Finaltag |12.05.2018|14:00

Der Bachelor drückt Niendorf die Daumen

Schnürte von 2011 bis 2012 für den Niendorfer TSV die Schuhe: "Bachelor" Paul Janke.[Foto: imago/Future Image]

Der Niendorfer TSV aus der Oberliga Hamburg hat die große Chance, erstmals in der fast 100-jährigen Vereinsgeschichte in den DFB-Pokal einzuziehen. Voraussetzung wäre ein Triumph im Finale um den Hamburger Verbandspokal gegen den Ligakonkurrenten TuS Dassendorf im Rahmen des dritten „Finaltags der Amateure“ am Pfingstmontag, 21. Mai (ab 12.30 Uhr, Live-Konferenz in der ARD).

Oberliga-Serienmeister TuS Dassendorf, der sich in dieser Spielzeit bereits vorzeitig die fünfte Meisterschaft in Folge sicherte (und erneut auf einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga Nord verzichtet), geht jedoch als Favorit in die Partie und kann zum zweiten Mal nach 2000 den Verbandspokal gewinnen. Gespielt wird im Stadion „Hoheluft“, der Heimspielstätte des Ligakonkurrenten SC Victoria Hamburg , auf Kunstrasen.

Niendorfer TSV

Mit Pokalsiegen kennt sich Ali Farhadi, 43 Jahre alter Trainer beim Hamburger Oberligisten Niendorfer TSV, bislang (noch) nicht aus. Zum ersten Mal überhaupt erreichte der Großklub (insgesamt mehr als 8200 Mitglieder, davon rund 1000 aktive Fußballer in rund 50 Mannschaften) das Endspiel um den Hamburger Verbandspokal. Erstmals seit der Vereinsgründung 1919 könnte der NTSV damit in den DFB-Pokal einziehen. „Das wäre kurz vor dem 100-jährigen Jubiläum eine Riesen-Geschichte“, sagt Farhadi im Gespräch mit FUSSBALL.DE .

"Wir sind ein eingeschworener Haufen. Alle im Umfeld sind mit sehr viel Herzblut dabei"

Der Deutsch-Iraner ist seit drei Jahren TSV-Cheftrainer, war zuvor Co-Trainer, arbeitete dabei unter anderem mit dem ehemaligen Bundesligaprofi Vahid Hashemian zusammen, der einst beim VfL Bochum und beim FC Bayern München wegen seiner Kopfballstärke „Hubschrauber“ genannt wurde. Während Hashemian inzwischen als Co-Trainer der U 17 beim Hamburger SV arbeitet, blieb Farhadi in Niendorf - und könnte den Verein nun zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte im Seniorenbereich führen. Bekannt ist der NTSV bislang nämlich vor allem für seine herausragende Nachwuchsarbeit (rund 40 Teams). So schaffte die U 19 in der abgelaufenen Saison sogar den Klassenverbleib in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga, spielt damit weiter erstklassig.

„Ich hoffe, wir werden von der Euphorie getragen. Ungefähr 1000 bis 1500 Fans wollen uns in das nahegelegene Stadion Hoheluft begleiten“, rechnet Trainer Ali Farhadi mit großer Unterstützung. Wegen des zu erwartenden Zuschauerandrangs hat der NTSV eigens einen Linienbus, der von der inoffiziellen Vereinsgaststätte „Schweizer Haus“ abfahren wird, organisiert. Gut möglich, dass dann auch neben den besonders engagierten Unterstützern Jörg Stehn und Fotios Karamanidis auch der als „Bachelor“ aus der gleichnamigen RTL -Sendung bekannte „Hamburger Jung“ Paul Janke dabei sein wird, der immerhin von 2011 bis 2012 selbst für den NTSV am Ball war. „Ich weiß, dass uns Paul die Daumen drückt. Wenn er es zeitlich einrichten kann, wird er auch vor Ort sein“, verrät Farhadi.

In der Meisterschaft hatten die Niendorfer gegen die TuS Dassendorf zweimal das Nachsehen (1:3/0:2). „Dassendorf ist das Nonplusultra in unserer Liga und daher ein harter Brocken. Wir sind klarer Außenseiter, werden dem Gegner aber einen harten Kampf liefern“, kündigt Farhadi an. Stammtorhüter Marcel Kindler, der sich nach einem Muskelfaserriss im Aufbautraining befindet, könnte rechtzeitig zum Pokalfinale wieder fit werden. Für Innenverteidiger Fynn Huneke (Kreuzbandriss) ist die Saison dagegen bereits beendet.

Gründungsjahr: 1919
Mitgliederzahl: 8235
Ligazugehörigkeit: Oberliga Hamburg
Trainer: Ali Farhadi
Top-Torjäger: Ante-Akira Kutschke (zwölf Saisontore)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Aufstieg in die Oberliga Hamburg
Weg ins Finale: Eintracht Lokstedt (5:0), FC Winterhude (5:0), Paloma Hamburg (4:1), FC Eintracht Norderstedt (3:0), FC Türkiye Wilhelmsburg (2:0), Altona 93 (3:1 n.V.), Wedeler TSV (3:1)


TuS Dassendorf

Die TuS (Turn- und Sportgemeinschaft) Dassendorf ist das Maß aller Dinge in der höchsten Hamburger Amateuspielklasse. Die Kicker aus dem beschaulichen 3300 Seelen-Dorf eilen von Sieg zu Sieg, dominieren die Liga nach Belieben und sicherten sich bereits vorzeitig die fünfte Meisterschaft in Folge. Einer der Väter des Erfolges ist zweifelsohne Peter Martens, der mit Thomas Hoffmann (49) das gleichberechtigte Trainergespann bildet.

Der 60-jährige Martens erlebt momentan seinen „zweiten Frühling“ in Dassendorf. Bei seinem ersten Engagement zwischen 1994 und 2001 hatte er den Verein innerhalb von sieben Jahren von der Kreisliga bis in die damals vierthöchste Spielklasse geführt. Genau in diese Zeit fiel auch in der Saison 1999/2000 der bislang einzige Pokalerfolg (5:1 im Finale gegen den SV Börnsen). Damit verbunden war die Qualifikation für den DFB-Pokal, in dem die Dassendorfer in der ersten Runde auf die SpVgg Unterhaching trafen und 0:5 verloren.

Danach ging es mit dem Verein aber rapide bergab. „Wir hatten damals alles erreicht und mehr war auch vom Umfeld nicht gewollt“, erinnert sich Martens im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Die TuS zog damals ihre erste Mannschaft aus der Oberliga zurück und rutschte bis in die Landesliga ab.

2013 gelang der erneute Aufstieg in die 5. Liga. Es folgten bis heute fünf Meistertitel. Seit 2016 steht wieder Trainer Peter Martens bei der TuS an der Seitenlinie. „Wir sind ein eingeschworener Haufen. Alle im Umfeld sind mit sehr viel Herzblut dabei“, beschreibt Martens das Dassendorfer Erfolgsgeheimnis. So war etwa der heutige Präsident Jörg Ziolek in den ersten sieben Trainerjahren unter Martens noch Fußball-Obmann. Hauptsponsor Michael Funk ist dem Verein seit 35 Jahren verbunden, war damals noch Jugendtrainer. Den heutigen Sportlichen Leiter Jan Schönteich sowie seinen Co-Trainer Thomas Hoffmann hatte Martens einst noch als Spieler unter seinen Fittichen.

Trotz der anhaltenden Erfolge der vergangenen Jahre verzichtet die TuS erneut auf die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord. „Wir haben auf unserer Platzanlage kein Flutlicht, verfügen auch über keine A- und B-Juniorenmannschaften, die in den entsprechenden Leistungsklassen spielen müssen, um eine Zulassung für die Regionalliga zu bekommen“, sagt Martens. „Außerdem müssten wir personell extrem aufrüsten, was finanziell überhaupt nicht zu stemmen ist. Wir fühlen uns in der Oberliga Hamburg sehr wohl.“

Mit Maximilian Thilo Dittrich (21 Tore), Sven Möller (20) sowie dem inzwischen 34 Jahre alten früheren Bundesligaprofi und U 21-Nationalspieler Marcel von Walsleben-Schied (17) verfügt die TuS im Offensivbereich über viel Power. Routinier von Walsleben-Schied ist gleichzeitig der älteste Spieler im Kader.

Kapitän Amando Aust, der sogar schon zwei Länderspiele für Gambia absolviert hat, will beim „Finaltag der Amateure“ unbedingt dabei sein. Der 28 Jahre alte Abwehrchef wird nach seinem Meniskuseinriss langsam an die Mannschaft herangeführt. Beim 3:0-Heimerfolg gegen Condor Hamburg sammelte Aust in der Schlussphase für zwanzig Minuten Spielpraxis. Am Freitag in Süderelbe (3:1), dem 30. Sieg im 31. Saisonspiel, war es schon eine halbe Stunde. „Wir brennen darauf, nach der Meisterschaft auch den Pokal zu holen. Das halbe Dorf wird unterwegs sein, um uns dabei zu unterstützen“, ist die Vorfreude nicht nur bei TuS-Trainer Peter Martens riesengroß. 

Gründungsjahr: 1948
Mitgliederzahl: 800
Liga-Zugehörigkeit: Oberliga Hamburg
Trainergespann: Peter Martens/Thomas Hoffmann
Top-Torjäger: Maximilian Thilo Dittrich (21 Saisontore)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Fünfmal in Folge Meister in der Oberliga Hamburg
Weg ins Finale: FC Voran Ohe (6:0), Düneberger SV (4:1), Meiendorfer SV (4:0), Curslack-Neuengamme (3:1), TuS Osdorf (1:0), TSV Buchholz 08 (2:0), Teutonia 05 Ottensen (2:0 n.V.)