Achtligist Dötlingen: Trainingslager in Miami
Sonne und Strand satt gab es für die Kreisligakicker des TV Dötlingen in Miami. [Foto: TV Dötlingen]
Der FC Schalke 04 überwinterte in Spanien. Ebenso die Borussia aus Dortmund, die ihr Trainingslager in Marbella aufschlug. Die TSG 1899 Hoffenheim bereitete sich zu Hause auf die Rückrunde vor und wohin verschlug es den TV Dötlingen? Der Kreisligist aus Niedersachsen reiste wie Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen mal eben nach Florida.
„Nach der Partie gab‘s erstmal free beer“, erzählt Arnd Lüdemann, Team-Koordinator des TV Dötlingen . Dann wurde gesungen. Gegrölt. Die Vereinshymne – zusammen mit den Play Soccer Miamis, dem Testspielgegner der Niedersachsen. „Wir haben ihnen unsere Lieder beigebracht. Am Ende standen wir alle, haben laut applaudiert. In Deutschland hätte man uns längst aus der Sportsbar geschmissen“, sagt Lüdemann. Doch sie waren nicht in Deutschland, sondern in Florida. Dem Sonnenstaat Amerikas. Und sie waren nicht zum Feiern dort, sondern zum Trainieren. Eigentlich.
„Unser Trainer Markus Welz wollte im Winter irgendwo hin, wo es warm ist. Ägypten und Türkei sind aufgrund der aktuellen Sicherheitslage ausgeschieden. Die Preise für Malle waren zu hoch“, erklärt Lüdemann das für einen Kreisligisten ziemlich außergewöhnliche Reiseziel für ein Trainingslager. „Dann die Schnapsidee. Aus Jux und Tollerei haben wir Miami als Ziel eingegeben. Der Preis hat gestimmt. 400 Euro für Flug und Hostel.“ Die Mannschaft war von der Idee begeistert. Lüdemann buchte. Die Spieler bezahlten. Los ging es mit dem A380 ab Düsseldorf über Paris nach Miami.
Banana-Boat und Regeneration am Strand
"Ägypten und Türkei sind aufgrund der aktuellen Sicherheitslage ausgeschieden. Die Preise für Malle waren zu hoch"
Lüdemann kümmerte sich im Vorfeld um die weitere Organisation. Die Dötlinger brauchten Gegner für Testspiele, Fußballfelder, Schiedsrichter. Übers Internet suchte der Team-Koordinator Vereine raus und kontaktierte die Verantwortlichen. „Das Interesse war enorm. Wir hätten jeden Tag mehrere Spiele haben können. Gegen eine Mannschaft aus dem Land des Weltmeisters zu kicken hat die Amerikaner gereizt“, sagt Lüdemann. Da die Zeit auf drei volle Tage in Miami begrenzt war, reichte es am Ende für zwei Testspiele, Teambuilding-Maßnahmen auf dem Banana-Boat, Regeneration am weißen Sandstrand bei 24 Grad und ein ausgewogenes Frühstück auf dem Ocean Drive. „Da gab es Würstchen, Speck, Waffeln, Obstsalat. So typisch amerikanisch. Die Jungs wussten gar nicht, wohin damit, wohin mit den ganzen Eindrücken“, schwärmt Lüdemann vom USA-Trip. Ein weiteres Highlight war der Besuch eines Basketballspiels der Miami Heat: „Ein tolles Erlebnis. Die Stimmung, die Cheerleader und das ganze Drumherum.“
Und dann war da ja noch die Vorbereitung auf die Rückrunde. Im ersten Testspiel kickten die Niedersachsen gegen das College-Team des Miami Dade FC, einen Viertligisten. Die Gäste aus Deutschland mussten sich mit 1:5 geschlagen geben. „Die waren schon nicht schlecht. Das war Tiki-Taka, was die gespielt haben“, sagt Lüdemann. Dabei schrieb ein Spieler der Dötlinger Geschichte: Finn Kipper schoss das erste Tor des Vereins auf amerikanischem Boden.
Am nächsten Tag wurde die Truppe von Trainer Welz von den Play Soccer Miamis empfangen. „Wir wurden unglaublich herzlich begrüßt. Der Verein war ungeheuer gastfreundlich. Vor der Partie wurden sogar die Nationalhymnen vom Band gespielt. Das war sehr ergreifend. Unser Gegner war stolz gegen ein deutsches Team zu spielen“, sagt Lüdemann.
Mit Blaulicht durch die Stadt
Nach 90 intensiven Spielminuten wurden Gastgeschenke übergeben: deutsches Bier, ein unterschriebenes Trikot und ein Wimpel. Im Gegenzug gab es einen großen Pokal. „Der sieht aus wie ein Helm. Das war echt schwierig, dieses Riesenteil in den Koffer zu bekommen“, sagt Lüdemann. Der Pokal wird ihn für immer an ein ganz besonderes Trainingslager erinnern. Ein Trainingslager, das nach Wiederholung schreit. Auch der Saisonabschluss auf Mallorca könnte künftig durch Miami ersetzt werden. „Wir sind für alles offen“, sagt Lüdemann.
Eben wie in Miami. Nach einem Steakhaus-Besuch bestellten die Dötlinger ein Taxi. Abgeholt wurden sie mit einem großen Hummer, der von innen komplett mit Zebrafell beschlagen war. „Die kubanische Fahrerin schmiss während der Fahrt das Blaulicht an und übergab uns die Kontrolle über den Musikplayer. Dann haben wir erst einmal deutsche Partysongs angeschmissen“, erzählt der Team-Koordinator lachend. Um die Taxifahrerin in ihre Gespräche einzubinden, sprach die Mannschaft Englisch. Erst am Ende der Party-Fahrt stellte sich heraus, dass sie gar kein Englisch konnte, sondern nur Spanisch. Ein kurioses Ende eines außergewöhnlichen Trainingslagers eines Kreisligisten.