Anti-Söldner Hempel: Mit Treue zum Titel
Sein Shirt, sein Klub: Mike Hempel mit dem Trikot des SV Ruppertshain. [Foto: ]
In den Medien erfährt man es in Sekunden. Julian Draxler wechselt zum VfL Wolfsburg. Joshua Kimmich zu den Bayern, oder André Schürrle nach Dortmund. Sie gehören zu den interessantesten Themen im Profußball. Die Spielertransfers und die Gerüchte darum. Auch im Amateurfußball ist gerade Wechselzeit und viele Amateurkicker nutzen diese Phase, um den Verein zu wechseln und sich zu verbessern. Oft finanziell. Manchmal auch sportlich. Doch es gibt auch andere Beispiele, die zeigen, dass es nicht immer nötig ist, den großen Stars nachzueifern.
Mike Hempel ist in seiner aktiven Zeit noch nie gewechselt. Er ist 44 Jahre alt und seit mehr als 20 Jahren Spieler beim SV Ruppertshain aus Hessen. 20 Jahre lang war er Kapitän der ersten Mannschaft und eine Führungskraft im gesamten Verein. Wohl auch aus diesem Grund war Mike Hempel FUSSBALL.DE-Amateur des Jahres 2015 . Ganz ohne einen Vereinswechsel. In der Bundesliga hingegen hört man in der Winter- und Sommerpause tagtäglich von Dutzenden Transfers. Und immer mehr auch im Amateurfußball. Geld lockt auch schon in unteren Ligen manch einen Spieler zum Nachbarverein. Viele Kicker wollen sich auch mal eine Liga höher ausprobieren. Mike Hempel hat das alles nicht interessiert. Er hielt dem SV Ruppertshain die Treue. Bis heute.
Was sind also die Argumente für einen Verbleib und gegen einen Wechsel? Für Hempel gibt es eine Sache, die im Amateurfußball immer im Vordergrund stehen sollte. Auch wenn es woanders vielleicht etwas mehr Spritgeld geben würde. „Man muss sich wohl fühlen. In meinem Verein, der sehr solide und gut geführt ist, habe ich das immer. Ich glaube auch alle Spieler, die dazugekommen sind, haben das. Ich kann mich auf jeden Fall an keinen erinnern, der nach seinem ersten Jahr wieder gewechselt ist.“ Der Wohlfühlfaktor ist für Hempel auch nicht durch Finanzen oder Ähnliches zu ersetzen. „Wenn man nach dem Spiel oder Training noch zusammensitzt und quatscht, ist das für mich sehr wertvoll. Das habe ich lieber als alles andere. Es ist auch nicht immer alles nur Fußball.“ Angebote von anderen Vereinen gab es durchaus. „Aus Kelsterbach gab es mal ein Angebot, die haben damals etwas höher gespielt, aber ich wollte hier schlicht nicht weg. Dann hatte sich das auch schnell erledigt."
Beim SV Ruppertshain gibt es eine kleine Punktprämie. Kein Gehalt, dafür aber ein besonderes Vereinsleben. Das hat auch Hempel zu spüren bekommen. „Dieser Verein hat auch dafür gesorgt, dass ich Amateur des Jahres wurde. Von der Bewerbung, die nicht von mir ausging, bis zum dem ganzen Voting, hat hier jeder etwas für mich getan.“ Der Kapitän setzte sich so gegen zahlreiche starke Bewerbungen aus ganz Deutschland durch. „Da hat mir die Treue vielleicht ein bisschen in die Karten gespielt. Hier im Verein kennt mich nun mal jeder“, lacht Hempel. Nach einem Wechsel hätte Hempel wohl auch nie mit dem eigenen Sohn auf dem Platz gestanden und die Siege seines Teams bejubelt. Ihm würde er allerdings einen Wechsel nicht verbieten. „Ich glaube, dass hat er im Moment nicht vor“, lacht der Vater. „Und wenn irgendwann doch, dann darf er das natürlich, aber ich glaube, wer hier ist, braucht den Verein nicht zu wechseln.“
"Wenn man nach dem Spiel oder Training noch zusammensitzt und quatscht, ist das für mich sehr wertvoll. Das habe ich lieber als alles andere"
Vielleicht tritt der Sohn dann auch mal die Nachfolge des Vaters an. Mike Hempel hat sich nämlich in dieser Saison ein wenig zurückgenommen und ist nur noch ab und zu in der zweiten Mannschaft aufgelaufen. Hempel will in Zukunft vermehrt als Trainer arbeiten. Natürlich in Ruppertshain. Ob der 44-Jährige irgendwann auch mal bei einem anderen Verein trainieren wird, ist noch offen: „Das weiß man nie, am liebsten würde ich natürlich immer hier bleiben.“