Bökelberg? |13.10.2018|14:30

Nach Pfostenbruch: „Absoluter Bruch im Spiel“

Beim Pfostenbruch in Wieda werden Erinnerungen an Gladbach in Madrid wach.[Foto: Privat ]

Beim Stand von 1:1 ereignete sich im Duell der Zweitvertretungen vom TSV Mengsberg und FC Homberg ein seltenes Kuriosum: Ein Torposten brach. Der Homberger André Ruhland trug maßgeblich dazu bei, dass das Spiel später fortgesetzt werden konnte. Letztlich zum Leidwesen seines eigenen Teams, verloren die Gäste am Ende doch noch 1:5.

Die Begegnung zwischen dem TSV Mengsberg II und dem FC Homberg II im hessischen Wieda war zunächst eine eher maue Angelegenheit. Torlos ging das Spiel der Kreisliga A Schwalm-Eder in die Pause. Die 2. Halbzeit begann dann vielversprechend für die Gäste vom TSV Homberg II, der in der 48. Minute mit 1:0 in Führung ging.

Doch nur wenige Sekunden später folgte die verhängnisvolle 50. Minute, in der das Unglück für den FC Homberg II seinen Lauf nahm. Nach einem Mengsberger Schuss gegen die Unterkante der Latte stürmten zwei Akteure der Heimmannschaft hinterher, um den Ball über die Linie zu drücken. Ein Homberger Verteidiger versuchte vergeblich, den Ausgleichstreffer noch zu verhindern, landete stattdessen samt seinen beiden Gegenspielern und dem Ball im Netz des Gästetores.

Der Ausgleich – so kurz nach dem Führungstreffer natürlich für den FC Homberg II sehr ärgerlich. Weitaus ärgerlicher war aber noch eine ganz andere Sache: Das Torgestänge hatte die Szene nicht schadlos überstanden, vielmehr gab es nun einen großen Riss im linken Pfosten. „Der Schiedsrichter wolle das Spiel sofort abbrechen“, sagt Hombergs André Ruhland im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Beide Mannschaften wollten aber unbedingt weiterspielen.“ Der Plan lautet daher zunächst, das Tor notdürftig zu flicken. „Dabei ist der Pfosten aber komplett gebrochen“, schildert Ruhland. „Das Tor hing dann auf halb acht.“

„Die Älteren auf dem Sportplatz haben sich an das Spiel in Gladbach erinnert“

Erinnerung an alte Zeiten

Belustigung, Verwunderung und großes Rätselraten machten sich breit. Gleichzeitig war der Pfostenbruch von Wieda auch eine Reminiszenz an vergleichbare Ereignisse in der Vergangenheit. „Die Älteren auf dem Sportplatz haben sich an das Spiel in Gladbach erinnert“, berichtet Ruhland. Damals am 3. April 1971 gastierte Werder Bremen am Bökelberg. Als Borussia-Stürmer Herbert Laumann sich kurz vor Schluss nach einer verpassten Flanke im Bremer Tor am Netz hochziehen wollte, brachen daraufhin zuerst der linke Pfosten und daraufhin das gesamte Tor in sich zusammen.

Der 33-jährige Ruhland war damals noch nicht geboren, musste selbst aber sofort an den sogenannten "Torfall von Madrid" denken. „Das habe ich damals live im Fernsehen gesehen“, erinnert sich Ruhland an die legendäre TV-Übertragung mit Günther Jauch und Marcel Reif am 1. April 1998. Kurz vor der Champions-League-Partie zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund hatten spanische Fans den Schutzzaun hinter einem der Tore so stark belastet, dass dieser in Richtung der Zuschauertribünen umknickte und das daran befestigte Tor mitriss. Erst mit 76 Minuten Verspätung erfolgte der Anpfiff– nach wortgewandter und lustiger Fernsehunterhaltung von Jauch und Reif über die mühsamen Versuche, das Tor wieder herzurichten bzw. auszutauschen.

Tor wird abgeflext

Wie einst in Madrid wurden auch in Wiera verschiedenste Ideen eingebracht und diskutiert. Zunächst dominierte laut Ruhland die Überlegung, ob sich das Tor aus der Verankerung im Boden heraushebeln ließe. Bierbänke und Spaten waren dabei als potentielle Werkzeuge in der Verlosung. Letztlich formulierte Ruhland als Erster die finale Lösung, beide Torpfosten mit einem Winkelschleifer komplett zu entfernen.

Darüber war man sich in der Diskussionsrunde aus Spielern, Platzwart und Vereinsvertretern auch schnell einig. Einer aus Mengsberg sei kurz nach Hause gefahren und 15 Minuten später mit dem entsprechenden Werkzeug wieder auf dem Sportplatz gewesen. „Und dann wurde das Tor abgeflext“, sagt Ruhland.

Neues Tor, kein Glück

Zuvor hatten Vereinsverantwortliche mit einem Spaten rund um die Pfosten kräftig gebuddelt, sodass sich die freigelegten Pfosten zehn Zentimeter unter der Grasnarbe abtrennen ließen. Anschließend wurden die Löcher wieder mit Erde bedeckt, ein Trainingstor diente dem Schiedsrichter als hinreichender Ersatz für das kaputte Tor.

So durften die Homberger eine Dreiviertelstunde nach dem Ausgleichstreffer endlich den Anstoß ausführen und hätten es letztlich lieber bleiben lassen: Denn nach Unterbrechung durch den Pfostenbruch identifizierte Ruhland einen „absoluten Bruch in unserem Spiel“. Der TSV Mengsberg II hingegen drehte in den verbleibenden 40 Spielminuten so richtig auf. Viermal traf die Gastgeber ins frisch installierte Tor, sodass der FC Homberg II mit einem deutlichen 1:5 im Gepäck die Heimreise antreten musste. „Das neue Tor hat uns auf jeden Fall kein Glück gebracht“, blickt Ruhland humorvoll auf das kuriose Ereignis zurück.