Burghausen: Sigurdssons neue Herausforderung
Hannes Sigurdsson: "Das passt hier perfekt". [Foto: SV Wacker Burghausen]
Hannes Sigurdsson (39) war Nationalspieler von Island und kickte als Profi in neun Ländern. Nach vier Jahren als Trainer beim FC Deisenhofen aus der Bayernliga Süd übernimmt er jetzt den früheren Zweitligisten SV Wacker Burghausen in der Regionalliga Bayern . Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Sigurdsson über seine spannende Profikarriere, Duelle mit Zlatan Ibrahimovic und Ziele mit Burghausen.
FUSSBALL.DE: Nach vier Jahren beim FC Deisenhofen sind Sie neuer Trainer des SV Wacker Burghausen. Was waren Ihre Gründe für den Wechsel, Herr Sigurdsson?
Hannes Sigurdsson: Zunächst einmal möchte ich mich noch einmal beim FC Deisenhofen für die tolle Zeit bedanken. Wir hatten eine sehr gute und erfolgreiche Zeit zusammen, der Abschied fällt mir deshalb nicht leicht. Aber man muss auch den richtigen Moment erkennen, um den nächsten Schritt zu gehen. Der ist jetzt gekommen. In Burghausen kann ich bei einem Traditionsverein in der höchsten Amateurspielklasse Bayerns mit Talenten arbeiten und mich selbst als Trainer weiterentwickeln. Schon bei den ersten Gesprächen mit den Vereinsverantwortlichen habe ich gemerkt: Das passt hier perfekt.
Mal anders gefragt: Als Profi spielten Sie gleich in neun verschiedenen Ländern und jetzt sind Sie seit mehreren Jahren als Trainer in Bayern. Hat es Ihnen das südlichste Bundesland Deutschlands besonders angetan?
Sigurdsson: Absolut. Zu meiner Zeit als Spieler muss ich an dieser Stelle allerdings sagen: Es war alles andere als geplant, in so vielen Ländern aktiv zu sein. Ich hatte vielmehr das Ziel, in einer der europäischen Topligen Fuß zu fassen. Leider war ich aber zu oft verletzt. Als klar war, dass es für die große Karriere nicht reichen wird, habe ich meine Ziele angepasst. Ich wollte von diesem Zeitpunkt an aus einer anderen Sichtweise heraus das Maximum aus meiner Karriere herausholen, viele Länder, Kulturen und Sprachen kennenlernen. Das habe ich dann auch mit der Hilfe meines Beraters geschafft. Dass es mir in Bayern und auch in Österreich gefällt, weiß ich bereits seit meiner Jugend und spätestens seit der Zeit als Spieler beim FC Grödig. Ich habe damals in Salzburg gelebt und während dieser Zeit bei einem Trip nach München außerdem meine bayerische Frau kennengelernt.
Was genau gefällt Ihnen an Bayern besonders gut?
Sigurdsson: Ich war als Kind schon häufig hier im Urlaub. Es herrscht eine hohe Lebensqualität und das Bundesland bietet extrem viel schöne Natur. Auch das gute Essen und Trinken haben es mir angetan. Ich genieße es wirklich jeden Tag, hier zu leben.
Als Spieler haben Sie viel erlebt und sind ordentlich herumgekommen. Unter anderem kickten Sie auch in Kasachstan, Russland, England und einigen skandinavischen Ländern. Wo hatten Sie Ihre schönste Zeit und warum?
Sigurdsson: Die Frage kann ich Ihnen nur schwer beantworten. Jeder Verein und jedes Land hatten ihre Vorzüge. Ganz egal, ob in der Premier League, in Skandinavien oder in Kasachstan: Es waren immer spannende neue Erfahrungen und ich bin heute froh, dass ich sie alle gemacht habe. Aber wenn ich Ihnen eine Antwort auf die Frage geben müsste, würde ich sagen, dass ich genau jetzt als Trainer meine schönste Zeit habe. Der Job macht mir sehr viel Spaß. Und das Beste: Als Trainer habe ich kein Problem mehr mit Verletzungen! ( lacht )
Gab es denn eine Station, die Sie im Nachhinein bereuen?
Sigurdsson: Tatsächlich nicht. Sicherlich lief es nicht überall perfekt. Alleine schon wegen meines Verletzungspechs. Aber noch einmal: Ich bin glücklich, dass ich so viel erleben durfte.
Sie waren Nationalspieler von Island, spielten unter anderem allein dreimal gegen Schweden und Zlatan Ibrahimovic. Wie war es, gegen ihn zu spielen?
Sigurdsson: Da wir beide Stürmer waren oder noch sind, hatte ich in den Spielen nur wenige Berührungspunkte mit ihm. Aber klar: Für mich war es eine große Ehre, gegen solche besonderen Unterschiedsspieler aufzulaufen. Zlatan Ibrahimovic war einer meiner Lieblingsspieler. Insgesamt hat es mich stolz gemacht, für mein Heimatland Island zu spielen. Auch die Duelle mit Italien und Spanien werde ich immer in Erinnerung behalten.
Zurück zu Ihrer Trainerkarriere, die bisher nur in Bayern stattfindet: Was sind Ihre Ziele mit dem SV Wacker Burghausen?
Sigurdsson: Wir haben eine sehr junge, talentierte Mannschaft und wollen definitiv oben mitspielen. Allerdings ist uns bewusst, dass es keine einfache Saison wird. Wir hatten viele Abgänge, die wir erst einmal kompensieren müssen. Aber ich spüre schon in den ersten Trainingseinheiten den Hunger auf Erfolg im Team. Die Vorfreude auf den Saisonstart im Juli ist schon jetzt riesig.
Was nehmen Sie sich generell für Ihre immer noch junge Trainerlaufbahn vor? Wollen Sie ähnlich viel unterwegs sein wie als Spieler?
Sigurdsson: Nein. Ich habe zwar keinen klaren Karriereplan als Trainer. Aber ich habe vorerst nicht vor, meine neue Heimat Bayern zu verlassen. Sowohl privat als auch beruflich fühle ich mich hier wohl und ich bin gespannt auf das neue Kapitel in Burghausen.