Erfolgscoach Lottner: Harte Kritik an Ex-Klub
Das Ziel heißt 3. Liga: Dirk Lottner dominiert mit dem 1. FC Saarbrücken aktuell die Regionalliga Südwest. Die Entwicklung bei seinem Ex-Verein 1. FC Köln betrachtet er mit Sorge. [Foto: imago]
Ex-Bundesligist 1. FC Saarbrücken ist aktuell das Maß aller Dinge in der Regionalliga Südwest. Unter der Leitung des ehemaligen Erstligaprofis Dirk Lottner (45) gehen die Saarländer als Spitzenreiter mit zehn Punkten Vorsprung in die Winterpause. Das Ziel ist die Rückkehr in die 3. Liga. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Fußball-Lehrer Lottner über das Erfolgsgeheimnis seiner Mannschaft und die kritische Lage bei seinem Heimatklub 1. FC Köln.
FUSSBALL.DE: Hatten Sie mit einer solchen Dominanz Ihrer Mannschaft in dieser Saison gerechnet, Herr Lottner?
Dirk Lottner: Nein, davon konnten wir nicht ausgehen. In der Südwest-Staffel gibt es sechs bis acht Vereine, die sich auf einem ähnlichen Leistungsniveau befinden und berechtigte Ambitionen haben, um den Titel mitzuspielen. Wir haben aber während der kompletten Hinserie konstant gute Leistungen gezeigt und uns damit den Vorsprung verdient.
Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Lottner: Wichtig ist vor allem, dass wir eine positive Grundstimmung in der Mannschaft haben. In unserem großen Kader ziehen auch die Ersatzspieler voll mit. Es wird nicht genörgelt, wenn man einmal nicht in der Startelf steht. Hinzu kommt, dass jeder extrem erfolgsgierig ist und sich stetig verbessern will. Außerdem haben wir eine hohe individuelle Klasse im Team. Einige Jungs besitzen die Qualität, Spiele fast im Alleingang entscheiden zu können.
Damit meinen Sie sicher auch Ihr Sturmduo mit Patrick Schmidt (16 Saisontore) und Kevin Behrens (15 Treffer). Verstehen sich die beiden mittlerweile blind?
Lottner: Das kann man so sagen. Beide kamen - genau wie ich - 2016 nach Saarbrücken. Seitdem hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Man merkt, dass das Zusammenspiel zwischen Patrick und Kevin immer besser funktioniert. Das macht sich dann auch in ihrer Torstatistik bemerkbar.
Während Sie mit dem 1. FC Saarbrücken von Sieg zu Sieg eilen, hätte die erste Saisonhälfte für Ihren Heimatverein 1. FC Köln nicht viel schlechter laufen können. Wie bewerten Sie aktuelle Situation beim noch sieglosen Bundesliga-Schlusslicht?
Lottner: Was sich in Köln in dieser Saison abspielt, ist eine absolute Katastrophe. In allen Bereichen wurden Fehler begangen. Das fing schon bei der Kaderplanung mit dem Hick-Hack um Torjäger Anthony Modeste an und hört mit der schlechten Außendarstellung bei der Freistellung von Trainer Peter Stöger auf. Das Krisenmanagement im Verein hat auf allen Ebenen versagt.
Glauben Sie dennoch, dass der Klassenverbleib noch möglich ist?
Lottner: Ich würde mir zwar wünschen, dass Köln das Wunder schafft und noch in der Bundesliga bleibt. Aber da muss man realistisch bleiben. Der FC ist so gut wie abgestiegen und sollte schon jetzt damit beginnen, für die 2. Bundesliga zu planen.