Ex-Profi im Dorf|20.08.2018|11:30

Landesligakicker Husic: Mit Dzeko gespielt

Edin Husic (links): "Es hätte in meinem Leben als Fußballer sicher einiges besser laufen können."[Foto: Denis de Haas]

Edin Husic führt den Ball durch das Mittelfeld. Der Spieler des SV Hönnepel-Niedermörmter macht eine Finte, passt zu seinem Teamkollegen und läuft sich sofort wieder frei. Wer den 32-Jährigen im Spiel der Landesliga Niederrhein beim VfL Rhede beobachtet, fragt sich sofort: Der hat doch bestimmt höherklassig gespielt? Und tatsächlich, der Mittelfeldspieler war lange Zeit Profi. Husic spielte an der Seite von Vedad Ibisevic und Edin Dzeko. Er traf in seiner Karriere auf Berti Vogts. Und der Bosnier trug das Trikot von Dinamo Zagreb und der San Antonio Scorpions und spielte dreimal für sein Land.

Nun also der SV Hönnepel-Niedermörmter. Ein Dorfklub, der sich mit dem Slogan „Und der Acker bebt am Niederrhein“ selber auf die Schippe nimmt. Es klingt danach, als sei die Karriere aus den Fugen geraten. Doch Husic relativiert die Situation. „Es hätte in meinem Leben als Fußballer sicher einiges besser laufen können“, sagt er im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Aber ich bin trotzdem glücklich.“

Dann erzählt der Mann mit der Rückennummer 14 vom jungen Edin Husic. Er war im bosnischen Fußball ein großes Talent. Husic durchlief die Jugendabteilung des kroatischen Serienmeisters Dinamo Zagreb. In der U 21-Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas gehörte er zum Stammpersonal. Ein Mitspieler war der spätere Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko, der heute beim AS Rom spielt. Auch Vedad Ibisevic, aktuell bei Hertha BSC unter Vertrag, gehörte zu seinen Teamkollegen. „Manchmal treffe ich die Jungs von damals noch“, sagt Husic. „Das freut mich immer, die wiederzusehen.“

Er brachte es sogar auf drei A-Länderspiele. Husic kam in Tests zum Einsatz – unter anderem gegen Aserbaidschan. Bei der Partie gegen das Team vom Kaspischen Meer stand er sogar in der Startelf. Husic' Mannschaft gewann im Juni 2008 mit 1:0 und ärgerte damit den Coach der Gäste. Ein gewisser Berti Vogts, mit Deutschland Weltmeister als Spieler und Europameister als Trainer, saß bei Aserbaidschan auf der Bank.

"Zu einer richtig großen Karriere fehlte mir auch das Glück."

Zweitliga-Profi in Texas

Mit Anfang 20 geriet Husic' Karriere ins Stocken. „Ich hatte damals Probleme mit der Achillessehne“, erzählt er. „Und zu einer richtig großen Karriere fehlte mir auch das Glück.“ Schlechte Berater oder strukturelle Probleme bei seinen Klubs machten ihm das Fußballerleben schwer. Husic ging auf Wanderschaft, spielte für mehrere Klubs in Bosnien und machte einen Abstecher in die USA. Für eine Saison stand er beim texanischen Zweitligisten San Antonio Scorpions unter Vertrag. „Das war eine schöne Erfahrung“, erzählt Husic, den es nach einer Saison aber wieder nach Europa zog.

Er spielte für drei weitere Erstligisten in Bosnien-Herzegowina. Im Frühjahr 2016 entschloss sich Husic dann, nach Deutschland zu ziehen. Sein Bekannter Emir Alic spielte damals beim FC Kray . Er überredete seinen Kumpel, sich dem damaligen Oberligisten aus Essen anzuschließen. Da Husic vom Fußball in der 5. Liga nicht leben konnte, suchte er sich einen Job. Die Krayer vermittelten ihm eine Arbeitsstelle bei einem Elektrounternehmen. Und dort arbeitet der Bosnier immer noch.

Fußballerisch hat er sich verändert. Nach einer Saison beim FC Kray ging es zum FSV Duisburg – im Sommer 2018 schloss sich Husic schließlich dem SV Hönnepel-Niedermörmter an. Deren Trainer Georg Mewes wollte den erfahrenen Fußballer unbedingt. „Er hat mir gesagt, dass ich sein spielender Co-Trainer werden soll“, erzählt Husic. „Das hat mir gefallen, und darum habe ich zugesagt.“

Er will noch zwei, drei Jahre auf dem Niveau spielen und sich danach auf seine Trainerlaufbahn konzentrieren. Eine entsprechende Lizenz macht der Landesligaspieler aktuell. „Dafür bin ich demnächst wieder einige Tage in Bosnien“, erzählt Husic, der im September zum zweiten Mal Vater wird. In Deutschland will er Trainerscheine machen, wenn er die Sprache ausreichend beherrscht. Die gängigen Fußballausdrücke kommen ihm mittlerweile leicht über die Lippe. Wenn Husic im Trikot des SV Hönnepel-Niedermömter Anweisungen gibt, sind die Mitspieler ohnehin aufmerksam. Ein Mann mit seiner Vita findet leicht Gehör.