Urgestein |19.07.2021|15:00

Egon Hirschke: Auch mit 80 noch im Kasten

Egon Hirschke (Bild links Mitte, Bild rechts rechts): "Man darf nicht zu viel rumsitzen und einrosten."[Foto: SV Union Neuruppin/Privat]

Auch mit 80 Jahren steht Egon Hirschke immer noch zwischen den Pfosten. Der Rentner spielt beim SV Union Neuruppin aus Brandenburg sowohl für die Ü 50- als auch für die Ü 60-Mannschaft. Wir sprechen mit dem Torwart-Oldie, der auch Ehrenmitglied des Klubs aus der Landesklasse ist, über seine Leidenschaft für den Fußball und Torwartparaden im hohen Alter.

FUSSBALL.DE: Mit 80 Jahren sind Sie noch immer als Torhüter für den SV Union Neuruppin im Einsatz. Haben Sie noch nie ans Aufhören gedacht, Herr Hirschke?

Egon Hirschke: Nicht wirklich. Vor etwa 30 Jahren habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich mit 75 nur noch eine Halbzeit spiele. Daraus wurde aber nichts. (lacht) Ich möchte so lange Fußball spielen, wie es mir gesundheitlich möglich ist. Und wenn das mit 100 noch geht, stehe ich auch dann noch zwischen den Pfosten. Ich will nicht irgendwann mal zu mir selbst sagen müssen: Hättest du mal noch ein paar Jahre länger gespielt.

Wie steht denn Ihre Frau dazu?

"Vor etwa 30 Jahren habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich mit 75 nur noch eine Halbzeit spiele. Daraus wurde aber nichts"

Hirschke: Wenn sie das nicht akzeptieren würde, wäre ich auch nicht mehr aktiv. Sicher hätte auch sie nicht gedacht, dass ich mit 80 Jahren noch spiele. Aber sie steht hinter mir und unterstützt meine Leidenschaft weiterhin.

Viele Spieler müssen bereits im besten Fußballeralter verletzungsbedingt mit dem Sport aufhören, Sie dagegen kicken heiter weiter. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Hirschke: Ganz einfach: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Sonst rostet man ein - die Glieder dürfen nicht steif werden. (lacht) Auch neben dem Fußballplatz bin ich sportlich aktiv und viel mit dem Rad unterwegs. Je nach Wetterlage fahre ich mit dem Rad zum Training - dafür benötige ich nur 15 bis 20 Minuten.

Zweimal pro Woche geht es für Sie zum Training. Ist die Vorfreude immer noch genauso groß wie beispielsweise vor 60 Jahren?

Hirschke: Absolut! Wenn das nicht so wäre, hätte ich längst aufgehört. Ich bin immer noch hochmotiviert, bei jeder Einheit alles zu geben. Außerdem spiele ich ja sogar in zwei unterschiedlichen Teams. Mittwochs trainiere ich mit der Ü 60-Mannschaft, freitags kicke ich bei der Ü 50 mit. Bis zum vergangenen Jahr war ich zusätzlich Torwarttrainer im Jugendbereich. Viele Eltern der Kinder fragen mich schon, wann ich endlich zurückkehre. (lacht) Scheinbar bin ich bei den Kids sehr beliebt. Die Trainerarbeit hat mir auch viel Spaß gemacht. Aber ob ich das auch noch einmal mache, weiß ich nicht.

Haben Sie Trainingsroutinen, beispielsweise ein Bierchen und dann ab nach Hause?

Hirschke: Nach dem Training sitzen wir meistens noch eine Weile zusammen. Für mich gibt es aber seit einigen Jahren nur noch Radler. Genug Bier wird natürlich dennoch getrunken. (lacht) Vor den Einheiten bin ich immer sehr früh da, weil ich die Schlüssel für alle Anlagen habe. Ob das Aufpumpen der Bälle oder die Sortierung der Leibchen: Ich bin für alles mitverantwortlich. Weil das Training dann wegen einiger "Bummler" oft auch noch etwas später beginnt, bin ich immer recht lange auf dem Vereinsgelände.

Wo sehen Sie Ihre Stärken als Torwart?

Hirschke: Ich selbst würde sagen, dass ich bei hohen Bällen sehr sicher bin. Ich bin 1,78 Meter groß und habe damit für die Kleinfeldtore, auf die wir spielen, eine ausreichende Körpergröße. Allerdings komme ich auch immer noch schnell runter. Viele Leute fragen mich immer wieder, wie ich das in meinem Alter noch schaffen würde und sind erstaunt über meine Reaktionsfähigkeit. Allerdings dauert es inzwischen manchmal etwas länger, um wieder hochzukommen. (lacht)

Sieht man auch noch spektakuläre Flugparaden von Ihnen?

Hirschke: Klar! Erst diese Woche konnte ich wieder einige davon zeigen. Nach dem Training haben mir dann einige meiner Mitspieler bescheinigt, dass ich einige Dinger unglaublich rausgeholt habe. Das motiviert mich enorm und spornt mich für die nächsten Einheiten an, noch mehr Bälle zu halten.

Was können Sie anderen fußballbegeisterten Rentnern, die ebenfalls noch spielen, als Tipp mit auf den Weg geben?

Hirschke: Wie schon gesagt: Bewegung ist das A und O. Man darf nicht zu viel rumsitzen und einrosten. Außerdem muss man auch mal die Zähne zusammenbeißen, wenn mal etwas zwickt oder drückt, und nicht direkt aufgeben. Jünger werden wir nun einmal alle nicht.