Fairplay |04.08.2016|09:20

Deutschlands fairste Fußballer: Wacker Gotha

Torjubel bei Wacker Gotha: (von links) Bergmann, Pufe und Zielasko. Nun geht's um die Fair Play-Medaille, die Ex-Nationalspieler Miroslav Klose zweimal gewinnen konnte. [Foto: Verein, Getty Images / Collage: FUSSBALL.DE]

Seit 1997 ehrt der DFB besonders faire Spieler, Mannschaften und Funktionäre. Fast 8000 Meldungen gingen seit dem Start der Kampagne „Fair ist mehr“ ein. Eine Jury mit Nadine Kessler, Bibiana Steinhaus, Herbert Fandel und Horst Hrubesch wählte dieses Jahr die Sieger aus, die am 8. Oktober in Hamburg mit den Fair Play-Medaillen ausgezeichnet werden, die Ex-Nationalspieler Miroslav Klose gar zweimal gewinnen konnte. FUSSBALL.DE stellt einige Kandidaten vor. Deutschlands fairste Fußballer. Heute: FSV Wacker 03 Gotha.

Die Getränke waren kalt gestellt. Thomas Fiedler ist ein, wie er sich selbst beschreibt, „Urgestein“ bei Wacker und seit einigen Jahren ist der 56-Jährige auch Präsident des FSV Wacker 03 Gotha . Als feststand, dass man mit einem Sieg am viertletzten Spieltag die ersehnte Rückkehr in die Verbandsliga klarmachen würde, bereitete Fiedler eine ‚spontane‘ Meisterfeier vor. Selbstverständlich ohne den Spielern etwas zu sagen. In einem Gothaer Hotel wurde ein Festsaal angemietet, das Büffet vorbereitet, ein paar Flaschen Bier und Perlwein kühl gelagert.

"Als der Ball am Mittelkreis lag, riefen 20 mitgereiste Zuschauer und die komplette Trainerbank: 'Lasst sie durchspielen!'"

Fast wäre die Feier dann noch geplatzt. Denn seine Mannschaft ließ sich in Kaltennordheim ohne die geringste Gegenwehr zu zeigen den Anschlusstreffer zum 1:2 einschenken. Es drohte statt der Sektdusche eine kalte Dusche. „In so einem Moment“, sagt der 56-Jährige, „denkst du nicht an die Abendveranstaltung.“

1968 begann Fiedler selbst beim Verein Fußball zu spielen, der damals noch Motor Gotha hieß. Im Mai feierte er als Präsident nach zwei Jahren in der Landesklasse den Aufstieg in die Verbandsliga, die in Thüringen „ Köstritzer-Liga “ heißt. Aber die Gothaer sind nicht nur erfolgreich, sie sind auch fair. Wacker erhält dieses Jahr den „Fair ist mehr“-Preis des Thüringer Fußball-Verbandes. „Es gab eine Zeit, da hat sich Wacker Gotha im thüringischen Fußball nicht sonderlich sympathisch präsentiert. Doch jetzt sind wir wieder eine verschworene Gemeinschaft. Diese Fair Play-Aktion spricht für die wiedergewonnene Stärke unseres Vereins und ist Ergebnis der souveränen Arbeit der sportlichen Leitung“, sagt Fiedler.

Es war die 65. Minute am 26. Spieltag vergangener Saison, als man bei Fortuna Kaltennordheim 1:0 führt und den nächsten Steilpass spielt. Fortunas Keeper sprintet aus seinem Strafraum, es kommt zum Pressschlag mit Gothas Stürmer, Torwart Lukas Salzmann bleibt benommen liegen. „Aber weil der Ball sehr weit weg prallte, schaute wohl keiner mehr dorthin“, schildert Fiedler den Moment. Gothas Stürmer Iskander Ezzine schiebt den Ball ins leere Netz. Erst da sehen Schiedsrichter und Spieler beider Teams den Torwart angeschlagen außerhalb des Strafraums liegen. Doch der Treffer zählt. Als der Ball am Mittelkreis lag, riefen jedenfalls 20 mitgereiste Zuschauer und die komplette Trainerbank: ‚Lasst sie durchspielen!‘.“ Und so machte es Wacker Gotha. "Ich glaube, unsere Mannschaft hätte sich auch ohne die Zurufe von außen dazu entschieden." Rico Quentmeier trifft völlig unbedrängt und stellt damit den alten Toreabstand wieder her.

Am Freitagabend (18.30 Uhr) beim Saisonauftakt gegen FSV Martinroda zeichnet der Thüringer Fußball-Verband die wackeren und fairen Gothaer aus.