Piplica & Co.: Große Bühne für Wacker-Promis
Drei der zahlreichen Promis des Regionalligisten FSV Wacker Nordhausen: (von links) Marco Sailer, Maurizio Gaudino und Tomislav Piplica. [Foto: Imago (3) / Collage: FUSSBALL.DE]
26 Tore und nur ein Gegentor in fünf Spielen – mit dieser Bilanz hat sich die Promi-Truppe von Nordost-Regionalligist FSV Wacker Nordhausen zum Finaltag der Amateure gespielt. In Drittligist FC Rot-Weiß Erfurt wartet dort auf dem Blatt Papier bislang der schwerste Gegner. Das Ziel ist klar: Auf der letzten Stufe zur großen Bühne des DFB-Pokals soll auch dieser Gegner bezwungen werden. Auf der Bühne selbst kennen sich viele der Kicker bestens aus: Allein Torhüter Tino Berbig, Verteidiger Mounir Chaftar, Mittelfeldmann Zafer Yelen und Offensivspieler Marco Sailer haben gemeinsam 38 DFB-Pokalspiele auf dem Konto. Mehr als der gesamte Kader von Rot-Weiß Erfurt zusammen.
Sie haben die Welt des Profifußballs kennengelernt. München, Darmstadt, Dresden, Cottbus, Rostock und Bochum sind nur einige aktuelle und ehemalige Bundesligastädte, für die sie die Schuhe schnürten. Volle Stadien gehörten zum Alltag. Heute bleiben ihnen aus dieser Zeit nur die Erinnerungen: die Kontakte, die Fotos, die getauschten Trikots. Die Realität auf und neben dem Platz ist eine andere. Regionalliga Nordost. Nordhausen. Bei Heimspielen ein Zuschauerschnitt von knapp 1.000. Ob Maurizio Gaudino (damals u.a. beim VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt) als sportlicher Leiter, der allerdings den Verein zum Saisonende bereits wieder verlassen wird, Tomislav Piplica (Energie Cottbus) als Torwart-Trainer oder Mounir Chaftar (VfL Bochum), Zafer Yelen (Hansa Rostock), Marco Sailer (SV Darmstadt), Lucas Scholl (Bayern München) und Tino Berbig (VfL Osnabrück) als Spieler: Sie alle haben sich auf das Abenteuer in der gut 42.000-Einwohner Kreisstadt in Thüringen eingelassen.
"Es wäre riesig, wenn ich jetzt mit Nordhausen den Pokal zum dritten Mal hintereinander gewinnen könnte"
Sportlich läuft es bei der Promi-Truppe nicht rund. Als Aufstiegsfavorit gehandelt, hat Nordhausen die Spielzeit auf dem siebten Rang beendet, der Rückstand auf den Meister Carl Zeiss Jena beträgt 24 Punkte. Mit Volkan Uluc versucht sich in dieser Saison der vierte Verantwortliche auf der Trainerbank des Vereins. Kult-Keeper Tomislav Piplica sprang zweimal als Interimstrainer ein und holte in 13 Spielen insgesamt 26 Punkte.
Von den prominenten Spielern stehen nur Marco Sailer und Mounir Chaftar regelmäßig auf dem Feld: Tino Berbig ist als Torwart nur noch die Nummer zwei, Zafer Yelen kann die Zahl seiner Ligaspiele an einer Hand abzählen und Promi-Sohn Lucas Scholl kam in der Rückrunde insgesamt nur siebenmal zum Einsatz. Nachdem der 20-Jährige zuletzt einmal bei der zweiten Mannschaft des Vereins aushalf , stand er nach fünf Wochen am vergangenen Wochenende erstmals wieder für die erste Mannschaft auf dem Feld. Kurz vor dem Abpfiff traf er für Nordhausen zum 3:0-Endstand gegen den FSV 63 Luckenwalde. Sein erstes Tor seit seinem Wechsel im Winter.
Beim Finaltag der Amateure rücken die Promis jetzt wieder in den Fokus und werden ein Stück weit an alte Zeiten erinnert. Nordhausen spielt live in der ARD. Und deutschlandweit schauen mehrere Hunderttausende vor den Fernsehgeräten zu. Im Gespräch mit FUSSBALL.DE bringt Nordhausen-Trainer Volkan Uluc das letzte große Saisonziel auf den Punkt: „Das Pokalfinale ist der Saisonhöhepunkt, auf den wir in den kommenden Wochen gezielt hinarbeiten werden.“ Seit exakt 20 Jahren wartet Nordhausen auf den vierten Pokalsieg im Köstritzer-Pokal des TFV . Uluc selbst holte den Pott zuletzt zweimal in Folge. 2015 und 2016 als Trainer des FC Carl Zeiss Jena . Beim Finaltag im vergangenen Jahr hieß der Gegner ebenfalls Rot-Weiß Erfurt: „Das war ein großartiger Tag - für den Verein, die Fans und auch für mich persönlich. Es wäre riesig, wenn ich jetzt mit Nordhausen den Pokal zum dritten Mal hintereinander gewinnen könnte.“
Für Nordhausen wäre es die vierte Teilnahme am DFB-Pokal. 1992 unterlag der Klub in der ersten Runde dem 1. FC Köln (0:8), 1996 dem TSV 1860 München mit 1:5 und 1997 dem Hamburger SV mit 1:3. Und 2017? Da könnte es das erste DFB-Pokalspiel für Lucas Scholl werden. Vorausgesetzt, er spielt sich zurück in die Mannschaft. Papa Mehmet hat den Pokal zu seiner aktiven Zeit fünfmal gewonnen. Eine Zahl von der sein Sohn aktuell nur träumen kann.
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