Titelanwärter |10.11.2021|10:15

Kargbo: U 17-Europameister will in 3. Liga

Abu Bakarr Kargbo: "Wir sind jetzt Erster und möchten auch so lange wie möglich an der Spitze bleiben."[Foto: imago]

Nach acht Siegen aus den vergangenen neun Partien rangiert der Berliner AK in der Regionalliga Nordost an der Spitze. Einer der Leistungsträger ist Abu Bakarr Kargbo (28), U 17-Europameister mit Deutschland aus dem Jahr 2009. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Ex-Teamkollege von Mario Götze, Shkodran Mustafi und Marc-André ter Stegen über den Lauf der Hauptstädter und die Aufstiegschancen.

FUSSBALL.DE: Der Berliner AK mischt die Regionalliga Nordost auf und scheint aktuell kaum aufzuhalten zu sein. Wie erklären Sie sich diesen Lauf, Herr Kargbo?

Abu Bakarr Kargbo: Wir haben von Saisonbeginn an starke Leistungen gezeigt, sind mit vier Siegen in Serie gestartet. Das hat uns schnell Selbstvertrauen gegeben. Außerdem haben wir uns dadurch Respekt erarbeitet. Ich denke auch, dass uns zu Beginn einige Gegner unterschätzt haben. Ein Grund für unseren Erfolg ist außerdem, dass wir nicht zu langfristig denken, sondern uns immer nur auf das kommende Spiel konzentrieren. Auch wenn am nächsten Spieltag in der Liga die Spitzenpartie gegen den zweitplatzierten BFC Dynamo ansteht, liegt unser Fokus gerade komplett auf dem Landespokalspiel bei den Reinickendorfer Füchsen aus der Berlin-Liga am Freitagabend.

Lautete bereits vor dem Saisonstart das Ziel, im Titelrennen mitzumischen?

"Ich freue mich für jeden Einzelnen meiner früheren Teamkollegen, dass sie so erfolgreiche Karrieren hinlegen".

Kargbo: Wir hatten nicht das klare Ziel, Meister zu werden und aufzusteigen. Dafür ist die Konkurrenz zu groß. Mit dem FC Carl Zeiss Jena , dem FC Energie Cottbus , dem 1. FC Lok Leipzig , dem BFC Dynamo oder auch dem Chemnitzer FC spielen sehr viele ambitionierte Klubs in der Regionalliga Nordost. Da wäre es vermessen zu sagen, dass wir unbedingt den Titel holen wollen. Allerdings sind wir jetzt Erster und möchten auch so lange wie möglich an der Spitze bleiben. Im ersten Schritt würden wir gerne auf Platz eins überwintern.

Mit dem 1. FC Union und Hertha BSC kicken zwei Berliner Klubs in der Bundesliga, in der 3. Liga spielt seit diesem Sommer der FC Viktoria Berlin. Will der BAK bald der nächste Berliner Profiverein werden?

Kargbo: Damit würde auf jeden Fall für viele Menschen im Verein ein großer Traum in Erfüllung gehen. In der Saison 2018/2019 waren wir bereits nah dran, als wir hinter dem Chemnitzer FC Vizemeister geworden sind. Vielleicht klappt es in dieser Spielzeit. Allerdings ist es noch ein sehr weiter Weg. Außerdem kommen ja nach dem Saisonende auch noch die Aufstiegsspiele dazu, falls wir Meister werden sollten. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wohin unsere Reise in dieser Saison führen wird.

Sie waren bisher meist in der Regionalliga aktiv, als Nachwuchsspieler wurden Sie aber 2009 mit der U 17-Auswahl des DFB Europameister. Zu Ihren Teamkollegen zählten damals Mario Götze, Shkodran Mustafi und Marc-André ter Stegen. Haben Sie zu einigen Ex-Mitspielern heute noch Kontakt?

Kargbo: Zu den meisten eher weniger. Spieler wie Mario Götze oder Marc-André ter Stegen verfolge ich hin und wieder auf Instagram. Falls wir uns mal über den Weg laufen sollten, bin ich mir sicher, dass wir uns kurz über erfolgreiche Zeiten als Nachwuchsspieler austauschen würden. Direkten Kontakt habe ich beispielsweise noch zu Yunus Malli, der nach einigen Jahren beim VfL Wolfsburg mittlerweile für Trabzonspor in der Süper Lig spielt.

Was empfinden Sie, wenn Sie auf Karrieren wie Götze oder ter Stegen schauen: Auch ein wenig Neid?

Kargbo: Absolut nicht. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Freund von Neid bin. Ich freue mich für jeden Einzelnen meiner früheren Teamkollegen, dass sie so erfolgreiche Karrieren hinlegen.

Für eine Profikarriere reichte es für Sie bisher nicht. Die Nordost-Staffel ist schon die vierte Regionalliga, in der Sie spielen. Nur in Bayern waren Sie noch nicht am Ball. Wie sehr wollen Sie persönlich hoch in den Profibereich?

Kargbo: Natürlich möchte ich noch Profi werden. Am liebsten schon im nächsten Jahr mit dem Berliner AK. Das wäre in erster Linie für den Klub, aber auch für mich ein Riesending.

Ist das gerade Ihre letzte Chance auf eine Laufbahn oberhalb des Amateurbereichs?

Kargbo: Auf keinen Fall. Es gab schon genügend Spieler, die erst mit Mitte oder Ende 20 den Durchbruch geschafft haben und im Anschluss noch viele Jahre erfolgreiche Profis waren. Im Fußball kann es manchmal sehr schnell gehen. Von heute auf morgen kann sich dein Leben schlagartig verändern. Ich mache mir deshalb keinen Stress. Es ist noch längst nicht zu spät.