Weniger Zuschauer: "Kein Problem" für Schulz
Der 358-malige Bundesligaprofi Christian Schulz: "Ich kann mir gut vorstellen, später als Coach zu arbeiten."[Foto: imago/Christian Schroedter]
Ex-Nationalspieler Christian Schulz ist zurück beim Bundesligisten Hannover 96. Der 35 Jahre alte Verteidiger, der 2004 mit seinem Ausbildungsverein SV Werder Bremen das Double gewann und von 2007 bis 2016 für Hannover am Ball war, soll bei den 96ern in der U 23-Mannschaft in der Regionalliga Nord eine Führungsrolle übernehmen und außerdem als Vereinsbotschafter arbeiten. Seine Profikarriere ließ der 358-malige Bundesligaprofi in den zurückliegenden Jahren beim österreichischen Erstligisten SK Sturm Graz ausklingen.
Im FUSSBALL.DE- "Interview der Woche" spricht Christian Schulz über seine Zeit in Österreich, die Gründe für das Ende seiner Profikarriere, seine Ziele mit der U 23-Mannschaft von Hannover 96 und seine Aufgaben als Vereinsbotschafter.
FUSSBALL.DE: Graz war Ihre einzige Karrierestation im Ausland. Wie hat es Ihnen in Österreich gefallen, Herr Schulz?
Christian Schulz: Ich hatte sowohl privat mit meiner Familie als auch sportlich mit dem Verein eine schöne Zeit in Österreich. Graz hat viel Charme und bietet viele Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten, außerdem ist das Meer nicht weit entfernt. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Der Gewinn des nationalen Pokals in der zurückliegenden Saison hat die hervorragenden zwei Jahre abgerundet.
"Noch habe ich mich nicht entschieden, was ich nach meiner aktiven Zeit hauptberuflich machen möchte"
Jetzt sind Sie zurück beim Bundesligisten Hannover 96 und spielen künftig für die U 23-Mannschaft in der Regionalliga Nord. Wie kam es dazu?
Schulz: Die Rückkehr nach Hannover nach dem Ablauf meines Vertrages in Österreich war von Beginn an so geplant. Es stand fest, dass ich nach meinem Karriereende in den Verein eingegliedert werden soll. Unklar war zunächst nur, in welcher Funktion ich für Hannover 96 arbeite. Im Winter hat mich Nachwuchsleiter Michael Tarnat angerufen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, noch ein Jahr in der Regionalliga dranzuhängen. Da musste ich nicht lange überlegen. Es ist eine Win-win-Situation. Ich habe Lust, weiter Fußball zu spielen und kann der jungen Mannschaft mit meinen Erfahrungen als langjähriger Profi weiterhelfen.
Das heißt, Sie haben Ihre Karriere als Profi nach 16 Jahren beendet. Was war der Hauptgrund dafür, jetzt den Schlussstrich zu ziehen?
Schulz: Ich hatte ohnehin darüber nachgedacht, nach den beiden Jahren in Graz aufzuhören. Ich bin jetzt 35 Jahre alt, irgendwann ist auch mal gut. (lacht) Hauptsächlich aus familiären Gründen habe ich dann den Entschluss gefasst, meine Profikarriere auch tatsächlich jetzt zu beenden. Meine Frau Natalia ist schwanger und wir werden im August zum zweiten Mal Eltern. Wir sind froh, wieder in unserem Haus in Hannover zu sein, in dem wir schon zu meiner Zeit als Bundesligaspieler gewohnt haben. Außerdem bin ich glücklich, mein Karriereende selbst bestimmt und meine Laufbahn mit einem Titel beendet zu haben.
Was reizt Sie an der Aufgabe, eine Führungsrolle in der U 23 zu übernehmen?
Schulz: Ich freue mich darauf, mit jungen Spielern zu arbeiten und sie auf ihrem Weg zum Profi begleiten zu dürfen. Es wird eine neue und spannende Herausforderung für mich. Dass ich auf einmal nicht mehr vor tausenden Zuschauern spiele, sondern vor eher wenigen Leuten, zu denen vor allem auch die Eltern der Talente zählen, wird sicher gewöhnungsbedürftig sein. Aber damit habe ich kein Problem. Es geht ja auch im sportlichen Bereich nicht mehr um meine Person. Die Zeit ist nun vorbei.
In den vergangenen Jahren war die zweite Mannschaft von Hannover 96 nur Mittelmaß in der Nord-Staffel. Soll sich das in der kommenden Saison ändern?
Schulz: Die Konkurrenz mit den U 23-Mannschaften des SV Werder Bremen, des Hamburger SV und des VfL Wolfsburg sowie mit Teams wie Titelverteidiger SC Weiche Flensburg 08 und dem VfB Lübeck ist zwar groß. Dennoch ist es unser Anspruch, uns sportlich zu verbessern und in der Tabelle weiter oben zu landen. Es kann kein Saisonziel sein, einen der Plätze acht bis zwölf zu erreichen.
Neben Ihrer Führungsrolle in der U 23 werden Sie auch als Vereinsbotschafter arbeiten. Diese Position wurde eigens für Sie neu geschaffen. Was sind Ihre Aufgaben?
Schulz: Ich werde den Verein bei Terminen mit Medien, Sponsoren und Fans repräsentieren und versuchen, Hannover 96 noch bekannter und sympathischer zu machen. Wie genau mein Tagesablauf aussehen wird, wird sich erst noch zeigen. Da es die Position des Vereinsbotschafters vorher nicht gab, fehlen uns die Erfahrungswerte. Klar ist aber, dass ich auch die Möglichkeit bekomme, den Klub und die Vereinsstrukturen noch besser kennenzulernen. Ich werde in viele Bereichen reinschnuppern und mir einen Überblick über die verschiedenen Berufe im Fußball-Business verschaffen. Noch habe ich mich nicht entschieden, was ich nach meiner aktiven Zeit hauptberuflich machen möchte.
Welchen Job können Sie sich denn am ehesten vorstellen?
Schulz: Der Trainerjob ist interessant. Ich kann mir gut vorstellen, später als Coach zu arbeiten und möchte daher im Laufe der kommenden Saison schon einmal einige Trainerscheine machen.
Als ehemaliger deutscher Nationalspieler verfolgen Sie die Weltmeisterschaft in Russland intensiv. Neben dem DFB-Team sind auch andere große Fußballnationen wie Spanien, Portugal oder Argentinien bereits ausgeschieden. Wer wird Weltmeister?
Schulz: Die WM war in der Tat schon für die eine oder andere Überraschung gut und es gibt meiner Meinung nach keinen klaren Favoriten. Kroatien und Belgien hinterlassen einen starken Eindruck, am ehesten traue ich aber Frankreich und Brasilien den Titel zu. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich auf Brasilien tippen.