Helmut Hein: Der Macher von der Mosel
"Irgendwann muss mal Schluss sein": Helmut Hein (M.) hört bei der DJK St. Matthias Trier als Vorsitzender auf.[Foto: Andreas Arens]
101 Jahre ist die DJK St. Matthias Trier mittlerweile alt. Eine der prägendsten Figuren in dieser Zeit hat sich nun zurückgezogen: Helmut Hein. Die positive Entwicklung bei einem der größten Klubs der Moselmetropole hat er entscheidend vorangetrieben. Da lag es fast auf der Hand, dass die Lobeshymnen bei seiner Verabschiedung kaum enden wollten.
Langanhaltende Ovationen begleiteten den mittlerweile 69-jährigen Hein, ehe er bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der DJK St. Matthias - wie angekündigt - nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidierte und die Verantwortung an den mehr als 40 Jahre jüngeren Marius Weidert (28) übergab. Leicht fiel dieser Schritt dem Ur-Trierer Hein nicht. "Doch irgendwann muss mal Schluss sein. Ich hatte ja bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass ich mich dann mit bald 70 zurückziehe - und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen."
"Er hat die Dinge durchgezogen"
Als "gradlinigen Typen, der auch selbst immer mit angepackt und die Dinge durchgezogen hat", charakterisierte Michael Maxheim den bisherigen Clubchef Hein. Der Vorsitzende des Sportkreises Trier weiß: "Ohne Helmut würde die DJK heute nicht da stehen, wo sie ist." Sagte es - und überreichte Hein den Ehrenbrief des Sportbundes Rheinland, weil dieser sich "besondere Verdienste um die Förderung des Sports" erworben habe.
Rund 26 Jahre war Hein Vorsitzender jenes Vereins, den er einst mit einer Mitgliederzahl von etwa 250 übernommen hatte. Heute gehören den Abteilungen Handball und Fußball fast fünfmal so viele Mitglieder an, darunter alleine etwa 700 Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen sieben Jahre als Jugendleiter, zehn Jahre als Abteilungsleiter Fußball, 22 Jahre als Fachwart des christlich geprägten DJK-Diözesanverbands, von dessen Vorsitzendem Bernd Butter er zum Abschied noch das Ehrenzeichen in Gold verliehen bekam. Zehn Jahre im Beirat des Fußballverbandes Rheinland runden Heins Wirken ab.
Posten und Positionen waren das eine - das Engagement, das dahintersteckte, das andere. Mit viel Herzblut nahm Hein seine Aufgaben wahr. Das hinterließ auch im privaten Bereich Spuren: "Wenn es gut lief bei der DJK, kam ich euphorisch nach Hause und konnte vor Freude kaum einschlafen. Andersherum habe ich - zum Leidwesen meiner Frau Maria - auch mal drei Tage fast kein Wort herausgebracht. Deshalb gilt mein besonderer Dank ihr, die mir immer den Rücken freigehalten hat."
"Wenn es gut lief bei der DJK, kam ich euphorisch nach Hause und konnte vor Freude kaum einschlafen"
Den Verein im schnell wachsenden, von der Konversion geprägten Trierer Stadtteil Weismark/Feyen weiterzuentwickeln - gerade infrastrukturell -, war Hein besonders wichtig. 1999 der Bau des Vereinshauses auf der Bezirkssportanlage, 2012 die Fertigstellung des Kunstrasenplatzes, drei Jahre später das Kleinspielfeld, 2023 die neue Sporthalle: Diese Projekte begleitete Hein maßgeblich mit. Doch er stellt deutlich heraus, dass der frühere (Ehren-) Vorsitzende Alfons Steinbach bis zu seinem Tod im Jahr 2019 ebenfalls wesentlichen Anteil an der steten Weiterentwicklung hatte. Großen Dank richtete Helmut Hein auch an seine beiden langjährigen Vorstandskollegen Rolf Neunkirch (bislang Schatzmeister) und Uwe Pasucha (als sein Stellvertreter), die sich nun ebenfalls zurückzogen: "Die Zusammenarbeit war von großem Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber es ging stets um die Sache selbst."
Der Verein stand für ihn immer im Mittelpunkt, nicht die persönlichen Interessen. "Wenn es sein musste, haben wir uns auch mal von Trainern oder anderen Mitarbeitern getrennt", sagt er. "Da war ich gerne für einige der Buhmann - weil es aus Vereinssicht einfach das Beste war." Konstruktive Kritik gehört für ihn dazu. Deshalb nahm er zu seinem Abschied auch kein Blatt vor den Mund: "Der zunehmende Bürokratismus, gerade in der Verwaltung, behindert die ehrenamtliche Arbeit immer mehr. Außerdem bräuchten wir dringend einen zweiten Sportplatz, auf dem man ganzjährig trainieren kann. Schließlich sind wir ja nicht die einzigen Nutzer der Anlage und haben alleine rund 25 Jugend- und Seniorenmannschaften."
An gemeinsame Zeiten in der ersten Mannschaft der Mattheiser erinnert sich Horst Schäfer: "Nach den Spielen gab es früher oft spät in der Nacht noch aus Gaudi ein Elfmeterschießen. Dabei hatte Helmut immer den härtesten Schuss. Ich kenne ihn jetzt 32 Jahre. Helmut war und ist immer nahe dran und absolut verlässlich."
Als Wosz erst nach Mitternacht wegfuhr
Allzu gerne hätte Hein sicher auch noch im Mai 2012 mitgespielt, als die mit vielen früheren National- und Bundesligaspielern gespickte Lotto-Elf unter ihrem legendären Trainer Rudi Gutendorf auf dem gerade neu gebauten Kunstrasen antrat. Doch auch als Organisator hatte Hein viel Spaß dabei: "Wolfgang Overath zauberte auf dem Platz wie zu besten Zeiten, Matthias Scherz traf beim 14:4 gegen unsere Auswahl alleine fünfmal, davon viermal per Kopf. Hinterher saßen wir noch lange zusammen. Die Uhr von Dariusz Wosz schien irgendwann stehen geblieben zu sein, und er fuhr erst nach Mitternacht nach Hause."
Den Glanz der großen Namen brauchte Hein aber nicht unbedingt. Sehr engagiert hat er sich in den vergangenen Jahren etwa um die Integration geflüchteter Ukrainer gekümmert. Zudem ist er ein großer Fan der Fußballerinnen der DJK und freute sich kürzlich sehr, als die D-Mädchen den Rheinlandmeistertitel errangen. Kürzlich war er einer der Initiatoren für eine Benefizveranstaltung, als es darum ging, gemeinsam mit dem Theaterverein und dem Musikverein aus Feyen Geld für zwei durch den Brand ihrer Häuser in Not geratene Familien zu sammeln.
Ein Aktivposten war er auch am Pfingstsamstag, als die DJK gemeinsam mit ihrem Förderverein ein inklusives und noch dazu internationales Turnier ausgerichtet hatte. À propos Förderverein: Hier ist der rüstige Rentner bereits seit einigen Monaten als Vorstandsmitglied tätig - und hier will er auch künftig seine reiche und wertvolle Erfahrung, die er über all die Jahrzehnte gesammelt hat, einbringen.
Doch zunächst geht’s gemeinsam mit seinen bisherigen Vorstandskollegen Neunkirch und Pasucha nach Paris. Zum Abschied spendierte die DJK dem ausgeschiedenen Trio nicht nur einen Trip in die französische Metropole, sondern überreichte ihnen auch lebenslange Dauerkarten. Während der bisherige Schatzmeister und der 2. Vorsitzende bei der Jahreshauptversammlung zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden, darf sich Hein nun Ehrenvorsitzender nennen. Auf Titel und Lobeshymnen legt er eigentlich überhaupt keinen Wert. Doch eine Träne im Knopfloch konnte er bei so viel Wertschätzung dann doch nicht verbergen.