"Kann in der Gruppe etwas bewegen"
Nach den Spielen des VfL Frohnlach übernimmt Manuel Beck die Moderation der Pressekonferenzen. [Foto: Heinrich Weiss]
Sie sorgen dafür, dass der Ball rollt, das Vereinsleben läuft und die Jugend Spaß am Fußball hat. Sie sind die "Heinzelmännchen" des bayerischen Amateurfußballs. Das aber nicht schon seit 50 Jahren. Es gibt auch ehrenamtliche Mitarbeiter, die sind gerade einmal halb so alt. In einer wöchentlichen Serie stellen wir junge Menschen vor, die auf und abseits des Platzes Verantwortung für ihren Verein übernehmen.
Manuel Beck vom Bayernligisten VfL Frohnlach ist bereits seit seiner Kindheit sehbehindert. Die Erblindung hält den 29-Jährigen aber nicht davon ab, als Medienbeauftragter für seinen Heimatverein tätig zu sein. Im Interview erklärt Beck, der für sein Engagement bereits 2013 mit dem BFV-Sonderpreis ausgezeichnet wurde, wie er zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit gekommen ist und was für ihn gute Öffentlichkeitsarbeit im Amateurfußball ausmacht. Zudem gibt er sehr interessante Einblicke in seine Arbeit und beschreibt, wie er die teils großen Herausforderungen trotz Einschränkung meistert.
Manuel Beck über...
...den Beginn seiner Funktionärslaufbahn:
"Ich bin eigentlich schon seit Kindheitstagen fußballbegeistert. Dadurch, dass ich blind bin, konnte ich selbst aber nie so spielen, wie ich wollte. Ich habe zwar als Kind mit dem Fußball angefangen, musste dann aber aufgrund meiner Sehbehinderung aufhören. Nach meinem Abitur habe ich dann ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Sportmanagement aufgenommen. Ich selbst komme aus Frohnlach und verfolge dort das Geschehen schon seit knapp 20 Jahren. Der Fußballplatz liegt fußläufig von meinem Elternhaus entfernt und ich war schon als Kind bei fast allen Spielen dabei. Im Laufe des Studiums hat der Verein dann mitbekommen, was ich so treibe und irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht die gesamte Medienarbeit machen möchte. So kam ich zum Ehrenamt."
...seine vielfältigen Aufgaben als Medienbeauftragter:
"Angefangen hat alles mit der Stadionzeitung, die ich zu den Heimspielen redaktionell gestaltet habe, und der Administration unserer Facebook-Seite. Dann kam noch hinzu, dass ich von diversen Online- und Printmedien aus der Region angesprochen wurde, ob ich zu den Spielen nicht noch Berichte schreiben könnte. Später habe ich dann auch die Moderation der Pressekonferenzen übernommen. Zudem gebe ich - immer wenn etwas im Verein passiert - Pressemitteilungen heraus und versuche, Ansprechpartner für die Medien zu sein. Ansonsten bin ich auch bei allen Vorstandssitzungen dabei und bemühe mich, die Themen durch meine Perspektive des Medienbeauftragten zu bereichern. Wir haben zwar eine klare Aufgabenteilung im Verein, sind aber stets im Dialog."
...seine aktuellen Projekte und Trends in der Medienbranche:
"Zur Rückrunde bekommt der VfL Frohnlach eine neue Homepage, die ich betreuen werde. Ich bin generell immer auf der Suche nach Dingen, die man noch verbessern oder neu machen kann. Dabei bin ich aber leider etwas eingeschränkt, gerade viele Social-Media-Kanäle bereiten mir Schwierigkeiten. Insbesondere Instagram, was ja aktuell sehr im Trend liegt, ist eben ziemlich bildlastig. Und da habe ich eben Probleme. Etwas, das mich auch reizt, ist zum Beispiel die Liveübertragung von Spielen mit der '_wige'-App , die der Bayerische Fußball-Verband ja auch unterstützt. Ich habe schon an entsprechender Stelle vormerken lassen, dass wir daran interessiert sind. Das gehört aus meiner Sicht eben auch zur professionellen Außendarstellung eines Bayernligisten."
...die Bedeutung von Social Media für einen Amateurfußball-Verein:
"Ich denke, dass die Sozialen Medien inzwischen unverzichtbar sind und es sehr problematisch ist, sich da rauszuhalten. Sicherlich gibt es einige Kritiker, gleichzeitig aber auch fast niemanden mehr, der nicht in irgendeiner Art und Weise dort vertreten ist. Für einen Verein ist es einfach die kostengünstigste, einfachste und reichweitenstärkste Möglichkeit in Sachen Außendarstellung. Außerdem kann man unmittelbares Feedback einholen."
...seine Motivation für das Ehrenamt:
"Zuallererst arbeite ich mit dem Amt auf mein eigenes berufliches Ziel hin, schließlich möchte ich im Fußball Fuß fassen. Ich will mich durch meine Tätigkeit für den VfL Frohnlach weiterbilden, Erfahrungen sammeln und mir ein Netzwerk aufbauen. Das ist mein persönlicher Anreiz. Mir macht es aber auch richtig viel Spaß, wenn man in der Gruppe etwas bewegen kann. Und da ist eben die ehrenamtliche Arbeit das A und O. Ich sehe ja auch direkt, dass sich meine Arbeit auszahlt und dass wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden."
...kritische Stimmen zu seiner Tätigkeit:
"Im persönlichen Gespräch hat mir gegenüber noch niemand etwas Negatives geäußert. Ich bin jedoch sehr ehrgeizig und derjenige, der sich selbst am meisten hinterfragt. Mein Anspruch ist es - trotz Sehbehinderung - 'perfekt' zu sein. Ich bin zwar für alles offen, aber ich denke viel nach und hinterfrage mich oft. Es ist einfach so, dass ich viele Dinge nicht so einfach machen kann, die ich gerne machen würde. Das ärgert mich zwar persönlich, aber ich versuche dann eben, andere Wege zu gehen."
...seine Vorgehensweise bei der Berichterstattung:
"Wenn man nur die technische Ebene betrachtet, dann ist es relativ simpel. Ich nutze ein ganz normales Notebook, nur mit dem Unterschied, dass darauf ein sogenannter Screenreader installiert ist. Das ist eine Software, die den Bildschirminhalt in Sprache umwandelt, sodass ich ganz normal Texte schreiben und bearbeiten kann. Auch recherchieren ist möglich. Und dann muss ich mir eben Leute suchen, die mir das Spiel möglichst genau und neutral beschreiben. Gerade auf die Neutralität lege ich viel Wert. Denn auch wenn ich für den VfL Frohnlach schreibe, will ich nicht die Vereins-Brille aufhaben. Das ist schon mein Anspruch. Auch der Austausch mit den Spielern, Trainern und Funktionären ist mir wichtig, um die allgemeine Stimmungslage einzuholen und das eine oder andere Thema im Nachgang zu besprechen. So mache ich mir dann ein Bild und bastele daraus einen Bericht."
...seine (sportlichen) Ziele mit dem VfL Frohnlach und Wünsche für die Zukunft:
"Wir sind aktuell in einer schwierigen Situation, denn wir überwintern in der Bayernliga auf dem letzten Tabellenplatz. Nach der Winterpause wollen wir unbedingt den Anschluss herstellen und dann - wenn möglich - über die Relegation den Klassenerhalt schaffen. Generell will ich mit dem VfL Frohnlach die Position als Traditionsverein, der seit mittlerweile 30 Jahren zumindest auf Verbandsebene spielt, weiter behaupten. 2019 haben wir 100-jähriges Vereinsjubiläum. Mindestens bis dahin oder auch darüber hinaus möchten wir in Frohnlach hochklassigen Fußball zeigen. Ansonsten wünsche ich mir, dass alle im Verein mit Leidenschaft dabei sind und viele Leute dafür begeistern, sich im Verein zu engagieren. Ich persönlich möchte über die ehrenamtliche Tätigkeit meinen Platz im Fußball festigen. Es ist schließlich nicht nur mein Hobby, sondern auch mein Berufswunsch."