Amateurin des Jahres Kilic rockt Regionalliga
Stammspielerin beim Regionalligisten VfL Bochum: Gizem Kilic.[Foto: VfL Bochum 1848]
Die Saison 2018/2019 ist Geschichte. Die wohlverdiente Sommerpause steht an. FUSSBALL.DE hat bei den Amateuren des Jahres nachgefragt, wie ihre Saison verlaufen ist und ist auf beeindruckende Leistungen und eine kuriose Konstellation gestoßen.
Gizem Kilic, Amateurin des Jahres 2016 durfte sich über ein nahezu perfektes Premierenjahr freuen. Mit gerade einmal 18 Jahren hat sie sich in der Regionalliga auf Anhieb einen Stammplatz in der Frauenmannschaft des VfL Bochum erkämpft. Ein großer Schritt für die gebürtige Dortmunderin, hatte sie doch ein Jahr zuvor noch für Ay Yildiz Derne in der Kreisliga gespielt und musste sich zunächst an das hohe Tempo bei dem Regionalligisten gewöhnen. "Es war anfangs schwierig, mich dort einzufinden. Ich kannte ja die ganzen Übungen im Training nicht. Alle anderen kamen von großen Vereinen, nur ich habe vorher tieferklassig gespielt", sagt die Stürmerin im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Der Respekt war schnell abgelegt und Kilic konnte sich durch gute Leistungen im Training für die Startelf empfehlen. Das entgegengebrachte Vertrauen zahlte die Angreiferin ihren Trainern prompt zurück: In 24 Spielen gelangen ihr 22 Treffer, wodurch sie sich den dritten Platz in der Torschützenliste der Frauen-Regionalliga West sicherte. "So viele Tore zu schießen, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet", sagt sie zufrieden.
Dass es überhaupt so weit gekommen ist, verdanke sie auch ihrem Titel als Amateurfußballerin des Jahres 2016 , da ist sich Kilic sicher. "Durch die Wahl haben viele Leute meine Leistung erst gesehen und ich wurde in die Westfalenauswahl berufen. Ich würde heute nicht in Bochum spielen, weil sie mich sonst nicht in der Kreisliga entdeckt hätten. Das war der ausschlaggebende Punkt und dafür bin ich sehr dankbar."
"Ich würde heute nicht in Bochum spielen, weil sie mich sonst nicht in der Kreisliga entdeckt hätten"
Dauerbrenner Ballbach verpasst keine Minute
Wenngleich weniger torgefährlich, dafür als echter Dauerbrenner erwies sich Thomas Ballbach, Amateur des Jahres 2018. Für den SV Mosbach stand der 35-Jährige in der abgelaufenen Saison in allen 34 Spielen auf dem Platz. Von den insgesamt 3060 gespielten Minuten in der Bezirksliga verpasste er keine einzige. Sein einziges Saisontor gelang ihm dabei beim 2:1-Sieg gegen die TSG 08 Roth. "Der Ball ist von der Seite zu mir gekommen. Ich habe ihn aus guten 20 Metern direkt genommen und er ist dann glücklicherweise eingeschlagen", berichtet Ballbach und lächelt: "Die Freude war natürlich groß – so häufig kommt das ja auch nicht vor."
Trotz aller Bemühungen: Am Ende stiegen die Mosbacher aus der Bezirksliga Mittelfranken Süd ab und mussten den Weg in die Kreisliga antreten. Die Enttäuschung darüber währte nicht lange, schließlich konnten sie zum Saisonabschluss den Sieg des Kreispokals feiern. Für Ballbach ein ganz besonderes Erlebnis: "Im Finale haben meine zwei Brüder und ich nochmal zusammengespielt. Die beiden sind zuletzt ein bisschen kürzer getreten. Der eine hilft nur aus, wenn Not am Mann ist, der andere spielt zumindest regelmäßig." In der Partie gegen den SV Segringen hatte das Trio letztlich sogar maßgeblichen Anteil am Erfolg. "Das Spiel ist bis ins Elfmeterschießen gegangen und wir haben jeweils einen Elfmeter verwandelt. Das war natürlich eine einmalige Geschichte", erzählt Pokalsieger Ballbach.
Nach Pokalsieg: Penner im DFB-Pokal
Stichwort Pokalsieger: Auch Nantke Penner konnte mit dem TuS Schwachhausen in dieser Saison einen Pokal in die Höhe strecken. Beim 1:0-Erfolg des TuS über den ATS Buntentor im Finale des LOTTO-Pokals der Frauen musste die Amateurfußballerin des Jahres 2014 zwar von der Bank aus zuschauen, freute sich aber über den Titel gleich zweifach. "Durch den Sieg spielen wir nächste Saison in der 1. Runde im DFB-Pokal der Frauen mit. Das ist natürlich nochmal ein richtiges Highlight-Spiel, wo jeder die Chance hat, sich auszuzeichnen", so die 27-Jährige.
Einen Wunschgegner habe sie nicht, berichtet Penner. "Da fällt mir keiner ein. Entweder wir bekommen direkt ein attraktives Los mit einem starken Gegner oder einen Regionalligisten, bei dem man sogar die Chance hat, in die zweite Runde einzuziehen. Die Motivation ist bei beidem auf jeden Fall gleich, denn wir wollen einfach unser Bestes geben."
Durch den Pokalsieg konnten die Bremerinnen doch noch einen versöhnlichen Saisonabschluss feiern. Wenige Tage zuvor war die Stimmung eher getrübt: Weil ihr Gegner am letzten Spieltag nicht angetreten war, hatten sie keine Gelegenheit, etwas für ihr Torverhältnis zu tun, und stiegen punktgleich mit dem FC St. Pauli II aus der Regionalliga ab. Der Blick geht nun aber bereits nach vorne. "Wir wollen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder angreifen und am besten um den Aufstieg spielen", zeigt sich Penner kämpferisch.
TV Derendingen mit zwei Amateuren des Jahres
Vom Abstieg verschont blieb hingegen Perica Lekavski, Amateur des Jahres 2014. Damals noch als Spielertrainer in Diensten des TSV Lustnau , hat er die Schuhe inzwischen an den Nagel gehängt und coacht den Bezirksligisten TV Derendingen. Auch dank Lekavski blieb seine Mannschaft am Ende knapp über dem Strich und belegte in der Bezirksliga Alb am Ende den zwölften Rang, zwei Punkte vor dem Relegationsplatz.
Kurios: Beim TV Derendingen ist mit Lekavski nicht nur ein Amateur des Jahres aktiv. Auch Melanie "Mel" Bölzle, die erst im vergangenen Jahr die Auszeichnung erhielt, ist Vereinsmitglied und trat in der abgelaufenen Saison mit der Frauen-Mannschaft in der Oberliga Baden-Württemberg an. In 22 Saisonspielen hielt sie sieben Mal ihren Kasten sauber und hatte damit großen Anteil daran, dass der TV am Ende auf dem dritten Rang landete.
Ebenfalls ohne Gegentor blieb Hanno Makel, der im Alter von 60 Jahren zum Amateurfußballer des Jahres 2017 gewählt wurde , in seinem - vorerst - letzten Pflichtspieleinsatz. Beim 2:0-Erfolg seines TuS Löhnberg über die FSG Runkel in der Kreisliga B Limburg-Weilburg half die lebende Torwartlegende nochmal aus und war ein sicherer Rückhalt für seine Vorderleute - die auch seine Enkel hätten sein können.
Alle Amateure des Jahres erfolgreich
Auf eine erfolgreiche Saison blicken auch die weiteren Amateure des Jahres zurück. Caterina Mannino, Siegerin der Wahl 2015, kickt inzwischen bei der DJK Dorstfeld , für die sie 13 Spiele in der Landesliga Südwestfalen absolvierte und einen Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld erkämpfte. Währenddessen konnte der Preisträger von 2015, Mike Hempel, als Trainer seines SV Ruppertshain zu einem ungefährdeten 12. Tabellenplatz in der Kreisoberliga Main-Taunus führen.
Auch für Nina Hirsch, die 2017 das Rennen machte, verlief die Saison zufriedenstellend: Mit dem SV 67 Weinberg II schloss sie die Spielzeit in der Bayernliga auf einem starken vierten Platz ab und steuerte außerdem in zwölf Spielen zwei Treffer bei. Der letzte im Bunde ist Nick Dietrich, Spieler und Mitbegründer des Strelitzer FC sowie unser Amateurfußballer des Jahres 2016. Mit insgesamt 20 Einsätzen gehörte er erneut zur festen Stütze seines Teams und wurde letztlich Dritter in der Kreisoberliga Mecklenburgische Seenplatte.