Magazin | 28.06.2025 | 09:30

Norbert Matt: Der Unverzichtbare bei Blau-Weiß Gießen

Norbert Matt: "Ich versuche, Dienste so zu legen, dass sie mit meiner Tätigkeit für Blau-Weiß Gießen vereinbar sind."[Foto: Privat]

Norbert Matt ist unverzichtbar für die Spvgg. Blau-Weiß Gießen. Denn Nobby, wie er im Verein von allen nur liebevoll genannt wird, ist die gute Seele des Klubs. Was andere nicht gerne machen, übernimmt er - vom Abstreuen des Platzes bis zum Waschen der Trikots. Aber nicht nur das: Matt ist auch ein großer Befürworter und Unterstützer des Frauen- und Mädchenfußballs. Eine erfolgreiche Trainingswoche oder ein gelungenes Spieltagswochenende sind ihm lieber als große Lobgesänge. Er fragt dann auch: "Ein Porträt über mich? Muss das wirklich sein?" Die Antwort ist eindeutig: Ja, Ehrensache für FUSSBALL.DE . Weil kaum jemand so für den Amateurfußball brennt wie er.

Norbert Matt ist gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Die Koffer sind immerhin schon ausgepackt, die erste Ladung der Wäsche ist in der Maschine. Aber direkt nachdem das erledigt ist, führt ihn sein erster Weg auf die Anlage der Spvgg. Blau-Weiß Gießen, einem kleinen Verein aus dem Hessischen Fußball-Verband. Für Matt ist die Anlage, die allein schon wegen des Aschenplatzes nach ursprünglichem Amateurfußball aussieht, längst zur zweiten Heimat geworden. Der 54-Jährige ist Gesicht, gute Seele und Mann für alles bei dem Verein.

Gleichzeitig Trainer der Männer, Frauen und Jugend

Es gibt kaum ein Amt, das Matt nicht zumindest schon einmal zumindest kommissarisch ausgeführt hat. Er war Kassierer, Schriftführer, 1. Vorsitzender, Abteilungsleiter, Trainer, Platzwart, Schiedsrichter - und hat sich auch noch um den Betrieb der Gastronomie gekümmert. "Mein Problem ist, dass ich einfach nicht Nein sagen kann", sagt Matt und muss lachen. "Wenn irgendjemand einen Posten aufgibt und sich auf die Schnelle niemand findet, der übernehmen kann, mache ich das eben."

Zeitweise ging es sogar so weit, dass er gleichzeitig eine Jugendmannschaft sowie das Männer- und Frauenteam von Blau-Weiß Gießen trainiert hat: "In der Phase hat mich der Verein besonders gebraucht, weil sonst alles auseinandergebrochen wäre", berichtet Matt. "Und das konnte ich nicht zulassen. Eine Saison habe ich diese Dreifachbelastung durchgezogen. Dann konnten wir die Verantwortung wieder auf mehreren Schultern verteilen. Gemeinsam haben wir die Zukunft des Vereins so gesichert."

Man darf nicht vergessen, dass Matt neben seinem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement auch noch einen Job hat. Er arbeitet als Beamter in der JVA Gießen: "Ich bin im Schichtdienst tätig und versuche, meine Dienste immer so zu legen, dass sie mit meiner Tätigkeit für Blau-Weiß Gießen vereinbar sind."

"Mein Problem ist, dass ich einfach nicht Nein sagen kann - wenn irgendjemand einen Posten aufgibt, mache ich das eben"

Für den Verein ist das ein Glücksfall. Denn Matt ist unverzichtbar für die Spvgg. Blau-Weiß Gießen. Keine Begegnung findet statt, ohne dass er irgendwie seine Finger im Spiel hat. Sei es im Vorfeld bei der Planung der Spieltage, bei der unmittelbaren Vorbereitung wie dem Abstreuen, im Nachgang Trikots waschen und vieles mehr. Matt prägt den Verein auf ganz besondere Art und Weise.

Vor allem aber ist er ein großer Befürworter und Unterstützer des Frauen- und Mädchenfußballs. Matt war von Anfang an beim Aufbau der Mannschaften beteiligt, 2016 waren die ersten weiblichen Teams von Blau-Weiß Gießen im Spielbetrieb. Heute trainiert er die C-Juniorinnen. Besonders in den vergangene drei Jahren war er maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Frauenmannschaft gut im Verein und in der Liga etabliert hat. Um das zu erreichen, war er zeitweise Trainer der Mannschaft. Auch hier wieder: Weil sich zunächst niemand finden ließ, der die Aufgabe übernehmen wollte.

Aber Matt braucht das Rampenlicht nicht. Er macht das, weil es ihm Spaß macht. Nicht für das Lob. Und schon mal gar nicht für Geld. Er bringt sich ein, weil er für die Gemeinschaft etwas tun möchte. Weil der die Bedeutung eines funktionierenden Fußballvereins zu schätzen weiß. "Unser Verein liegt in einer Gegend in Gießen, die nicht immer ganz einfach ist", sagt er. "Bei uns spielen Fußballerinnen und Fußballer aus 25 Nationen. Da treffen zwangsläufig Menschen aufeinander, die im normalen Leben wahrscheinlich keinerlei Verknüpfungspunkte hätten. Bei uns verbindet alle die Liebe zum Fußball. Wir sind hier Multikulti im besten Sinne des Wortes."

In diesem Zusammenhang ist Matt eine Sache ganz wichtig: "Wir wollen aber nicht nur auf dem Fußballplatz zusammen erfolgreich sein und Spaß haben, wir wollen auch unseren Beitrag zur Integration der Zugezogenen leisten. Daher besagt eine unserer Regeln, dass unsere gemeinsame Sprache Deutsch ist. Vielleicht können wir es so schaffen, dass die Menschen, die nicht hier groß geworden sind, schneller unsere Sprache lernen. Es geht hier nicht nur um Fußball, sondern ganz viel auch um gesellschaftliche und soziale Aspekte."