Mädchenfußball|09.08.2016|08:52

"Ballbina kickt wurde zum Selbstläufer"

Der Spaß am Fußball ist das A und O bei "Ballbina kickt". [Foto: FC Kirchweidach]

Eines war klar: Beim FC Kirchweidach musste dringend etwas geschehen. Der oberbayerische Fußball-Verein ist im Kreis Inn/Salzach eigentlich bekannt für seinen Frauen- und Mädchenfußball. Doch von der Spielzeit 2012/13 an konnte der Klub mangels Spielerinnen keine Mädchen-Mannschaft mehr im Spielbetrieb melden - auch nicht im Verbund als JFG Alztal-Halsbachtal. Der Altersdurchschnitt der Frauen-Mannschaft stieg stetig an - zugleich nahm das Angebot für den Nachwuchs ab. "In Kirchweidach hat der Frauenfußball Tradition. Er ist mit dem Herrenfußball gleichgestellt. Für uns war die Situation ein Desaster, unsere Erste Mannschaft stand praktisch vor dem Aus, weil der Nachwuchs fehlte", schildert Carolin Wengbauer, ehemalige Spielerin des FC, die damalige Lage.

Doch der Klub sah nicht einfach tatenlos zu. Mit einem Zeitungsbericht wandten sich die Kirchweidacher im Sommer 2015 an die Öffentlichkeit und warben um Nachwuchs. Dabei riefen sie nicht nur sportbegeisterte Mädels, sondern insbesondere den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) auf den Plan: "Ein Mitarbeiter des BFV hat gleich bei uns angerufen und von Ballbina kickt erzählt. Wir im Verein mussten nicht lange überlegen und haben uns entschlossen, an dem Projekt teilzunehmen."

Eine Trainerin allein war dem Ansturm nicht gewachsen

Das kostenlose Schnuppertraining ist seit 2001 Teil der Kampagne "Pro Amateurfußball" und unterstützt Vereine dabei, Mädchen für den Fußball zu begeistern. Der Verband stellte dem FC Kirchweidach Flyer und Plakate zur Bewerbung der Schnuppertrainings zur Verfügung, kümmerte sich um Trainingsmaterialien und übernahm vorübergehend die Kosten für eine Übungsleiterin - Carolin Wengbauer. "Gleich zum ersten Training kamen zwölf Mädchen. Danach war es relativ einfach, die Teilnehmerzahlen zu steigern, da die Mädels dermaßen Feuer und Flamme waren, dass sie immer wieder von selbst Freundinnen, Bekannte, Nachbarinnen, Schulkameradinnen oder Geschwister zum Training mitgebracht haben", erzählt die 30-Jährige, die dem Ansturm plötzlich nicht mehr alleine gewachsen war. Ihre ehemalige Mitspielerin Carina Neumayr griff ihr unter die Arme und auch die ersten Väter halfen bei den Trainingseinheiten mit.

"Ballbina kickt wurde zu einem Selbstläufer. Die Mädels hatten nur noch Fußball im Kopf, wollten am liebsten zwei Mal die Woche trainieren und unbedingt richtige Spiele bestreiten", berichtet die gelernte Bürokauffrau. Eine Begeisterung, die nicht nur ein paar Wochen anhielt: Der FC Kirchweidach konnte nach einem Jahr "Ballbina kickt" gleich zwei Mädchenmannschaften im Spielbetrieb melden. Der Verein hatte sein Ziel erreicht und Carolin Wengbauer, die inzwischen als junge Mutter gefordert ist, eine Herzensangelegenheit zu Ende gebracht. Ihr Fazit: "Es war ein schönes Jahr, es gab nur Erfolge. Ballbina kickt ist eine tolle Sache, die ich jedem Verein nur weiterempfehlen kann."

So unterstützt der BFV einen Verein bei "Ballbina kickt"

In der Saison 2015/16 haben 47 Vereine im ganzen Freistaat an "Ballbina kickt" teilgenommen. 15 davon konnten danach eine eigene Mädchenmannschaft im Spielbetrieb melden. Zahlreiche andere Klubs nutzten die Fußballbegeisterung und integrierten die Teilnehmerinnen in ein bestehendes Junioren-Team, wo die Mädels nun gemeinsam mit Jungs auf Torjagd gehen. Um noch mehr Mädchen für den Fußball zu gewinnen, baut der Bayerische Fußball-Verband das Projekt "Ballbina kickt" kontinuierlich aus. Dazu sucht der BFV nach Vereinen, die daran interessiert sind, mindestens zweimal pro Monat ein Schnuppertraining anzubieten (Klubs in der Übersicht). Voraussetzung ist, dass der Verein aktuell keine E-, D- oder C-Juniorinnen im Spielbetrieb gemeldet hat. Der Verband stellt dann allen Klubs, die ein Schnuppertraining für Mädchen anbieten, Trainingsmaterialien (adidas-Fußbälle, Hüttchen, Trainingsleibchen), Flyer und Plakate zur Verfügung und übernimmt die Kosten für den Trainer (maximal 100 Euro/Monat).

Anmeldung

Fragebogen für Vereine

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Anika Höß, BFV-Ansprechpartnerin für Frauen- und Mädchenfußball. E-Mail: anikahoess@bfv.de , Telefon: (089) 542770-87.