Reinkober: USA und Double statt Profifußball
Jubel beim FSV Babelsberg 74: Aline Reinkober und ihr Team feiern das Double aus Meisterschaft und Landespokalsieg.[Foto: privat]
Aline Reinkober durchlief alle Jugendmannschaften des 1. FFC Turbine Potsdam, ehe sie den Entschluss fasste, den Profifußball aufzugeben. Seit Januar dieses Jahres sorgt die 21-Jährige im linken Mittelfeld des FSV Babelsberg 74 für Wirbel. Die Landesliga-Meisterinnen konnten nach dem zweiten Titel in Folge am vergangenen Sonntag auch das Landespokal-Finale gegen den FSV Forst Borgsdorf für sich entscheiden und stehen nun in der ersten Runde des DFB-Pokals.
FUSSBALL.DE: Glückwunsch zum Gewinn des Landespokals! Wie lief das Pokalfinale?
Aline Reinkober: Wir haben 6:2 gewonnen (lacht) . Am Anfang lief es leider nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Wir waren die Favoriten und hatten uns daher bereits darauf eingestellt, dass der Gegner sehr viel Druck machen wird. Trotzdem waren wir dann etwas überrascht und haben sehr früh ein Gegentor bekommen. Wir haben uns dann aber schnell wieder gefangen und ein paar Tore nachgelegt. Es war nicht unser bestes Spiel, aber ein Pokalspiel läuft ja fast nie so, wie man es sich erhofft.
Wie groß ist die Freude über den Triumph?
"Natürlich denke ich manchmal: Was wäre, wenn?"
Reinkober: Für uns als Team und auch für mich persönlich bedeutet der Pokalsieg sehr viel. Allein zu wissen, dass man im Wettbewerb die beste Mannschaft ist, ist eine große Auszeichnung, die wir uns auch hart erarbeitet haben. Wir haben uns daher sehr darüber gefreut. Jetzt sind wir in der ersten Runde des DFB-Pokals. Das war unser großes Ziel.
Der FSV Babelsberg 74 ist bereits zum zweiten Mal hintereinander Landesliga-Meister, hat 19 von 19 Spielen gewonnen und ist jetzt auch noch Landespokalsieger. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
Reinkober: Ich bin ja erst seit Januar dabei, wurde aber sofort sehr gut aufgenommen. Wir haben einen großen mannschaftlichen Zusammenhalt, das Team passt. Es macht alles sehr viel Spaß, trotzdem haben wir immer ein Ziel vor Augen und arbeiten gemeinsam daran, es zu erreichen.
Sie haben in der Jugend für Turbine Potsdam gespielt. Wann haben Sie sich gegen den Profifußball entschieden und warum?
Reinkober: 2017 habe ich Abitur gemacht, nachdem ich sieben Jahre bei Turbine Potsdam war. Ich habe dort alle Jungendmannschaften durchlaufen bis hoch in die 2. Frauen Bundesliga. Dann habe ich mich dagegen entschieden, weil ich zum einen nochmal etwas anderes sehen wollte. Deshalb habe ich erst ein halbes Jahr in Amerika Fußball gespielt. Jetzt möchte ich mein Studium mit dem Fußball kombinieren. Das geht bei Leistungssport in dieser hohen Klasse nicht mehr. Deswegen habe ich mich im Endeffekt gegen den Leistungsfußball entschieden.
Bereuen Sie diese Entscheidung manchmal?
Reinkober: Natürlich denke ich manchmal "was wäre, wenn", aber im Großen und Ganzen bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich hatte eine schöne Zeit und habe hochklassig gespielt und auch in den U-Nationalmannschaften. Da habe ich schon sehr viel Erfahrung gesammelt und jetzt kommen eben neue dazu. Mich erwartet trotzdem eine spannende Zeit.
Warum haben Sie sich damals für den FSV Babelsberg 74 entschieden?
Reinkober: Weil es nach Turbine die zweitbeste Mannschaft in Potsdam ist. Ich komme zwar ursprünglich aus Sachsen, nachdem ich aber sieben Jahre in Potsdam im Internat war, ist es auch meine Heimat geworden. Ich habe dann ein Probetraining gemacht und es hat alles sehr gut gepasst – auch fußballerisch.
Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Turbine Potsdam und dem FSV Babelsberg 74?
Reinkober: Der offensichtlichste Unterschied ist das Trainingspensum. Wir haben damals zweimal am Tag trainiert, jetzt zweimal in der Woche. Außerdem waren die Fahrtwege bei Turbine viel weiter. Auch der Druck, dass man jedes Spiel gewinnen musste, ist extremer. Vom Kopf her hat man eine ganz andere Einstellung. Jetzt steht bei mir der Spaß an erster Stelle. Natürlich möchten wir auch immer gewinnen, aber man hat weniger Druck.
Sie sind mit 21 Jahren noch jung, überlegen Sie nach dem Studium doch noch einmal in den Profibereich zu wechseln?
Reinkober: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht. Zurzeit steht das jedoch nicht zur Auswahl, denn nach dem Studium wird es ja auch arbeitstechnisch weitergehen und ich denke nicht, dass ich dann die Zeit haben werde. Ich finde es auch ganz gut, dass ich jetzt mal Freizeit habe. An der einen oder anderen Stelle vermisse ich es, denn es ist natürlich schön Deutscher Meister zu werden oder an einer Europameisterschaft teilzunehmen; man kommt sehr viel rum. Aber jetzt gerade ist es nicht mein Verlangen und ich bin damit zufrieden, wie es jetzt ist.