Metzelder-Klub |29.05.2017|14:30

Aufstieg! Metzelder-Klub feiert wie Madrid

Aufstieg in die Oberliga: Christoph Metzelder (rechts unten) und die Mannschaft (links) feiern wie Real Madrid, auch Benedikt Höwedes gratuliert. [Foto: Imago, Metzelder, Screenshot: twitter.com/benehoewedes / Collage: FUSSBALL.DE]

Neun Jahre spielt Christoph Metzelder in der Jugend für den TuS Haltern, ehe es den späteren deutschen Nationalspieler und Vizeweltmeister von 2002 in die große, weite Welt des Fußballs zieht. Schalke 04, Borussia Dortmund und Real Madrid heißen die Stationen des inzwischen 36-Jährigen, der sportlich längst wieder zurück in seiner Heimat ist. Seit Juli 2014 ist er Vorsitzender des TuS Haltern – und darf in dieser Zeit bereits zwei Aufstiege bejubeln, den jüngsten erst am gestrigen Sonntag.

„Das war eine lange Nacht“, gibt „Metze” zu. Kein Wunder, denn erstens muss die Truppe von Trainer Magnus Niemöller in den letzten 90 Minuten der Saison beim 2:0 gegen den Tabellendritten Delbrücker SC noch einmal alles aus sich herausholen. Und zweitens ist es für den bereits im Jahre 1882 von Turnern gegründeten Verein ein Durchmarsch von der siebten in die fünfte Klasse. „Wir sind in der Spitze des Amateurfußballs angekommen“, weiß Metzelder.

Nach dem perfekten Start mit fünf Siegen aus den ersten fünf Spielen und später 23 Punkten aus den ersten zehn Partien sah es früh nach einem Start-Ziel-Sieg in der Westfalenliga 1 aus. „Wir haben den Kader im letzten Jahr bewusst so zusammengestellt, dass wir oben mitspielen können. Mit der Verpflichtung von Magnus Niemöller als Trainer war klar, dass wir gewisse Ziele haben“, erklärt Metzelder. „Er und einige Spieler sind eine Klasse tiefer gegangen und zu uns gekommen, um möglichst nach einem Jahr wieder in der Oberliga spielen zu können.“

"Wir sind in der Spitze des Amateurfußballs angekommen"

Ein Garant für den Erfolg der Weiß-Schwarzen ist Stefan Oerterer. Wie Coach Niemöller, Abwehrroutinier Nils Eisen und sechs weitere Spieler kommt der Stürmer vom Nachbarn SpVgg Erkenschwick nach Haltern. Schon am Stimberg schießt „Ö“ zwar seit Jahren Tore wie am Fließband, doch keine 34 Treffer wie jetzt in Haltern. Dass so einer vom Oberligisten Erkenschwick eine Klasse tiefer geht, hat seinen Grund: Der Traditionsklub vom Stimberg, früher mal in der zweiten Liga zu Hause, ist in Geldnöten und muss jetzt den umgekehrten Weg nehmen: Während sich Haltern auf die Oberliga freut, rutscht Erkenschwick in die Westfalenliga ab.

Haltern hingegen behält schließlich im Fernduell mit Verfolger Vreden die Nerven und läuft am 28. Mai mit einem Punkt Vorsprung über die Ziellinie ein. „Mit mehr als 1.200 Zuschauern hatten wir einen tollen Rahmen in der Stausee-Kampfbahn und haben nach dem Spiel schon auf dem Vereinsgelände ordentlich gefeiert “, verrät Metzelder. „Danach ging es auf den Marktplatz in die Stadt, wo wir nach Erfolgen traditionell den TuS-Schal um den Brunnen vor dem Rathaus binden. Das haben wir aus Madrid übernommen, denn wenn Real seine Meister oder einen anderen Titel feiert, wird immer die berühmte Figur am Cibeles-Brunnen mit einer Fahne der Königlichen dekoriert.“ Kleiner Unterschied: „Bei Real sind es 500.000 Menschen, bei uns 50...“

Anschließend geht es in die Vereinsgaststätte „Kolpingtreff“ und am anderen Morgen – wie sollte es auch anders sein? – zur Abschlussfahrt nach Mallorca. Metzelder selber fliegt zwar in die gleiche Richtung, aber ein paar Kilometer nach Ibiza, um Urlaub zu machen.

Viel Zeit für die Planung der nächsten Saison braucht der TuS-Boss, zugleich Sportlicher Leiter in Haltern, nicht. Die erfolgreiche Mannschaft soll nahezu komplett zusammen bleiben. „Es wird keine großen Veränderungen geben, denn wir haben den Kader ja schon vor einem Jahr so aufgestellt, dass er Oberliga-Ansprüchen genügen könne. Daher wird es voraussichtlich bei drei, vier punktuellen Verstärkungen bleiben“, kündigt Metzelder an.

Auch außerhalb des sportlichen Bereichs hat sich der Klub längst für höhere Aufgaben gewappnet. Die Stausee-Kampfbahn muss den Vergleich zu anderen Oberliga-Spielstätten wahrlich nicht scheuen, vielleicht braucht allerdings die „Benedikt-Höwedes-Kabine“ mal einen neuen Anstrich. Wie Metzelder, sein Bruder Malte (u.a. Preußen Münster) und der frühere Bundesliga-Profi Sergio Pinto (Schalke 04, Hannover 96), hat auch der Weltmeister in der Jugend für den TuS Haltern gekickt. Seine Nachfolger spielen in der nächsten Saison sogar gegen Schalke – gegen die U 23 der Gelsenkirchener, die aus der Regionalliga abgestiegen ist.