Treffsicher im ZDF und in der Kreisklasse C
"Uns einmal wie Profis fühlen": Schneider mit Begleitung vor der legendären ZDF-Torwand im September 2019.[Foto: Timo Bälz]
Marius Schneider schießt für die Spielgemeinschaft Wiesenbach/Mauer II in der Kreisklasse C Tore wie am Fließband. Bis die Corona-Pandemie den Spielbetrieb bis auf weiteres zum Erliegen brachte. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Stürmer über den Umgang mit dem Lockdown und seinen Sieg an der ZDF-Torwand im aktuellen Sportstudio .
FUSSBALL.DE: Herr Schneider, Sie führen die Torjägerliste der Kreisklasse C an. 21 Tore in sieben Spielen! War zu Saisonbeginn jeder Schuss ein Treffer?
Marius Schneider: Ja, aktuell läuft es, wollte ich sagen. Das stimmt leider nicht mehr, aufgrund von Corona, aber zu Saisonbeginn habe ich in jedem Spiel getroffen, gefühlt war jeder Schuss drin. Das hat aber auch mit Glück zu tun und mit der Vorarbeit meiner Mitspieler. Es macht gerade richtig Spaß, bei meinem Verein zu spielen und das merkt man auch an der Zahl der Tore.
Insbesondere an das Spiel gegen die TSG Rohrbach dürften Sie sich gerne erinnern. Zum 22:0, dem höchsten Sieg der Vereinsgeschichte steuerten Sie zehn Tore bei!
"An der Sportstudio-Torwand anzutreten ist die größte Ehre, die man einem Fußballer im Amateurbereich machen kann"
Schneider: Dazu noch vier Vorlagen - das wollte ich nochmal hervorherben (lacht) . Klar bin ich stolz auf diese Leistung. Dieses Spiel ist auch entscheidend für meine Führung in der Torschützenliste. Zu Rohrbach muss man allerdings sagen, dass sie sich in dieser Saison neugegründet haben. Wir haben in Wiesenbach vor drei Jahren ebenfalls neu angefangen, daher wissen wir auch, wie schwierig die erste Saison meist ist. Diese Erfahrung macht Rohrbach jetzt auch. Dabei werfen die Jungs nicht hin, sondern machen Spiel für Spiel weiter. Daher großen Respekt an Rohrbach!
Bisher lag Ihr Rekord bei 16 Toren innerhalb einer Saison. Haben Sie sich als Spieler weiterentwickelt?
Schneider: Auf jeden Fall. Ich dachte die vergangenen Saisons, dass ich schon auf einem guten Level bin, diese Saison fühle ich mich allerdings nochmal fitter. Ich habe mich explizit mehr vorbereitet auf die Runde, bin mit mehr Ehrgeiz ans Werk gegangen. Solche Bestmarken will man ja meistens nochmal überbieten, das habe ich zum Glück jetzt schon geschafft. Ich merke, dass es jede Saison ein bisschen besser wird. Das ist eine coole Sache.
Setzen Sie sich also – vor oder während der Saison – eine konkrete Torausbeute zum Ziel?
Schneider: Ja, mit meinen Mannschaftskollegen habe ich diesbezüglich schon ein bisschen geliebäugelt. Es ist zwar immer schwierig, eine Zahl in den Raum zu stellen, aber das persönliche Ziel läge jetzt bei 40 Toren, sofern diese Saison weitergespielt würde. So an die Marke von Gerd Müller zu kommen, das wäre schon aussagekräftig und das würde mich ungemein freuen.
Wie groß ist die Gefahr, dass Ihr Lauf beim Wiederbeginn nach der Corona-Pause ins etwas ins Stocken gerät?
Schneider: Ich mache mir schon Gedanken, ob ich wieder so fit reinkomme, ob ich die Trefferquote halten kann. Die Corona-Pandemie hat alle Sportler ein bisschen aus der Bahn geworfen. Als die Nachricht kam, waren wir tief traurig. Man wird aus seinem Rhythmus gebracht, wenn der Spielbetrieb auf unabsehbare Zeit ausgesetzt wird. Es ist sehr schade, gerade wenn du oben drinstehst und den Aufstieg als Ziel hast. Denn nicht nur ich, sondern die gesamte Mannschaft hatte einen Lauf. Wir sind Zweiter in der Tabelle, bei einem Spiel weniger. Wenn wir gewinnen, sind wir Erster. Bedenkt man, dass wir erst in der dritten Saison sind, ist es echt gut gelaufen. Wir waren alle gut im Saft. Was mich allerdings positiv stimmt, wir werden relativ gut vorbereitet für die Klasse.
Wie gehen Sie denn als Mannschaft mit der langen Pause um?
Schneider: Es ist schwierig, man kann ja nicht zusammensitzen, ein Bierchen trinken oder über die gute bisherige Runde sprechen. Ein regelmäßiger Austausch findet aber schon statt, sei es über die sozialen Medien oder indem man miteinander telefoniert. Wir haben uns auch jeweils einen Mannschaftskameraden als Partner gesucht und gehen gemeinsam laufen, sodass es mit den Corona-Regeln vereinbar ist.
Ein Rückblick auf vorpandemische Zeiten: Im September 2019 waren Sie an der Torwand im ZDF-Sportstudio, haben sich sogar gegen den damaligen Trainer des 1. FC Köln, Achim Beierlorzer durchgesetzt. Eine prägende Erfahrung für Sie?
Schneider: Auf jeden Fall! Als ich angerufen und eingeladen wurde, ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Es ist die größte Ehre, die man einem Fußballer im Amateurbereich machen kann. Ich habe damals meine Familie mitgenommen, den Vorlagengeber meines Bewerbungstors und seine Brüder. Und das ZDF hat es uns ermöglicht, dass wir uns einmal wie Profis fühlen. Wir haben den Tag sehr genossen.
Rutscht einem das Herz in die Hose, wenn man vor dieser legendären Torwand steht?
Schneider: Es ist eine gewisse Drucksituation, das muss man sagen. Schon auf der Hinfahrt hat das Herz höhergeschlagen, die Hände waren schwitzig. Im Gegensatz zu den Profis ist man das nicht gewohnt, vor den Kameras zu stehen. Ich habe mir vor der Sendung aber gesagt, ich genieße es einfach. Ich habe viel mit meiner Mutter und meiner Freundin gesprochen, und mir vor Augen geführt, wie froh ich sein konnte, dort stehen zu dürfen. Das dürfen nur wenige. Das Gefühl vor der Torwand ist allerdings unglaublich. Ich war zwar aufgeregt, aber es waren sehr positive Emotionen. Das nimmt mir jetzt keiner mehr. Nachdem ich auch noch den Sieg geholt hatte, war ich wirklich der glücklichste Mensch.
Sie haben Ihr Bewerbungstor bereits angesprochen, ein eleganter Volley nach einer Ecke auf den langen Pfosten. War es das schönste Tor, das Sie je geschossen haben?
Schneider: Auf alle Fälle, das war definitiv mein schönstes Tor und ich glaube, da kommt so schnell keines mehr heran. Und das Glück war natürlich auch, dass der Bruder des Vorlagengebers, der in unserem Verein unter anderem Events managt, das erste Mal die Kamera dabei hatte und das Tor gefilmt hat!