Magazin | 11.10.2025 | 10:00

Vorbildliche Nachwuchsarbeit: "Jugend forscht" beim FC Ismaning

Mit zwei Siegen aus den letzten zwei Spielen: Beim FC Ismaning "greifen die Zahnräder immer mehr ineinander".[Foto: FC Ismaning]

22,4 und 22,3: Was auf den ersten Blick nach (spät-)sommerlichen Temperaturen aussieht, war das Durchschnittsalter der Startformation des FC Ismaning in den beiden zurückliegenden Partien in der Bayernliga Süd. Dabei sprangen gegen die beiden Spitzenmannschaften SV Erlbach (3:1) und SV Kirchanschöring (1:0) Siege heraus.

Betrachtet man den gesamten Kader, liegt der 20 Kilometer nördlich vom Münchner Stadtzentrum gelegene Verein sogar bei einem Altersschnitt von 21,9. Knapp unterboten wird der Wert nur von der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München - dem einzigen Nachwuchsteam der Spielklasse. "Jugend forscht" beim FC Ismaning.

"Zusätzlicher Ansporn" für eigene Talente

"Unsere Jugendteams sind sehr erfolgreich. Da liegt es für uns auf der Hand, primär die Spieler aus den eigenen Reihen zu fördern", erklärt der 1. Vorsitzende Günter Glasner im Gespräch mit FUSSBALL.DE. So waren nicht weniger als elf Spieler des derzeit 29 Akteure umfassenden Bayernliga-Kaders schon im Nachwuchsbereich für den FC Ismaning am Ball.

Lucio Gonzalo Theveny und Toni Guinari rückten erst in diesem Sommer aus der U 19 auf. Aber auch inklusive der Spieler, die zuletzt das Trikot eines anderen Vereins getragen hatten, liegt das Durchschnittsalter der Zugänge bei lediglich 20,6. Dem steht ein Alter der Abgänge von 23,9 gegenüber.

"Indem wir viele junge Spieler einbauen, sehen unsere Talente, dass ihr Weg auch bei unserer ersten Mannschaft weitergehen kann, was ein zusätzlicher Ansporn ist", so Glasner weiter. "Auch von finanzieller Seite her hat das einige Vorteile. Mit Trainer Xhevat Muriqi haben wir einen Cheftrainer, der mit Herzblut hinter dieser Herangehensweise steht."

Von 1999 bis 2006 war Xhevat Muriqi noch selbst Spieler beim FC Ismaning. In dieser Zeit erlebte der 51-Jährige nicht nur unter anderem den Aufstieg in die damals viertklassige Bayernliga (1999/2000), sondern unter dem damaligen Trainer Willi Bierofka - Vater von Ex-Nationalspieler Daniel Bierofka - auch das Duell mit Borussia Dortmund in der Hauptrunde des DFB-Pokals (2000/2001). Ab 2007 war Muriqi als Co-Trainer beim erstmaligen Aufstieg in die Regionalliga Bayern (2011/2012) ebenso dabei wie später als Chefcoach bei den Doppelabstiegen bis in die Landesliga Südost (2014/2015).

"Eigentlich wollte ich damals gar nicht Trainer werden"

"Eigentlich wollte ich damals gar nicht Trainer werden", erinnert sich der Kosovo-Albaner im Gespräch mit FUSSBALL.DE. "Ich wurde aber dazu überredet und kann mittlerweile sagen, dass ich nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer den Aufstieg in die Bayernliga geschafft habe." Unter anderem durch die sportlichen Momente ist "Ismaning eine richtige Heimat für mich geworden".

Nachdem sein Vertrag im Sommer 2017 ausgelaufen war, kehrte der 51-Jährige nach seiner Station beim FC Moosinning (2017 bis 2019) und seiner Tätigkeit als Co-Trainer bei der zweiten Mannschaft des TSV 1860 München (2019 bis 2021) zunächst als U 19-Trainer zum FC Ismaning zurück. Seit Oktober 2023 ist er erneut für die erste Mannschaft verantwortlich.

"Dadurch, dass wir den Kader noch einmal verjüngt haben, haben wir auch den Konkurrenzkampf hochgeschraubt ", so Muriqi. "Es kann sich keiner sicher sein, dass er in der Startelf stehen wird - wobei es nach Siegen natürlich weniger Gründe gibt, etwas zu verändern. Im Training herrscht eine hohe Intensität, was uns auch in den Pflichtspielen zugutekommt. Die Jungs sind willig, wissbegierig und wollen von dem überzeugt werden, was wir für die Partien vorbereiten."

Kapitän Daniel Weber mit 27 Jahren der Älteste

Beim FC Ismaning ist man sich bewusst, dass "junge Spieler auch mal Fehler machen. Die wollen die Jungs aber sofort wieder gutmachen", wie der Trainer erklärt. In den zurückliegenden Wochen - der FCI sammelte zehn seiner insgesamt 15 Zähler in den vergangenen fünf Partien - "haben wir die Balance immer besser hinbekommen. Dinge, die im Training gegen meist Gleichaltrige funktionieren, sind in der Meisterschaft gegen erfahrene Gegner teilweise zu risikoreich. Dieser Mut ist aber genau im letzten Drittel gefragt".

Auf dem Feld werden die jungen Spieler von Daniel Weber angeleitet. Der Innenverteidiger ist bereits mit 27 Jahren der älteste Spieler im FCI-Kader. Mit Dimitrios Vourtsis (26), Alessandro Di Rosa (24), Alessandro Cazorla (24) und Jeremie Zehetbauer (24) sind nur vier weitere Akteure älter als 23 Jahre. "Ich kenne Daniel bereits seit der A-Jugend. In den letzten Jahren hat er sich fußballerisch deutlich weiterentwickelt und ist menschlich top. Als Kapitän ist er sehr wichtig für uns", betont Xhevat Muriqi.

Auf die weitere Entwicklung des Teams blickt der FCI-Trainer mit großer Zuversicht. "Nachdem jeder in der Vorbereitung seine Einsatzminuten bekommen hat, sind wir im Verlauf der Meisterschaft in einen Spielfluss gekommen", so Muriqi. "Die Zahnräder greifen immer mehr ineinander. So sind wir zum Beispiel defensiv stabiler geworden."

Im nächsten Schritt "wollen wir unsere Chancen noch besser nutzen, um die ausgeglichenen Partien noch eher für uns entscheiden zu können". Denn nachdem der FC Ismaning die Spielzeiten 2023/2024 und 2024/2025 jeweils auf Rang 13 - und damit nur knapp vor einem Relegationsplatz - beendet hatte, soll es diesmal nicht so eng werden. "Wir wollen so früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben", sagt Xhevat Muriqi.