Magazin | 28.06.2025 | 10:15

Nationalspieler Lacazette: Spielertrainer in der 7. Liga

"Romuald ist ein angenehmer Zeitgenosse, er hat keinerlei Starallüren": Nationalspieler Lacazette (l.).[Foto: FC Töging]

Beim Trainingsauftakt des oberbayerischen Bezirksligisten FC Töging waren die Blicke der Kiebitze besonders auf Romuald Lacazette gerichtet. Der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler, der zuletzt für den ehemaligen Drittligisten Türkgücü München in der Regionalliga Bayern am Ball war, wurde vor wenigen Tagen als erster Zugang des Dorfklubs präsentiert. Damit kickt ein Nationalspieler künftig in der 7. Liga.

Ex-Profi Lacazette, der seit September 2023 für die Auswahl des Karibikstaates Saint-Martin am Ball ist, soll künftig als spielender Co-Trainer den neuen Chefcoach Robert Berg (kommt vom SV Wacker Burghausen) unterstützen, aber auch auf dem Platz Akzente setzen. "Ich habe Romualds Werdegang immer verfolgt. Während meiner Zeit beim SV Wacker Burghausen spielte er beim FC Wacker Innsbruck und wir sind in Kontakt getreten", sagt der 50 Jahre alte UEFA-A-Lizenzinhaber Berg im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Ich wusste, dass er einen Trainerschein macht, war mein absoluter Wunschkandidat für die Co- Trainerposition."

Zehn Länderspiele für Saint-Martin

Der prominente Zugang des FC Töging hat eine beeindruckende Vita vorzuweisen. Der gebürtige Pariser wurde in der Jugend bei Paris St. Germain ausgebildet. Sein Cousin Alexandre Lacazette (34/Olympique Lyon) ist französischer Nationalspieler. 2015 wechselte Romuald von Paris nach München, schloss sich dem TSV 1860 München an, für den er in der 2. Bundesliga und in der 3. Liga am Ball war.

Die positive sportliche Entwicklung blieb auch den Fußballfunktionären von Saint-Martin nicht verborgen. Im Herbst 2023 gab Romuald Lacazette gegen Anguilla (6:0) sein Debüt im Nationaltrikot des Inselstaates, der zum französischen Überseegebiet gehört, und steuerte sogar einen Treffer bei. Insgesamt absolvierte Lacazette, der mit seiner Familie in Wasserburg lebt, bislang zehn Einsätze für das Nationalteam von Saint-Martin, das mit 32.000 Staatsangehörigen etwa dreimal so viele Einwohner hat wie die Kleinstadt Töging am Inn (9.496).

Romuald Lacazette bereitet sich nun schrittweise auf eine Karriere nach dem aktiven Fußball vor, will im Trainergeschäft Fuß fassen und wird dabei von Chefcoach Robert Berg tatkräftig unterstützt. "Romuald ist ein angenehmer Zeitgenosse und sehr umgänglich, er hat keinerlei Starallüren", sagt Berg, der als selbstständiger Versicherungskaufmann seinen Lebensunterhalt verdient. "Er bringt sehr viel Erfahrung mit, und die Zusammenarbeit könnte kaum besser sein", betont Berg, trifft aber auch gleich auf die Euphoriebremse. "Romuald hat ein halbes Jahr lang nicht gespielt, und wird deshalb nicht gleich die gesamte Liga in Grund und Boden schießen."

"Romuald hat ein halbes Jahr lang nicht gespielt und wird deshalb nicht gleich die gesamte Liga in Grund und Boden schießen"

Sportlich lief es für den FC Töging in der abgelaufenen Spielzeit nicht so berauschend. Erst im Schlussspurt wurde mit zwei Siegen gegen die SpVgg Altenerding (1:0) und den TSV Dorfen (3:1) der Klassenverbleib festgezurrt. Mit dem neuen Trainergespann soll ein erneutes Zittern um den Klassenverbleib möglichst frühzeitig abgewendet werden.

Robert Berg und Romuald Lacazette, der nun der verlängerte Arm des Cheftrainers auf dem Platz sein soll, müssen im Rahmen der Vorbereitung noch einige "Baustellen" abarbeiten. Neun Spieler haben den Verein verlassen. Außerdem fallen mit Marius Hutterer und Kapitän Alexander Hofer (beide Kreuzbandriss) zwei weitere Akteure langfristig aus.

Neben "Königstransfer" Lacazette stehen mit Elias Scherer (TSV Buchbach), Aristote Biali (VfL Waldkraiburg), Erich Krichgessner (SV Erlbach) und Berat Uzun (TSV Ampfing) erst vier weitere Zugänge fest. Mittelfeldspieler Julian Scherer, der wegen einer Schulter-Operation lange pausieren musste, wird voraussichtlich erst Ende August wieder in das Geschehen eingreifen. "Momentan sind wir noch etwas dünn aufgestellt, benötigen noch zwei bis drei Spieler mit guter Qualität, um ein schlagkräftiges Team beisammen zu haben", sagt Cheftrainer Berg.

Ziel: Der Klassenverbleib

Bis zum Ligastart am letzten Juli-Wochenende hat das neue Trainergespann 17 Einheiten angesetzt und bereits sechs Testspiele festgezurrt. "Natürlich möchte man als Sportler immer das Maximale herausholen. Aber ich denke, dass wir gut beraten sind, wenn wir erst einmal möglichst schnell die nötige Punke für den Klassenverbleib holen", gibt Cheftrainer Berg nach zwei ganz schweren Spielzeiten, in denen nur knapp der Abstieg in die Kreisliga verhindert werden konnte, die Marschrichtung vor.

Dabei sieht auch Berg sein Engagement beim FC Töging nicht als sportlichen Rückschritt. "Ich will eine Mannschaft trainieren, in der man eine Perspektive erkennt und mit der man etwas bewegen kann", stellt er klar, dass die Ligazugehörigkeit keine entscheidende Rolle spielt. "Vielmehr geht es als Trainer bei jedem Klub darum, die Zugänge möglichst gut zu integrieren und den bestehen Kader besser zu machen. Das ist auch in Töging mein Ziel."