C-Jugend-Trainer soll Oberligisten retten
Schwere Aufgabe: Tobias Grimm will Borussia Neunkirchen vor dem Abstieg bewahren. [Foto: Fotos privat, FUSSBALL.DE; Collage FUSSBALL.DE]
Ein 27-Jähriger soll den Traditionsklub Borussia Neunkirchen vor dem Abstieg in die sechstklassige Saarlandliga bewahren: Tobias Grimm ist beim früheren Bundesligisten angetreten, um frischen Wind zu entfachen. Dabei setzt er auch auf eher unkonventionelle Methoden.
„Wir hatten schon länger vor, einen jungen Trainer zu verpflichten, mit dessen Hilfe wir verstärkt auf junge Kräfte aus dem Saarland setzen wollen“, lässt der Vorsitzende der Borussia, Martin Bach, durchblicken. Vor der Saison sei das aber noch nicht realisierbar gewesen. Zunächst wurde mit Valentin Valtschev ein früherer Spieler der Borussia verpflichtet. Als es sportlich immer weiter bergab ging, sprang Werner Mörsdorf ein. „Mit ihm haben wir 2005 den letzten größeren Erfolg errungen, als wir Oberliga-Meister wurden. Doch wir haben auch unter ihm leider nicht die Kurve gekriegt“, sagt Bach, der vorher schon Sportvorstand und Aufsichtsratschef bei den Hüttenstädtern war und seit rund zwei Jahren den Vereinsvorsitz inne hat.
Um das Engagement in Neunkirchen anzutreten, stieg Grimm vorzeitig aus seinem Engagement als C-Jugend-Regionalliga-Trainer beim 1. FC Saarbrücken aus. Seine Spielerlaufbahn musste er bereits in der A-Jugend krankheitsbedingt beenden, blieb dann bei der SV 07 Elversberg und feierte dort mit der U 14 und der U 15 Meisterschaften in der Bezirks- und Verbandsliga, ehe er ein Angebot des Nachbarn aus Saarbrücken annahm – bis Ende März dann der Lockruf aus Neunkirchen kam. „Ursprünglich war angedacht, dass ich bei der Borussia zunächst als Co-Trainer einsteige. Als dann die Anfrage kam, ob ich es auch in der Hauptverantwortung machen würde, habe ich ja gesagt. Ich stelle mich der Herausforderung, weiß aber um die Mammutaufgabe, die es hier zu bewältigen gilt“, sagt Grimm.
Hoffnung auf bessere Zeiten
"Wenn man weiß, was hier gespielt wurde und wer alles im Ellenfeldstadion aufgelaufen ist, ist man schon demütig – aber auch stolz, die erste Mannschaft hier trainieren zu können"
In den ersten vier Partien unter ihm holte die Borussia nur beim 1:1 gegen den SV Morlautern einen Punkt. „Es ist schwer, so kurzfristig Entscheidendes zu ändern, experimentieren kann ich jetzt nicht mehr. Wir lassen aber nichts unversucht, um den Klassenerhalt noch zu schaffen“, stellt Grimm klar. Bei seinem Trainerstil orientiert er sich an den Methoden seines großen Vorbildes Pep Guardiola. Auf das Training mit Ball und eine intensive Taktikschulung legt er großen Wert. Zudem streut Grimm, der aktuell zwischen seiner Heimatstadt St. Ingbert und dem 90 Kilometer entfernten Studienort Landau in der Pfalz pendelt, immer mal wieder Besonderes im Training ein: „Neulich waren wir beim Kickboxen und haben dort nicht nur den Teamgeist gestärkt, sondern auch was für die Athletik getan.“ Außerdem erhält Grimm inzwischen Unterstützung durch den Motivationstrainer Achim Steffes.
Unabhängig vom Klassenerhalt soll er in der neuen Saison Trainer der Borussia sein, wie Vorsitzender Bach klarstellt: „Tobias ist glänzend vernetzt, gerade, was die Jahrgänge 1997 bis 1999 angeht. Wir hoffen hier im Sommer auch und gerade durch ihn auf talentierte Neuzugänge. Mit ihm wollen wir langfristig etwas aufbauen.“ Als Grimm geboren wurde, waren zwar die großen Zeiten der Borussia (Bundesligist von 1964 bis 1966 und 1967/1968) längst vorbei, der Tradition des Vereins ist er sich aber bewusst: „Wenn man weiß, was hier gespielt wurde und wer alles im Ellenfeldstadion aufgelaufen ist, ist man schon demütig – aber auch stolz, die erste Mannschaft hier trainieren zu können.“
Unruhige Zeiten hat der Stammverein des heutigen U 21-Nationaltrainers Stefan Kuntz hinter sich, wendete zu Beginn des vergangenen Jahres eine Insolvenz ab und befindet sich inzwischen wieder auf dem Weg der wirtschaftlichen Besserung. „Von 630.000 Euro Verbindlichkeiten sind momentan nur noch 65.000 übrig“, berichtet Vorsitzender Bach.
Nachhaltig im sportlichen Bereich soll jetzt nicht nur der neue Trainer Tobias Grimm wirken. Seit kurzem hat der so ruhmreiche Club vom Ellenfeld mit Rainer Lauffer die Position des Sportvorstands und mit Christoph Riem das Amt des Teammanagers neu besetzt. Nils Meisberger ist zudem als Jugendleiter aktiv. Bach: „Wir müssen Schritt für Schritt machen und so den Grundstein für eine wieder erfolgreichere Zukunft legen.“