Langes Warten |07.12.2021|13:45

Westfalia Herne: Erster Sieg seit zwei Jahren

Trainer David Zajas: "Es war extrem schön, mal wieder einen Sieg feiern zu können".[Foto: imago]

Mit dem 2:0 gegen Spitzenteam Westfalia Rhynern feierte der SC Westfalia Herne in der Oberliga Westfalen einen "historischen" Erfolg. Es war der erste Sieg seit dem 1. Dezember 2019 - also seit mehr als zwei Jahren! Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Hernes Trainer David Zajas (38) über die lange Negativserie und die Stimmung im Team nach dem erlösenden Erfolg.

FUSSBALL.DE: Das 2:0 gegen Westfalia Rhynern war für Ihr Team nicht irgendein Sieg - es war der erste Dreier seit dem 1. Dezember 2019! Wie groß war die Erleichterung bei Ihnen als Trainer und Ihren Spielern, Herr Zajas?

David Zajas: Sehr groß. Ich bin zwar selbst erst seit Mitte Oktober im Amt, war mir aber natürlich der langen Zeit des Teams ohne Sieg bewusst. In den zurückliegenden Wochen waren mir bereits mehrmals nah dran - gegen Rhynern haben wir uns jetzt endlich für unseren großen Aufwand belohnt. Es war auch alles andere als ein glücklicher Sieg. Wir haben die Mannschaft mit der besten Offensive der Liga hochverdient zu Null besiegt. Darauf können wir stolz sein.

Gab es danach für jeden ein Bierchen mehr als sonst?

"Wir möchten die drei Punkte möglichst vergolden und mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen."

Zajas: Allzu viel Bier wird bei uns im Rahmen der Spiele ohnehin nicht getrunken. (lacht) Aber klar: Auf das Ende einer so langen Talfahrt wurde nach der Partie angestoßen. In der Kabine war die Stimmung auf jeden Fall ausgelassen - es wurde auch noch gemeinsam etwas gegessen und laut Musik gehört. Es war extrem schön, mal wieder einen Sieg feiern zu können.

Welche Musik gab es zur Feier des Tages?

Zajas: Naja, Sie kennen ja die heutige Spielergeneration. (lacht) Helene Fischer oder Coldplay ist das nicht mehr. Mittlerweile geht es eher in Richtung Deutsch-Rap.

Bemerkenswert war der Sieg auch deshalb, weil Rhynern zu den Aufstiegskandidaten zählt. Hand aufs Herz: Hätten Sie vor dem Spiel mit einem Dreier gerechnet?

Zajas: Dass wir gegen ein Spitzenteam so dominieren und kaum Torchancen zulassen, war sicher etwas überraschend. Aber dass wir mithalten können, wussten wir. Wir hatten, wie gesagt, auch zuvor einige gute Spiele gezeigt. Der Sieg kam also nicht von ungefähr, sondern war das Ergebnis von harter Arbeit in den vergangenen Wochen.

Eine so lange Negativserie ist für keinen im Team einfach wegzustecken. Wie haben Sie es dennoch geschafft, dass Ihre Spieler weiter an sich geglaubt und jetzt endlich wieder einen Sieg eingefahren haben?

Zajas: Wir haben vor allem viel an unserem Defensivverhalten gearbeitet. Dass 36 Gegentore nach 14 Spielen zu viele sind, lässt sich nicht wegdiskutieren. Der 2:0-Heimerfolg gegen Rhynern zeigt, dass unsere Arbeit langsam, aber sicher fruchtet. Zum ersten Mal ist unser Torhüter Alexander Rothkamm ohne Gegentor geblieben. Das war die Basis für unseren Erfolg. Außerdem lag der Fokus auch auf dem taktischen und dem mentalen Bereich. Es war wichtig, dass wir weiter an uns glauben und den Spaß nicht verlieren. Das ist uns super gelungen. Unmittelbar vor dem Sieg gegen Rhynern hatten wir auch schon ein Testspiel gegen den FSV Duisburg aus der Oberliga Niederrhein 3:0 gewonnen. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben.

Wie häufig waren Motivationsansprachen nötig?

Zajas: Tatsächlich weniger, als Sie vielleicht denken. Die Mannschaft war jederzeit bissig und gewillt, sich zu verbessern. Es war also nicht notwendig, in jeder Trainingseinheit auf die Spieler einzureden. Ein Problem war vielmehr, dass wir bisher viele Gegentore kurz vor dem Abpfiff kassiert haben. Das war dann in Gesprächen mit dem Team häufig Thema und wir haben gemeinsam überlegt, wie wir die späten Gegentore zukünftig verhindern.

Gegen Rhynern gab es diesmal gar kein Gegentor. Mit fünf Zählern rangiert Herne aber trotz des Sieges weiter auf dem letzten Tabellenplatz. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsrang beträgt neun Punkte. Glauben Sie, dass der Sieg ein Knotenlöser war und der Klassenverbleib noch möglich ist?

Zajas: Der erste Saisonsieg so kurz vor der Winterpause war enorm wichtig für den Kopf. Und wir glauben definitiv noch daran, dass wir in der Klasse bleiben können. Allerdings können wir alle die Tabelle lesen. Wir werden als Schlusslicht das Kalenderjahr beenden und müssen in der zweiten Saisonhälfte viele Punkte holen, um den Abstieg noch zu verhindern. Am Sonntag wollen wir jetzt erst einmal in der Begegnung bei unserem Abstiegskonkurrenten Holzwickeder Sport Club beweisen, dass unser Sieg gegen Rhynern keine einmalige Geschichte war. Wir möchten die drei Punkte möglichst vergolden und mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen.