Junges Ehrenamt |09.04.2021|13:30

Detrois: "Kinder müssen Sport machen"

Als Trainer erfolgreich und selbst aktiv: Moritz Detrois (h.r.) mit seinen D-Junioren und im weißen Trikot des SC Birlenbach.[Foto: Collage/Frank Jellinek/René Weiss]

Verband und Ehrenamt: Das sind zwei Begriffe, die man nicht zwangsläufig mit Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren verbindet. Seit Sommer 2020 ist das im Rheinland jedoch ein wenig anders: Am 17. August des vergangenen Jahres fand die erste Sitzung der Kommission "Junges Ehrenamt" statt. Sie setzt sich aus bis zu neun ehrenamtlich tätigen, jungen Menschen zusammen, die bei Eintritt in die Kommission höchstens 27 Jahre alt sein dürfen.

Jeder Kreis ist vertreten – und verschiedene Bereiche des Fußballs ebenso, da die Mitglieder als Spieler, Trainer, Schiedsrichter und/oder im Verein engagiert sind. Präsident Walter Desch, dem die Kommission auf präsidialer Ebene zugeordnet ist, begleitet die Arbeit der Kommission ebenso wie Präsidiums- und Kommissionsmitglied Udo Blaeser. Deren Leiter ist Moritz Detrois aus Fachingen im Rhein-Lahn-Kreis. Der 23-Jährige absolviert in Koblenz sein Masterstudium im Bereich Sportmanagement und ist in seinem Verein, dem SC Birlenbach , als Spieler, Jugendleiter und U19-Trainer tätig, darüber hinaus ist er Leiter einer Fußball-AG in der Grundschule in Birlenbach. Wir haben mit Moritz Detrois über die Kommission "Junges Ehrenamt" gesprochen – über ihre Rahmenbedingungen, ihre Aufgaben und ihre Ziele.

FUSSBALL.DE: Herr Detrois, zunächst einmal zu Ihnen persönlich: Wie kommt es, dass Sie so viele Ehrenämter innehaben? Das ist ja nicht selbstverständlich in jungen Jahren.

Moritz Detrois: Vor einigen Jahren habe ich angefangen, meinen kleinen Bruder zu trainieren, das war während seiner Bambinizeit – er ist jetzt 14 Jahre alt. Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt 15, und wir hatten hier im Verein niemanden fürs Bambinitraining. Mich hat es gereizt mal zu schauen, ob das etwas für mich sein könnte. Dann wurde irgendwann die Stelle als 2. Jugendleiter frei, ich sollte so einmal in die Vorstandsarbeit reinschnuppen – und nach einem Jahr haben der 1. Jugendleiter und ich die Rollen dann getauscht. In jeder ehrenamtlichen Tätigkeit, die ich ausübe, hatte und habe ich immer ein gutes Team um mich, das mache ich nie allein. Es ist mir immer sehr wichtig, dass die anderen Mitglieder des Teams nicht vergessen werden. So ist es auch jetzt bei der FVR-Kommission "Junges Ehrenamt": Ich bin zwar deren Leiter, aber es sind auch andere Topleute dabei, die viele Ideen haben. Nur so funktioniert es, dass man viele Aufgaben übernehmen und sie sich aufteilen kann. Außerdem kann man das Ehrenamt gut mit seinem Studium kombinieren. Ich möchte meine Zeit in die Jugend stecken, möchte etwas weitergeben an die Jugend in der Region, denn das liegt mir sehr am Herzen. Kinder müssen Sport machen, müssen sich bewegen, das ist das A und O im Leben.

"Ehrenamt macht auch daher Spaß, weil man so viel zurückbekommt"

Wie kam es dazu, dass Sie Mitglied der Kommission Junges Ehrenamt wurden?

Detrois: Unser Kreisvorsitzender Oliver Stephan hat mich damals angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte. Das kam überraschend für mich – aber positiv überraschend. Vorher hatte ich keine direkten Berührungspunkte mit dem Verband, aber ich dachte mir: Das kann ja nicht schaden. Ich muss sagen: Die Mitglieder der Kommission sind alle motiviert und engagiert, es macht Spaß, kontrovers zu diskutieren und zu versuchen, etwas für den Verband zu bewegen. Allerdings sprechen wir ja nur Empfehlungen aus, beispielsweise für Projekte, die gut und cool werden könnten. Präsident Walter Desch sagt immer wieder, dass diese Kommission der Einstieg in die Verbandsarbeit ist bzw. sein kann. Er weiß selbst, dass das Ehrenamt im Verband einen höheren Altersschnitt hat, was ja nichts Negatives ist. Vielleicht wird der ein oder andere durch den Einstieg in dieser Kommission später auch mal an anderer Stelle im Verband mitarbeiten.

Welche Aufgaben schreiben Sie der Kommission zu?

Detrois: In der Sitzung im Februar haben wir besprochen, dass jeder etwas Konkretes ausarbeitet. Dazu muss man wissen, dass wir aus verschiedenen Bereichen kommen: vier Schiedsrichter, zwei Mitglieder kommen aus dem Jugendbereich und zwei aus dem Mädchenfußball. Jeder hat in seinem Bereich Erfahrungen und Ideen, das ist auch sehr wichtig. Wir wollen langfristige Ziele erreichen, die nachhaltig sind und nicht nur eine Veranstaltung beinhalten.

Geht es dabei mehr um neue oder mehr um bestehende Projekte, die reformiert werden sollen?

Detrois: Beides. Das Problem ist: Man muss den Kindern und Jugendlichen heutzutage Vorteile aufzeigen: Was bringt Dir ein Ehrenamt für die Zukunft, warum solltest Du Zeit investieren? Zuletzt kam der Gedanke auf, ein Schiedsrichterpraktikum einzuführen. Wenn man Schiedsrichter werden möchte, muss man zunächst die Ausbildung machen und kann dann erst auf den Platz gehen. Viele wissen aber gar nicht, ob das etwas für sie ist, und trauen sich den ersten Schritt dann nicht zu. So könnte ein solches Praktikum helfen: Man pfeift mit erfahrenen Leuten beispielsweise ein E-Jugend-Spiel oder ein Spiel in der Standby-Liga, sodass sie das Ganze einmal ausprobieren können. Das wäre ein Projekt, das ich auch sehr gut finde. Auch im Verein wäre ein Praktikum wichtig, denn viele Jugendliche scheuen sich, eine Verpflichtung einzugehen. Ein anderes Beispiel wäre der Junior-Coach, auch hier könnte man Anpassungen vornehmen.

Gibt es weitere Ansatzpunkte?

Detrois: Möglicherweise der Bereich Kommunikation. Wenn ich jemanden in der A-Jugend fragen würde: Was macht denn der Fußballverband Rheinland? Dann käme als Antwort: "Der ist halt da" – und das war‘s. Man müsste versuchen, die Ansprache und die Außendarstellung ein wenig jünger zu gestalten, mehr an die Zeit angepasst. Die Parteien gehen das ja auch so an, beispielsweise die Junge Union oder die Jusos. Die erreichen so ganz andere Leute als die großen Parteien. Wir sind da aber noch am Anfang, der weitere Weg steht noch in den Sternen.

Die Mitglieder eurer Kommission gewinnen einen weiteren Eindruck von der Verbandsarbeit, indem sie an Sitzungen von Ausschüssen oder Kommissionen teilnehmen. Wie läuft das ab?

Detrois: Jeder konnte einen Wunsch äußern, in welchem Ausschuss oder in welcher Kommission er eine Sitzung begleiten möchte. Man kann sich so einen Eindruck verschaffen, wie da gearbeitet wird, welche Themen dort aufkommen. Das finde ich auch sehr gut und sehr wichtig, um noch mehr Einblicke in den Verband zu erhalten – und um als Multiplikatoren beispielsweise im Kreis wirken zu können. Einige von uns waren in Sitzungen bereits dabei, andere noch nicht. Ein Mitglied unserer Kommission war beispielsweise Gast in der Kommission Sportrecht und wurde dort sehr gut eingebunden. Wenn es so läuft, ist das natürlich perfekt.

Welche Ziele habt ihr euch in der Kommission gesetzt?

Detrois: Das wichtigste Ziel ist, dass der Name der Kommission Programm ist – dass also junge Ehrenamtler gefunden werden in allen Bereichen, vor allem in den Vereinen. Tätigkeiten als Schiedsrichter oder als Trainer sind oft der erste Schritt zum Ehrenamt. Zudem versuchen wir, jüngeren Menschen den Verband über verschiedene Projekte ein wenig näherzubringen, egal ob Spieler, Trainer, Schiedsrichter oder Schüler. Wenn wir Ideen entwickelt haben, möchten wir diese dem Präsidium vorstellen. Wir schauen gerade, welche Bereiche sinnvoll angegangen werden können, was machbar ist und wie mögliche Projekte aussehen könnten. Und dann bereiten wir die Projekte vor, sodass wir eine Planung in der Schublade haben, wenn wir sie umsetzen können, sofern das Präsidium und die zuständige Kommission das wünschen.

In welchem Turnus trefft ihr euch, in einer Videokonferenz oder vor Ort?

Detrois: Wir möchten uns etwa alle zwei Monate treffen, sodass man zwischen den Treffen auch ein wenig Luft hat. Zudem nimmt jeder eine Aufgabe mit, die er in diesem Zeitrahmen bearbeitet. Dabei geht es darum, ein mögliches Problem ausfindig zu machen und konkrete Handlungsempfehlungen und Lösungsmöglichkeiten dafür zu entwickeln und diese dann vorzustellen. Die Themenwahl ist dabei vollkommen frei, naheliegend ist natürlich ein Thema aus dem jeweiligen Fachgebiet. Die Lösungen sollten nachhaltig sein, vielleicht auf drei, vier Jahre ausgelegt. Das Ziel ist, in der Kommission gemeinsam etwas aus diesen Ideen zu entwickeln.

Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass junge Leute neue Impulse einbringen?

Detrois: Man sollte alle Meinungen anhören. Es gibt erfahrene Menschen, die aus mehreren Perspektiven einen Blick auf eine Sache werfen können. Und es gibt jüngere Menschen, die neue Ideen haben, dabei aber das eine oder andere vergessen. So kommt dann aus allen Lebensbereichen etwas zusammen. Und so wird daraus vielleicht ein besseres Projekt, als wenn nur ein Altersbereich daran arbeitet.

Bei so vielen Tätigkeiten darf eine Frage zum Schluss nicht ausbleiben: Warum macht Ehrenamt Spaß?

Detrois: Das lässt sich gar nicht so leicht erklären, weil es für jeden anders ist. Wenn sich Leute gemeinsam ehrenamtlich im Team bewegen, bringt das so viel für die Gemeinschaft, für den ganzen Verein, aber auch für einen selbst. Die Auswirkungen, die man als ein Teil, als Ehrenamtler auf das große Rad hat und was man da in Bewegung bringen kann, sind schon toll. Im täglichen Umgang mit Kindern und auch mit Erwachsenen bekommt man zudem immer ein direktes Feedback, dass sie froh sind, dass es ehrenamtlich Tätige gibt. Ehrenamt macht daher auch Spaß, weil man so viel zurückbekommt – und das treibt einen an, weiterhin am Ball zu bleiben.

Die Mitglieder der Kommission "Junges Ehrenamt" (Stand: 15. März 2021):

  • Kreis Westerwald-Sieg: Janik Schütz
  • Kreis Westerwald-Wied: Saskia Troß
  • Kreis Rhein-Lahn / Leitung: Moritz Detrois
  • Kreis Koblenz: derzeit vakant
  • Kreis Rhein/Ahr: Caroline Schmitz
  • Kreis Hunsrück/Mosel: Leon Boos
  • Kreis Trier-Saarburg: Steffen Hilmer
  • Kreis Eifel: Christopher Fuxen
  • Kreis Mosel: Jan-Hagen Engel