Als der Mitspieler in Schützenuniform kam
Gerrit Lenssen: "Die Realität bietet so viel Stoff für unterhaltsame Stories"[Foto: privat]
Die Corona-Pandemie legte Mitte März auch den Spielbetrieb am Niederrhein lahm. Gerrit Lenssen vom Bezirksliga-Klub SSV Grefrath nutzte die zusätzliche Freizeit und beschäftigte sich intensiv mit seinem Buchprojekt. Was er in den vergangenen Monaten aufgeschrieben hat, verrät der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler im Interview mit FUSSBALL.DE.
FUSSBALL.DE: Herr Lenssen, wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über den Amateurfußball zu schreiben?
Gerrit Lenssen: Ich mache mir schon seit Jahren Notizen, wenn ich auf dem Fußballplatz etwas Kurioses oder Aufregendes erlebt habe. Irgendwann kam der Gedanke, daraus ein Buch zu verfassen. Dafür fehlte allerdings die Zeit. Als wir nicht mehr spielen und trainieren konnten, habe ich das als Chance begriffen und die ganzen Geschichten aufgeschrieben. Jetzt steht ein 220 Seiten dickes Manuskript.
Was steckt drin?
"Ich schreibe über Erlebnisse aus dem Stadion, vom Dorfsportplatz und vom Bolzen"
Lenssen: Es ist eine ganz persönliche Anekdotensammlung, die die ganze Bandbreite des Fußballs abdeckt. Ich schreibe über Erlebnisse aus dem Stadion, vom Dorfsportplatz und vom Bolzen. Es geht dabei vor allem um die besonderen Typen, die sich auf den Fußballfeldern tummeln. Dabei erzähle ich keine fiktiven Geschichten. Warum auch? Die Realität bietet doch so viel Stoff für unterhaltsame Stories.
Erzählen Sie mal eine!
Lenssen: Da muss ich an einen Teamkollegen denken, der am Wochenende gerne um die Häuser gezogen ist. Als wir dann von der Kreisliga in die Bezirksliga aufgestiegen sind, hat er uns erzählt, dass er jetzt ruhiger am Glas werden will. Beim ersten Spiel nach der Verkündung seines Vorhabens haben wir am Treffpunkt erstmal dumm geguckt. Der Kollege stand in Schützenuniform vor uns. Sie hatten ihn abends zuvor zum Minister ernannt und das auch entsprechend gefeiert. Er hat dann trotzdem gespielt und sogar das entscheidende 2:1 per Lupfer markiert. Einen normalen Schuss hat er nicht mehr hinbekommen. (lacht)
Welche Figuren tauchen noch im Buch auf?
Lenssen: Auch unserem wandelnden Amateurfußball-Lexikon widme ich eine Geschichte. Der Typ kannte sie alle. Wir sind mal zu einem Auswärtsspiel gefahren, und das war die weiteste Anreise der Saison. Als wir am Sportplatz ankamen, waren dort zwei Frauen-Mannschaften zugange. Die wenigsten von uns konnten mit den Teamnamen etwas anfangen. Nur unser Lexikon wusste Bescheid. Dann fiel ein Tor, und der Kollege rief nur: "Ausgerechnet die Peters trifft." Das hat natürlich für großes Gelächter gesorgt.
Sie schreiben aber nicht nur über den Amateurfußball, sondern auch über besondere Momente als Fan. Was erwartet die Leser da?
Lenssen: Da ich Fan des VfL Bochum bin, schildere ich viele negative Erlebnisse. (lacht) Wichtig war es, alles aus einem persönlichen Blickwinkel zu erzählen. Es gibt viele bekannte Bochumer Autoren, die über ihren Verein schreiben. Ich wollte also nicht das wiederholen, was ich bei einem Ben Redelings oder einem Frank Goosen bereits gelesen habe.
Können Sie einen Vorgeschmack auf die Anekdoten als VfL-Fan geben?
Lenssen: Mir fällt dieses Spiel ein, bei dem ich meine Freundin zum ersten Mal mit ins Ruhrstadion genommen habe. Ich hatte an diesem Tag große Hoffnungen, ihr beim Debüt die beste Seite meines Vereins zu zeigen. Dann kassierte Bochum nach zwei Minuten das erste Gegentor. Nach 15 Minuten musste ich meine Freundin zur Toilette begleiten, obwohl sie vor Anpfiff hoch und heilig versprochen hatte, die erste Halbzeit durchzuhalten. Wartend vor dem Damenklo höre ich dann wie das 0:2 fällt. Meine großen Erwartungen waren innerhalb weniger Minuten mal wieder komplett enttäuscht worden.
Haben Sie schon einen Titel für Ihr Buch?
Lenssen: Zumindest einen Arbeitstitel. Ich finde "Dieses wunderschöne Scheißspiel" passt sehr gut. Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten geht es um die schönen Momente, an die man sich auch in vielen Jahren noch mit einem Grinsen erinnert. Der zweite Teil behandelt dann die bitteren Erfahrungen, die meine Weggefährten und ich im Fußball gemacht haben – alles natürlich mit dem nötigen Augenzwinkern. Der Kontrast sollte sich im Titel auch widerspiegeln.
Wie geht es weiter?
Lenssen: Beim Manuskript geht es nun an den Feinschliff. Parallel dazu suche ich einen passenden Verlag. Ich bin überzeugt, dass das Thema viele Leser interessieren wird.
Was sagen die Teamkollegen zu Ihrem Buchprojekt?
Lenssen: Die sind sehr gespannt. Da hat keiner ein Problem damit, wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere. Manchmal benutze ich auch einen Fantasienamen, aber das ist eher die Ausnahme. Die Jungs stehen zu ihren Macken.
Wer Interesse an dem Buchprojekt hat, kann sich bei Gerrit Lenssen per Mail melden. Die Adresse lautet gerrit-lenssen@gmx.de.