Tabellenführer entlässt Coach - nach 9:0-Sieg
Stand nach einem 9:0-Kantersieg plötzlich im Regen: Sasa Pinter, nun Ex-Trainer von Tabellenführer Bremer SV. [Foto: Baumgart, FUSSBALL.DE / Collage: FUSSBALL.DE]
Die Verantwortlichen von Tabellenführer Bremer SV trennen sich nach einem 9:0-Sieg gegen Bremerhaven von ihrem Coach Sasa Pinter. Borussia Fulda verpflichtet den Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Christian Eckerlin. Philipp Younes, Bruder von Nationalspieler Amin, wurde von seinem Klub Düsseldorfer SC 99 suspendiert und mehr - hier das Wichtigste aus Deutschlands Oberligen.
Chaos-Tage in Bremen: In der Regel werden Trainer nur dann entlassen, wenn es sportlich in einem Verein nicht läuft. Nicht so beim aktuellen Meister und souveränen Tabellenführer Bremer SV in der Bremen-Liga . Der erste Paukenschlag folgte nur zwei Tage nach dem 9:0-Kantersieg gegen den OSC Bremerhaven . Die BSV-Verantwortlichen trennten sich überraschend von Trainer Sasa Pinter. Grund: Die Sportliche Leitung um den ehemaligen Trainer Klaus Gelsdorf sah „die Ziele aufgrund des aktuellen Spielsystems gefährdet“. Mit Benjamin Duray (zuvor TSG Neustrelitz /Regionalliga Nordost) stand der Nachfolger bereits parat. Nachdem die Mannschaft über die unerwartete Entwicklung informiert wurde und dem neuen Trainer vorgestellt wurde, stand eigentlich das erste Training mit dem „Neuen“ auf dem Programm. Das gesamte Team entschloss sich nach einer internen Sitzung, die Einheit ausfallen zu lassen. Das Chaos beim BSV war nun perfekt. Teile der Mannschat drohten sogar damit, den Verein zu verlassen, selbst die Austragung des nächsten Ligaspiels am Sonntag (ab 13 Uhr) beim Schlusslicht BTS Neustadt stand auf der Kippe. Nach einer weiteren Sitzung am Dienstag zog Gelsdorf einen Tag später selbst die Reißleine, trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. Auch Duray steht nicht mehr zur Verfügung. Die Mannschaft wird sich am heutigen Donnerstag noch einmal mit dem Vorstand zusammensetzen. Ende offen. Gut möglich, dass Sasa Pinter zurückkehrt. „Hinter meinem Rücken war ein Machtkampf entbrannt. Großartig, wie die Mannschaft reagiert hat“, sagt Pinter gegenüber FUSSBALL.DE . „Man sieht, was möglich ist, wenn man zusammensteht.“
"Hinter meinem Rücken war ein Machtkampf entbrannt. Großartig, wie die Mannschaft reagiert hat"
Fulda verpflichtet Kampfsportler: Borussia Fulda aus der Hessenliga hat Abwehrspieler Christian Eckerlin verpflichtet. Der 31-Jährige soll den Tabellenzehnten bis zum Saisonende verstärken und ist in der Hessenliga kein Unbekannter. Eckerlin spielte bereits für Hessen Dreieich, Rot-Weiss Hadamar und den TSV Lehnerz . Zuletzt konzentrierte sich der gebürtige Erbacher allerdings auf seine „Mixed-Martial-Arts“-Karriere. Dabei werden verschiedene Kampfsportarten, wie zum Beispiel Judo und Boxen, miteinander verbunden. Eckerlins Kampfname ist „The German Nightmare“ („Der Deutsche Albtraum“). „Bei einem Kampf ist das schon in Ordnung. Den Namen haben mir meine Fans gegeben. Aber beim Fußball bin ich Teamplayer und kein Einzelkämpfer“, so Eckerlin.
Younes-Bruder suspendiert: In der Oberliga Niederrhein taumelt der Düsseldorfer SC 99 nach der jüngsten 0:3-Heimniederlage beim ETB Schwarz-Weiß Essen bei zwölf Punkten Abstand zum „rettenden Ufer“ immer mehr dem Abstieg entgegen. Trainer Jörg Vollack, der schon vor einigen Wochen Philipp Younes, Bruder von Nationalspieler Amin Younes, aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen hatte, sah das Unheil kommen. „Der Klassenverbleib ist mit dieser Mannschaft schier unmöglich“, nimmt der 52-Jährige im Gespräch mit FUSSBALL.DE kein Blatt vor den Mund. Außerdem müssen die Düsseldorfer nun auch noch auf Angreifer Marc Paul, der sich nach dem Spiel beim ETB auf dem Weg in der Kabine mit Schiedsrichter Tim Pelzer (Tönisvorst) angelegt hatte, und Mittelfeldspieler Pascal Tonou (wiederholtes Foulspiel) verzichten. In beiden Fällen zückte Pelzer den Gelb-Roten Karton. „Marc hat bei mir mit seinem Verhalten keine Pluspunkte gesammelt“, kündigt Vollack eine härtere Gangart an.
Vom Gegenspieler entlastet: Beim spektakulären Torefestival zwischen dem VfB Speldorf und den Sportfreunden Baumberg (3:6) in der Oberliga Niederrhein gab Baumbergs Roberto Guirino mit zwei Treffern ein erfolgreiches Comeback. Der 25-jährige Italiener war nach der vermeintlichen Beleidigung eines Gegenspielers in der Partie gegen den FSV Vohwinkel (4:1) eigentlich für drei Monate gesperrt worden. Angeblich sollte Guirino FSV-Spieler Erwin Mambasa auf das Übelste beschimpft haben, nach seinem Platzverweis völlig ausgerastet sein, die Fahne am Mittelkreis aus der Verankerung gerissen und diese wütend durch die Gegend geschleudert haben. Bei einer mündlichen Verhandlung vor dem Sportgericht in Duisburg-Wedau wurde dem Einspruch der Sportfreunde Baumberg gegen die lange Sperre dennoch stattgegeben. Mambasa hatte den ehemaligen Regionalliga-Kicker Guirino (Rot-Weiss Essen, Viktoria Köln) entlastet und ausgesagt, dass es keine Beleidigung gab. Das veranlasste das Sportgericht zum „Freispruch“. Mambasa und Guirino wurden einst beide in der U 19 des FC Viktoria Köln ausgebildet.
Contala nach einem Spiel wieder weg: In der Bayernliga Süd ist Schlusslicht TSV Kornburg schon wieder auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer. Nach dem 2:2 gegen 1. FC Sonthofen warf Alexander Contala, Nachfolger von Aufstiegstrainer Herbert Heidenreich, nach nur einem Spiel überraschend die Brocken hin. Der ehemalige Profi, der für den 1. FC Nürnberg elf Einsätze in der 2. Bundesliga absolvierte, gab berufliche Gründe für seinen Rücktritt an. Der 45-Jährige verdient sein Geld mit dem Verkauf und der Reparatur von Harley-Davidson-Motorräder. Fußball-Abteilungsleiter Achim Kokott, der sich nach einer Lungen-OP noch bis Freitag im Krankenhaus befindet, ist ratlos: „Wie es genau weitergeht, weiß ich auch nicht. Am Samstag im Spiel beim TSV Kottern wird Co-Trainer Adrian Milano die Mannschaft betreuen. Danach sehen wir weiter“, sagt Kokott gegenüber FUSSBALL.DE .
Hof bestaunt FC Bayern-Campus: Für die Fans der SpVgg Bayern Hof, Tabellenzehnter in der Bayernliga Nord , steht neben der Partie der ersten Mannschaft am Samstag (ab 14 Uhr) beim Tabellenzweiten SC Eltersdorf an diesem Wochenende noch ein weiteres Schmankerl auf dem Programm. Mit einem vollen Reisebus geht es am Sonntag zum neuen „FC Bayern Campus“ an der Ingolstädter Straße in München. Das rund 70 Millionen Euro teure Nachwuchsleistungszentrum des Rekordmeisters, das vor wenigen Monaten eingeweiht wurde, wollen sich die Gäste aus Hof genau ansehen. Außerdem soll die eigene U 17 in der B-Junioren-Bayernliga im Spiel gegen den Nachwuchs des FC Bayern unterstützt werden.
Sanierungskonzept ausgearbeitet: Vorstand und Aufsichtsrat des VFC Plauen aus der NOFV-Oberliga Süd haben in einer gemeinsamen Sitzung ein Sanierungskonzept ausgearbeitet. Den Tabellenzweiten plagt eine Etatlücke von geschätzten 100.000 Euro. „Wir gehen davon aus, einen guten Weg gefunden zu haben, den Verein wieder auf die Beine stellen zu können“, so Präsidentin Dagmar Baumgärtel. „Das Ergebnis werden wir noch in dieser Woche unserer Mannschaft erläutern“, erklärte Michael Hauffe, der als ehemaliges Vorstandsmitglied ebenfalls an der Sitzung teilnahm. Das Etatloch entstand, weil einige Sponsoren abgesprungen waren und statt des erwarteten Zuschauerschnitts von 600 Fans bislang nur durchschnittlich 409 Besucher den Weg ins Vogtlandstadion gefunden hatten. Am 3. Dezember soll das Sanierungskonzept den Mitgliedern des VFC vorgestellt werden.
Focher-Debüt beim ETB: Der ETB Schwarz-Weiß Essen, der 1959 mit dem Gewinn des DFB-Pokals gegen Borussia Neunkirchen (5:2) den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte gefeiert hatte, bestreitet am heutigen Donnerstag ab 18.30 Uhr ein Testspiel beim Westfalenligisten TuS 05 Sinsen. Hauptgrund: Erstmals darf ETB-Trainer Manfred Wölpper dabei den prominenten Torwartzugang Johannes Focher einsetzen, der ab sofort spielberechtigt ist. Der 27-jährige Schlussmann wurde nach seiner längeren Spiel- und Trainingspause in den letzten Wochen vom ETB-Trainerteam fit gemacht und freut sich auf seinen ersten Einsatz. „Ich glaube, dass uns Johannes durch seine Routine, Ruhe und Ausstrahlung noch ein Stück weiter nach vorne bringt“, sagt Wölpper. Focher wurde mit Borussia Dortmund 2011 und 2012 zweimal Deutscher Meister, war hinter Roman Weidenfeller und Mitchell Langerak die Nummer drei im BVB-Kasten. Später stand er beim österreichischen Erstligisten Sturm Graz unter Vertrag, ehe er seine Profikarriere beendete.
Gelungener Einstand: Einen gelungenen Einstand feierte Interimstrainer Reinhold Höck beim TV Herkenrath in der Mittelrheinliga . Der 59-Jährige war eigentlich als Co-Trainer von André Kreuer vorgesehen, der wegen unterschiedlicher Auffassungen den Verein jedoch vorzeitig verlassen musste. Bei seinem Debüt als „Chef“ punktete Höck mit seiner Mannschaft im Spiel beim Schlusslicht VfL Alfter (3:2) auf Anhieb dreifach. „Nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen hatte es zuletzt auch unter den Spielern Unruhe gegeben. Darauf mussten wir reagieren“, sagt Wolfgang Press, Abteilungsleiter Fußball beim TV Herkenrath , gegenüber FUSSBALL.DE . Den Tabellendritten aus Herkenrath trennen aktuell acht Punkte von Spitzenreiter FC Hennef 05 .
Maric bleibt bis 2021: Der FC 08 Villingen , der als Aufsteiger in der Oberliga Baden-Württemberg mit einem Zähler Rückstand hinter der TSG Balingen auf dem zweiten Tabellenplatz rangiert, hat mit der Vertragsverlängerung von Trainer Jago Maric (38) die Weichen für die Zukunft gestellt. Der ehemalige Profi, der in seiner aktiven Karriere auf insgesamt 19 Zweitliga-Einsätze für die Stuttgarter Kickers zurückblicken kann, hat seinen Vertrag bis 2021 verlängert. Neben dem möglichen Durchmarsch von der Verbandsliga in die Regionalliga Südwest sind die 08-er auch noch im Verbandspokal mit guten Aussichten vertreten. Mit acht Pokaltriumphen ist Villingen schon jetzt der Rekordsieger in Südbaden. Auch in dieser Saison fehlen nur noch zwei Siege bis zur Teilnahme am lukrativen DFB-Pokal. Neben Oberligist Villingen stehen die drei Verbandsligisten FC Denzlingen, SV Linx und SV 08 Kuppenheim im Halbfinale.