In Resse kicken sogar über 70-Jährige
„Oldie“ Willi Mayer (vorne) ist mit seinen 74 Jahren mit Feuereifer beim Walking Football dabei.[Foto: Heiko Buschmann]
„Willi, hier ist deine Position!“ Peter Colmsee lacht, er muss seinem Spieler mehrmals erklären, wo er denn hinzulaufen hat oder richtig steht. Hier beim Training auf dem kleinen Kunstrasenplatz auf der Sportanlage Im Emscherbruch geht es locker zu, es werden keine Höchstleistungen und keine Perfektion beim Durchführen der Übungen erwartet. Willi, mit Nachnamen Mayer, ist ja auch schon 74, da kann Übungsleiter Peter Colmsee auch mal Fünfe gerade sein lassen – willkommen beim Walking-Football-Team von Viktoria Resse.
Seit Anfang März treffen sich hier auf der Anlage des Gelsenkirchener Landesligisten jeden Sonntagmorgen zehn bis zwölf Fußballer, die, nun ja, ihre besten Zeiten als Sportler hinter sich haben. „Nach den offiziellen Regeln ist Walking Football für Spieler ab 55 Jahren“, verrät Peter Colmsee. Bei den Ressern, ist Willi Mayer eben der Senior und Peter Nienhaus mit 72 Jahren der zweitälteste Spieler. Die meisten anderen sind ab 50 aufwärts, sie waren früher für Viktoria Resse oder andere Vereine wie SSV Buer oder Eintracht Erle am Ball.
Schalke mit Ex-Nationalspielern am Ball
Walking Football – oder auch Walking Soccer – ist gerade im Kommen. Wie es der Name schon sagt, wird dabei Fußball im Gehen gespielt. Laufen ist ebenso untersagt wie Pässe oder Schüsse über Hüfthöhe, außerdem darf natürlich nicht gegrätscht werden. „Man muss immer aufpassen, dass man nicht automatisch losrennt, wenn der Ball mal zu steil gespielt wird“, macht Peter Colmsee lachend klar.
„Man muss immer aufpassen, dass man nicht automatisch losrennt, wenn der Ball mal zu steil gespielt wird“
Bundesligist Schalke 04 ist mit seinem Team aus ehemaligen Nationalspielern um Chefcoach Martin Max Vorreiter beim Walking Football. Mit einem freien Training am Montagabend, bei dem auch Alt-Internationale wie Klaus Fischer oder Matthias Herget ihr Können zeigen, haben die Königsblauen vor gut einem Jahr angefangen. Inzwischen ist in ihrer Halle an der Veltins Arena ein weiterer Kurs am Mittwochmorgen dazu gekommen. Um kleinere Vereine mit ins Boot zu nehmen, stellte Schalke den Sport für Senioren letztes Jahr beim Kreistag des Fußballkreises Gelsenkirchen vor. Außerdem gibt „Eurofighter“ Martin Max gerne auch Anschauungsunterricht vor Ort – so zum Beispiel zuletzt beim VfB Kirchhellen .
Peter Colmsee ist seit Oktober vergangenen Jahres aktiver Walking Footballer. Er ist Ruheständler und hat daher Zeit, regelmäßig zum Training nach Schalke zu fahren. Bei einem Heimspiel „seiner“ Viktoria aus Resse – Sohn Stefan trainiert die erste Mannschaft – hat er den Zuschauern am Emscherbruch den neuen Sport vorgestellt. „Inzwischen haben wir sechsmal trainiert und die Beteiligung ist richtig gut“, freut sich Peter Colmsee. Alle haben für die beim Walking Football üblichen kleinen Tore zusammengeschmissen, über 1.000 Euro waren dafür fällig.
Eine halbe Stunde lang absolvieren die Walking Footballer von Viktoria Resse brav ihre Pass- und Schussübungen, dann wird endlich gespielt. Hier sind keine Filigrantechniker am Ball, aber darum geht es auch nicht. „Wir sind in einem Alter, in dem zwar jede Bewegung wehtut, aber wir wollen ja alle körperlich noch etwas tun. Dafür ist Walking Football genau richtig“, meint Peter Colmsee.
Walking Football bei Draxlers Heimatklub
Weil jeder, der fleißig trainiert, sich gerne auch mal im Wettkampf mit anderen messen möchte, hat sich Peter Colmsee schon nach anderen Mannschaften in der Gegend umgeschaut. Noch ist Walking Football eine absolute Nischensportart. Im Umkreis der Resser bieten neben den „Gründervätern“ aus Schalke bisher nur der FC Marl , Julian Draxlers Heimatklub BV Rentfort aus Gladbeck und der SV Wanheim aus Duisburg ebenfalls Walking Football an. „Gegen die Marler wollen wir im Juni spielen“, kündigt Peter Colmsee an.
Bis dahin wird auf dem kleinen Kunstrasenplatz in Resse jeden Sonntag um halb elf fleißig trainiert – auch „Oldie“ Willi Mayer ist mit seinen 74 Jahren mit Feuereifer dabei.