantwortlichen sechs Leitlinien formuliert, an die sich alle zu halten haben:
- Wir respektieren uns und andere
- Wir helfen uns gegenseitig
- Wir vertrauen uns gegenseitig
- Der Spaß und das Miteinander sind uns wichtig
- Niemand ist Chef
- Niemand ist schlecht
Ruzic ist seit 2012 im Verein und seit 2022 der 1. Vorsitzende des international geprägten Klubs aus Bochum. Aber nicht nur das. Er ist auch spielender Trainer in der ersten Mannschaft. Mit 40 Jahren. "Fußball macht mir einfach zu viel Spaß, aufhören ist keine Option", sagt er. "Solange es mein Körper zulässt, bin ich gerne dabei. Außerdem bleibe ich so körperlich und geistig fit." Man könnte auch sagen: Einmal Amateurfußball, immer Amateurfußball.
Die erste Mannschaft spielt derzeit die zweite Saison in der Kreisliga A - und wird den Abstieg vermeiden können. Zuletzt konnte Croatia Bochum auf kuriose Art und Weise sogar den Tabellenführer stürzen.
Heimspiele an der Castroper
Ruzic erzählt: "Wir mussten sonntags beim VfB Günnigfeld antreten und hatten am Samstagabend im Grunde keine Mannschaft. Wir waren kurz vor einer Absage, haben uns aber doch entschieden, dort anzutreten. Wir sind dann mit zwölf Mann nach Günnigfeld gefahren. Ich musste sogar ins Tor gehen, weil wir keinen Keeper hatten. Es war ein verrücktes Spiel, das wir am Ende tatsächlich mit 2:0 gewinnen konnten. Es war erst die zweite Saisonniederlage für Günnigfeld."
Im Moment trägt der SC Croatia Bochum seine Heimspiele noch an der Castroper Straße aus. Das Problem: Sie können dort zwar einen Kunstrasenplatz nutzen, haben aber kein eigenes Vereinsheim. "Das ist vor allem im Winter und bei schlechtem Wetter nicht gut", sagt Ruzic. Aber eine Lösung ist in Sicht: In Bochum entsteht gerade eine neue Anlage, auf die der SC Croatia dann ziehen kann. Mit eigenem Vereinsheim. Aber natürlich auch mit einem guten Grill für das Cevapcici freitagabends.