Benefiz-Lesung|16.02.2015|09:00

Goosen: „Moralische Unterstützung“ für Harpen

In ihm seiner Heimat: Der Bochumer Autor Frank Goosen unterstützt den TuS Harpen. [Foto: Philipp Wente]

Aus Bochum – für Bochum. Frank Goosen hilft in seiner Heimstadt, wo er kann. Vor allen Dingen, wenn es um Fußball geht. Beim VfL Bochum sitzt der Kabarettist und Autor seit Jahren im Aufsichtsrat. Bei der DJK Arminia Bochum trainiert der 49-Jährige eine Jugendmannschaft. Bei Vereinen, so wie im Mai beim TuS Kaltehardt, tritt der durch Romane wie „Liegen lernen“, „Sommerfest“ oder „Raketenmänner“ bekannte Schriftsteller, auf Jubiläumsveranstaltungen an – „für umme“. Jetzt engagiert sich der Kicker-Kolumnist für den TuS Harpen. Zu Gunsten des Projekts „Kunstrasenkicker statt Aschepöhler“ hält er am 17. Februar im Amtshaus Harpen eine Benefizlesung. Dabei gibt er eine Vorpremiere seines neuen Bühnenprogramms „Durst und Heimweh“.

FUSSBALL.DE: Herr Goosen, wissen Sie, wie teuer ein Kunstrasenplatz ist?
Frank Goosen: Teuer. Je nachdem, was da alles zu machen ist und über welche Qualität man spricht, kann es in den mittleren sechsstelligen Bereich lappen. Ohne Rasenheizung.

Wie viel werden Sie dem TuS Harpen zu dem Projekt „Kunstrasenkicker statt Aschepöhler“ mit Ihrer Benefizlesung am 17. Februar beisteuern können?
Goosen: Finanziell mag es nicht die Welt sein, aber ich hoffe, dass durch meinen Auftritt noch mal ein wenig Aufmerksamkeit auf diese Sache gelenkt wird. Außerdem verstehe ich meinen Beitrag auch als moralische Unterstützung der Leute, die eine Menge Energie und Arbeit in dieses Projekt stecken.

Warum ist gerade dieses Projekt förderungswürdig?
Goosen: Der Bau von ordentlichen Sportstätten ist ganz allgemein eine wichtige soziale Aufgabe. Gerade Fußballvereine sind Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche. Da braucht es gute Plätze in allen Stadtteilen. Da sich in Harpen zuletzt immer wieder Spieler verletzt haben, ist dieser Platz jetzt einfach „dran“. Aber natürlich gibt es auch in den anderen Stadtteilen noch einiges zu tun.

"Frank, kann ich mir noch die Haare machen? Ich spiele einfach besser, wenn ich weiß, dass ich geil aussehe!"

Wie erklärt sich Ihr Wohlwollen gegenüber dem TuS Harpen?
Goosen: Ich bin seit fast vier Jahren selbst Jugendtrainer, und zwar bei der DJK Arminia Bochum. Dadurch habe ich mittlerweile gute Kontakte in viele Bochumer Vereine, einfach weil man immer wieder gegeneinander spielt. Die Beziehung zu TuS Harpen ist noch etwas persönlicher, weil zwei Spieler der aktuellen C-Jugend Klassenkameraden meines älteren Sohnes sind. Die Mutter des einen treffe ich außerdem immer wieder im Stadion bei Spielen unseres VfL.

In welchem Klub sind Sie groß geworden?
Goosen: Interessanterweise habe ich nie vereinsmäßig Fußball gespielt, nur auf der Wiese. Von der C bis zur A-Jugend habe ich Hallenhandball beim VfL Bochum gespielt, weil ich da fehlende Schnelligkeit durch rücksichtslose Brutalität ausgleichen konnte.

Auf Asche spielen, kann man zu diesem Thema einen verklärt, romantischen Blick entwickeln?
Goosen: Manche tun das. Ich habe damit nichts am Hut. Ich kann diese ganzen Geschichten nicht mehr hören, von wegen, dass nachts im Bett das Laken an den nässenden Wunden, die man sich auf dem Aschenplatz geholt hatte, festpappte. In den letzten Jahren habe ich mit meiner Jugendmannschaft immer wieder auf winterlich gefrorenen Hartplätzen gespielt. Mit Fußball hatte das oft nicht viel zu tun.

Und trotzdem: Was spricht heutzutage für einen Kunstrasenplatz?
Goosen: Zum Beispiel Wetterbeständigkeit. Regenwasser fließt ab, und der Verein muss sich keine Sorgen machen, dass am Samstag die Jugendteams den aufgeweichten Rasen kaputttreten, bevor am Sonntag die Erste Mannschaft das entscheidende Spiel zum Aufstieg in die Bezirksliga auf dem Platz absolvieren muss.

Müssen Sie befürchten, sich mit Ihrem guten Willen in Schwulitäten gebracht zu haben. Schließlich sind Sie Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender beim VfL Bochum, Ihre Söhne spielen Fußball: Weckt Ihr Engagement für den TuS Harpen Begehrlichkeiten bei den anderen Klubs?
Goosen: Ich bin in den letzten Jahren auch immer wieder zu hundertjährigen Vereinsjubiläen für umme aufgetreten und tue das im Mai wieder für TuS Kaltehardt. Wenn es terminlich passt und man meint, ich könne eine Bereicherung sein, helfe ich gerne. Ich habe einfach in den letzten Jahren gemerkt, wie wichtig diese ganze, oftmals belächelte, ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen ist. Nicht nur im Fußball, aber dazu habe ich natürlich den meisten Bezug. Da ich auch sonst einiges an Benefiz-Auftritten mache, beschränke ich mich, was Fußballvereine angeht, allerdings auf Bochum.

Wie reagieren die Vereine auf Absagen?
Goosen: Wenn eine Anfrage sehr kurzfristig kommt, wird es schwierig, da meine Auftritte bis zu ein Jahr im Voraus geplant werden. In den seltenen Fällen, in denen ich absagen musste, war das kein Problem.

Wie humorvoll sind Fußballer grundsätzlich?
Goosen: Kommt drauf an. Im Profifußball wird allein Beteiligten, egal ob Spieler, Trainer oder Funktionär frühzeitig jeder Humor und vor allem die Fähigkeit zur Selbstironie wegtrainiert. Das hängt auch damit zusammen, dass heutzutage jede lockere Aussage in der Presse und im Internet Anlass für absolut übertriebene Empörung sein kann. Man denke nur an den Aufstand, den es nach sich zog, als Kevin Großkreutz meinte, er würde seinen Sohn ins Heim stecken, wenn der Schalker würde. Mal abgesehen davon, dass ich das mit meinen Kindern auch so machen würde, wenn sie zum BVB oder S04 wechseln würden, sollte man mal daran denken, dass man es mit sehr jungen Leuten zu tun hat. Ich denke, die meisten von uns sind froh, dass sie nicht halb Deutschland sich über jeden Blödsinn hergemacht hat, den wir mit neunzehn oder zwanzig abgelassen haben. Dieselben Leute, die für jeden Quatsch einen Shitstorm entfachen, regen sich darüber auf, dass es keine Typen mehr gibt. Wer eine Art mediale Todesstrafe über vor allem junge Spieler verhängt, darf sich nicht wundern, wenn wir nur noch rundgelutschte Antworten und kantenlose Typen bekommen.

Es gibt wenig Kabarettisten oder Comedians die sich des Themas Fußball annehmen. Warum ist das so?
Goosen: Ich weiß gar nicht, ob das so ist. Auf jeden Fall gibt es zweimal jährlich eine Flut mehr oder weniger humoristischer Fußballbücher.

Sie sind unter anderem Kolumnist für den Kicker. Wie finden Sie die Fußball-Themen, über die Sie schreiben?
Goosen: In den letzten Jahren habe ich da eigentlich nur noch über meine Jugendmannschaft geschrieben. Wenn mich ein Spieler vor dem Spiel in der Kabine fragt: Frank, kann ich mir noch die Haare machen? Ich spiele einfach besser, wenn ich weiß, dass ich geil aussehe!, dann ist das auf jeden Fall aufschreibenswert.

Haben Sie für die Benefizlesung am 17. Februar bereits ein Thema gefunden, das so tief- und hintergründig ist, das es die Spendenbereitschaft des Publikums zu Gunsten des TuS Harpen erhöht?
Goosen: Es wird sich gar nicht um Fußball drehen, da ich zwei Wochen später Premiere mit meinem neuen Bühnenprogramm „Durst und Heimweh“ habe, mache ich in Harpen eine exklusive Vorpremiere. Der größte Teil des Materials wird dort zum ersten Mal einem Publikum präsentiert.

Wann würden Sie denn die Veranstaltung als Erfolg im Sinne des TuS Harpen bezeichnen?
Goosen: Wenn die, die sich zur Zeit so intensiv in das Kunstrasenprojekt reinhängen, eine gute Zeit haben. Wenn das Ganze der sozialen Bedeutung von Sportstättenrenovierungen mehr Aufmerksamkeit bekommt. Und natürlich wenn ein paar Dollar hängenbleiben, die den Verein bei der ganzen Sache weiterbringen. Ich komme dann gerne mit meiner C-Jugend zur Einweihung. Aber dann ist Schluss mit Geschenken, das Spiel wollen wir dann gewinnen.