Profi-Traum |16.07.2017|10:30

Profi? Dogan setzt aufs Studium in Florida

Zuletzt Burgbrohl, Bonn und Walheim - nun geht der 20-jährige Deniz Dogan zum Studium in die USA und träumt davon, Fußballprofi zu werden. [Foto: privat]

Eigentlich hatte Deniz Dogan den Gedanken an die USA schon ruhen lassen. Das letzte Fußball-Jahr hat die Meinung des 20-Jährigen aber geändert. Ab August wird der Mittelfeldspieler mit einem Vollstipendium für die Stetson University in Florida spielen. Im Vordergrund soll dabei das Studium stehen. Der Traum vom Profifußball schwingt jedoch mit.

Deniz Dogan hat fast alles erledigt. Nur den Flug muss er noch buchen. Den Flug, der den Sportmanagement-Studenten in seine neue Heimat bringt. Rund 30 Minuten nördlich von Orlando, unweit vom berühmten Daytona Beach. In den nächsten vier Jahren wird Dogan an der Stetson University in Florida mit einem Vollstipendium studieren – und gleichzeitig Fußball spielen. „Ich freue mich auf diese Herausforderung. So richtig realisieren werde ich es aber erst, wenn ich mich von meiner Familie verabschiedet habe und im Flieger sitze“, meint Dogan.

"Irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich jedes Mal den ganzen Weg auf mich nehme, um am Ende wieder zu verlieren"

Künftig wird der Mittelfeldmann nicht in der Ober- oder Landesliga, sondern in der Division I auflaufen, der höchsten Uni-Liga in den USA. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in den USA kein derart ausgeprägtes Vereins- oder Verbandswesen. Diese Rolle nimmt dort der Hochschulsport ein. Unterteilt sind die Ligen dabei in sogenannte Conferences. Seine Schuhe wird Dogan in Zukunft in der Atlantic Sun Conference schnüren. „Das spielerische Niveau schwankt nach Erfahrungsberichten in den USA stark. Die Top-Unis können mit der Regionalliga mithalten“, sagt Dogan.

Erstmals hatte sich der 20-Jährige mit einem Stipendium direkt nach dem Abitur beschäftigt. Damals, im Mai 2015, ist er durch eine App für Nachwuchsspieler auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, Fußball und Studium in den USA bestmöglich miteinander zu verbinden. „In Deutschland ist es vergleichsweise schwer, gleichzeitig zu studieren und relativ hochklassig Fußball zu spielen. Viele Regionalligisten trainieren beispielsweise auch schon vormittags“, meint Dogan. Trotzdem nahm er von der Idee zunächst Abstand – auch aus privaten Gründen.

Die vergangene Saison, allen voran die Hinrunde, ließ den USA-Gedanken bei Dogan aber wieder aufkommen. Zu diesem Zeitpunkt stand er bei der SpVgg Burgbrohl in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar unter Vertrag. Eine Mannschaft, die eine Niederlage nach der anderen kassierte. „Irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich jedes Mal den ganzen Weg auf mich nehme, um am Ende wieder zu verlieren“, erzählt Dogan. Nach zahlreichen Abgängen im Winter machte der Verein in der Rückrunde sogar als eines der schlechtesten und tapfersten Teams in Deutschland Schlagzeilen .

Dogan war da nicht mehr dabei. Auch er löste seinen Vertrag in der Winterpause auf, wandte sich an eine Agentur, die ihm von einem ehemaligen Spieler von Burgbrohl empfohlen wurde. Anschließend stellte er für die amerikanischen Coaches ein „Highlight-Video“ mit Spielszenen zusammen, vorrangig mit Ausschnitten aus seiner Zeit in der U 19-Bundesliga beim Bonner SC . „In den USA wird viel Wert auf die Physis gelegt. Deswegen sind die Unis scharf auf Spieler, die in der Jugend-Bundesliga gespielt haben und deswegen gut ausgebildet sind“, sagt Dogan.

Anschließend folgten noch einige bürokratische Hürden, darunter ein TOEFL-Sprachtest und die Übersetzung von Zeugnissen. Schließlich hatte Dogan die Wahl zwischen zehn Hochschulen – und entschied sich für die Stetson University. „Ich habe mich lange mit dem Trainer unterhalten. Er ist ambitioniert und das hat mir gut gefallen. Aber auch die Lage ist super. Das Gesamtpaket hat einfach gepasst“, sagt Dogan.

Viel Zeit zum Einleben bleibt Dogan nicht. Anfang August soll der geplante Flug gehen, am 9. August beginnt bereits das Training. Zuletzt hat er sich dafür bei der TSV Hertha Walheim in der Landesliga fit gehalten. Eine Wohnung bekommt er künftig bezahlt – dank des Vollstipendiums. Im Mittelpunkt soll aber das Studium stehen, auch wenn Dogan den Traum vom Profifußball noch nicht ganz aufgegeben hat. „Mein Ziel ist es, einen guten Abschluss zu erlangen und nebenbei möglichst professionell Fußball zu spielen. Wenn es dann mit einem Engagement in der MLS oder der zweiten amerikanischen Liga klappen sollte, wäre das überragend. Falls nicht stehen mir alle Türen zur Arbeitswelt offen.“