Nationalspieler |09.12.2017|13:00

Nationalspieler und Schiri: Der Eisenmann

Einst auf einem Foto mit Hans-Peter Briegel (linkes Foto, links) und Wolfgang Overath (linkes Foto, rechts), heute selbst (Volunteer-)Nationalspieler: Dirk Eisenmann. [Foto: privat]

Schiedsrichter, deutscher Nationalspieler und Trainer zugleich: Dirk Eisenmann ist ein vielbeschäftigter Mann. Darüber hinaus kann er auf eine ereignisreiche Zeit im Jugendfußball zurückblicken. Im Gespräch mit FUSSBALL.DE spricht er über Begegnungen mit Fritz Walter und Franz Beckenbauer, den Amateurfußball und seine Tätigkeit als Volunteer.

Nach mehreren Jahren bei der Frankfurter Eintracht folgte das Debüt in der deutschen Nationalmannschaft: Beim Lesen dieser Zeilen möchte man meinen, es handele sich etwa um den Lebenslauf von Kevin Trapp. Doch weit gefehlt – die Rede ist von Dirk Eisenmann. Der 45-Jährige ist Mitglied der neu gegründeten Volunteer-Nationalmannschaft und war in der Funktion des freiwilligen Helfers auch bereits für Eintracht Frankfurt tätig.

Als Jugendlicher spielte Eisenmann beim SV Erbenheim in Wiesbaden, der seinerzeit für eine besonders gute Jugendarbeit bekannt war. So erhielt er mit 15 Jahren die Möglichkeit, die Fußballschule von Uwe Seeler und Wolfgang Overath am damaligen Frankfurter Waldstadion zu besuchen. „Eine tolle Zeit“, erinnert sich der Hesse: „Das hat riesigen Spaß gemacht“. Zumal die Fußballschule mit äußerst prominentem Personal besetzt war: BVB-Legende Lothar Emmerich und Hans-Peter Briegel, Europameister von 1980, waren zuvor Helden aus Eisenmanns Kindheit gewesen, am Frankfurter Waldstadion durfte er unter ihnen trainieren. „Außerdem“, erzählt Eisenmann fast beiläufig, „sind Franz Beckenbauer und Fritz Walter hin und wieder vorbeigekommen. Horst Eckel hat dort sogar eine Mannschaft trainiert“. Dass es letztendlich nicht zur Profikarriere reichte, hatte verschiedene Gründe. Viele Verletzungen verhinderten den Sprung ins große Fußballgeschäft. Und dazu käme ja auch immer der Faktor Glück, sagt Eisenmann.

Von diesen Geschichten berichtet der heutige Bankangestellte in aller Gelassenheit und ohne jegliches Bedauern, er könne stattdessen ja jetzt auf interessante Erlebnisse zurückblicken. Dem Fußball ist Eisenmann seither sowieso immer treu geblieben – und das aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Seit elf Jahren ist er als Schiedsrichter aktiv, pfeift im Jugend- und aktuell vorwiegend im Amateurbereich. „Das ist sehr angenehm, ich mache das gerne“, so Eisenmann. Mit steigender Spielklasse jedoch werden für ihn auch die Fahrten zu den Spielorten immer weiter – „Kreisoberliga, das reicht“, meint er deshalb. Ohnehin schwärmt der Referee vom unterklassigen Amateurfußball: „Für mich ist der Amateurfußball der pure und echte Fußball mit all seinen Fehlern und Problemen. Dass sich Profifußballer so mit dem Verein identifizieren wie früher Körbel, Grabowski, Schur oder Nikolov, das gibt es heute nicht mehr. Dann lieber der stümperhafte Kick in den Amateurligen.“

"Meine Frau wollte ja auch noch etwas von mir haben"

So kommt es auch nicht von ungefähr, dass Eisenmann gleichzeitig noch eine Hobbymannschaft betreut. Die SG Erdbeer-City Kriftel wurde 1990 gegründet, seit 20 Jahren ist er dabei. „Andere, richtige Vereine müssen sich nach wenigen Jahren auflösen, uns als Freizeit-Team gibt es seit 27 Jahren“, erzählt der Hobby-Kicker stolz. Zum Spielen reicht es nicht mehr, deshalb coacht er und organisiert er regelmäßig ein Hobbymannschafts-Turnier, bei dem er über eine Tombola Spenden für die Bärenherz-Stiftung sammelt. Ein beeindruckendes Engagement.

Vollends entziehen konnte sich Eisenmann dem Profifußball dann aber doch nicht. Vor fünf Jahren begann Eisenmann, sich bei seinem Lieblingsverein Eintracht Frankfurt als Helfer im damals neugegründeten im Volunteer-Team zu engagieren. Zwischenzeitlich übernahm er sogar für ein Jahr die Leitung des Teams. Dabei unterstützte er den Verein bei Medienterminen, Autogrammstunden, Weihnachtsfeiern und insbesondere an Spieltagen – beispielsweise bei Ticketproblemen am Eingang. Vor zwei Jahren gab er diese Tätigkeit dann schweren Herzens auf – zu viele Überschneidungen mit seinen Schiedsrichter-Einsätzen machten es vor allem am Wochenende kompliziert. „Und meine Frau wollte ja auch noch etwas von mir haben“, scherzt Eisenmann.

Als Volunteer ist er aber weiterhin im Einsatz: Bei der deutschen Nationalmannschaft. Dank seines freiwilligen Engagements kam er so bereits zu mehreren Länderspielen in Köln, Frankfurt und Kaiserslautern, auch bei DFB-Pokalendspielen half er mit. Im August dann Eisenmanns erster Einsatz als „deutscher Volunteer-Nationalspieler“: Beim Volunteer-Cup, der vor acht Jahren ins Leben gerufen wurde und seitdem jährlich stattfindet, duellieren sich die Helfer-Teams verschiedener Bundesliga-Klubs. „Man lernt immer wieder tolle Leute kennen“, sagt Eisenmann über die Veranstaltung, zu der in diesem Jahr der FC Schalke 04 als Gastgeber einlud – an einen besonderen Spielort: „Das Turnier wurde auf der alten Glückauf-Kampfbahn ausgetragen. Allein das war natürlich schon ein Erlebnis. Da hingen noch Plakate von früher, total interessant.“

Auf Schalke nahmen die Volunteers der deutschen Nationalmannschaft zum ersten Mal als eigene Mannschaft teil – in echten Nationaltrikots, die der DFB vorher zur Verfügung gestellt hatte. Nicht alltäglich für Eisenmann: „Klar, man kann sagen: Da war ich dann Nationalspieler. Das war schon schön, als Nationalmannschaft aufgerufen zu werden. Ein tolles Gefühl!“

Als Turniersieger gingen sie an diesem Tag nicht vom Platz, es reichte nur zu Rang acht. Grund genug also für einen neuen Anlauf im nächsten Jahr – dann sogar mit Heimvorteil für Eisenmann: Wenn alles klappt, erklärt er, solle das Event 2018 auf dem Rasen der Frankfurter Commerzbank-Arena, dem ehemaligen Frankfurter Waldstadion, steigen. Und da kennt sich Eisenmann, dank Emmerich, Briegel und Co., fußballerisch ja bestens aus.