Die Beste |22.09.2022|08:00

93 Tore in 33 Spielen: Maria macht das schon

Maria Asnaimer: "Ich habe mir jeden Trick im Internet angeguckt."[Foto: Getty Images/Christof Koepsel]

Ihre Bilanz ist unglaublich: Maria Asnaimer vom TuS Germania Lohauserholz aus Hamm in Westfalen hat in 33 Kreisligabegegnungen in der vergangenen Saison sagenhafte 93 Treffer erzielt. Deshalb gehört sie zu den 15 Gewinner*innen der "Torjägerkanone für alle“, die im Rahmen des Länderspiels in Leipzig geehrt werden. Und noch mehr: Die 28-Jährige war 2021/2022 die erfolgreichste Angreiferin im Erwachsenenbereich in ganz Deutschland.

"Während meine Freundinnen mit 16 Jahren dann feiern gegangen sind, habe ich oft bis tief in die Nacht hinein an meiner Technik gefeilt"

Die Antwort auf die Frage kommt direkt, sie muss nicht überlegen. Weiß Maria Asnaimer eigentlich, ob es in der vergangenen Saison ein Spiel gab, in dem sie nicht getroffen hat? "Ja, das gab es. Genau eine Begegnung war dabei", sagt sie. Es war am 3. Oktober 2021. Beim Auswärtsduell bei der SuS Rünthe, das der TuS Germania Lohauserholz mit 2:0 gewann. Aber es war das einzige Saisonspiel für Maria Asnaimer, in der ihr kein Tor gelungen ist in dieser Saison. "Ich bin schon angeschlagen in die Partie gegangen und musste nach 30 Minuten ausgewechselt werden", sagt die 28-Jährige, die ansonsten eine phänomenale Bilanz hat: In 33 Meisterschaftsbegegnungen sind der Stürmerin 93 Treffer gelungen, dazu acht in vier Aufeinandertreffen im Kreispokal. Macht in der Summe 101 Pflichtspieltore in der Saison 2021/2022 in der siebten Liga und im Kreispokal.

"Die Quote ist ganz in Ordnung", sagt Asnaimer und muss lachen. "Aber ich kann nur so erfolgreich sein, weil ich super Mitspielerinnen habe, die mich immer wieder toll in Szene setzen." Dank dieser einzigartigen Bilanz bekommt sie im Rahmen des Spiels der DFB-Auswahl in der UEFA Nations League in Leipzig gegen Ungarn die "Torjägerkanone für alle" überreicht, die durch FUSSBALL.DE  und das Sportmagazin "kicker“ in Kooperation mit Volkswagen vergeben wird. "Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung. Die Trophäe wird bei mir einen ganz besonderen Platz bekommen", sagt Asnaimer, deren Rekord in einem Spiel zehn Treffer sind. Den allerdings möchte sie zeitnah knacken.

Anfragen aus höheren Ligen

Natürlich hat die TuS Germania Lohauserholz souverän und ohne Niederlage den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Und dort hat Asnaimer weitergemacht, wo sie in der Kreisliga aufgehört hat. In der ersten Partie beim 6:1 gegen die SV Eintracht Dorstfeld war sie sofort wieder erfolgreich: "In der Begegnung haben mich zwei Gegnerinnen konsequent in Deckung genommen. Dafür hatten dann andere aus meiner Mannschaft mehr Platz und haben Tore gemacht. Damit kann ich auch sehr gut leben."

Es stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, warum eine Angreiferin mit solch einer Quote nicht höher spielt? "Es gab und gibt immer wieder mal die eine oder andere Anfrage. Aber ich habe alles abgeblockt", sagt Asnaimer. "Ich arbeite im Schichtdienst bei Rewe, also häufig auch mal abends bis 22 Uhr, so dass ich teilweise nicht zum Training gehen kann. Zudem habe ich einen sechsjährigen Sohn, mit dem ich ebenfalls möglichst viel Zeit verbringen möchte. Das sind die ausschlaggebenden Gründe dafür. Ich schaffe es einfach nicht, drei- oder viermal in der Woche zum Training zu gehen, was nötig wäre, um auf höherem Niveau zu spielen. Außerdem bin ich glücklich darüber, wie es gerade ist."

Asnaimer, die mit zwei Jahren mit ihren Eltern und ihren acht Geschwistern aus Kasachstan nach Deutschland gekommen ist, bezeichnet sich als typische Straßenfußballerin: "Ich habe früher jede freie Minute auf dem Bolzplatz verbracht. Während meine Freundinnen mit 16 Jahren dann feiern gegangen sind, habe ich oft bis tief in die Nacht hinein an meiner Technik gefeilt. Ich habe mir jeden Trick im Internet angeguckt, mich daheim an die Hauswand gestellt und so lange geübt, bis ich es auch draufhatte."

Vergleich mit Neymar

Im Kreis und auch weit über dessen Grenzen hinaus ist Asnaimer längst bekannt. Zunächst spielte sie lange für die Hammer SpVg., bevor sie 2020 zum TuS Lohauserholz wechselte. Bei einem Hallenturnier bei Rot-Weiß Ahlen vor einiger Zeit hat ihr der Stadionsprecher aufgrund ihres Nachnamens den Spitznamen "AS_Neymar" verliehen. Aber so passend findet sie das gar nicht. Ihr Vorbild ist ein ganz anderer – nämlich Cristiano Ronaldo: "Neymar ist eher ein Zauberer und das bin ich nicht. Cristiano hingegen ist derjenige, der die Treffer macht. Und so sehe ich meine Rolle ebenfalls. Ich weiß, wo das Tor steht, und brauche nicht viele Chancen."

Übrigens: Das hat sie auch in der Rückrunde der vergangenen Saison gegen die SuS Rünthe bewiesen, das die TuS Germania Lohauserholz mit 14:1 gewann – nachdem Maria Asnaimer im Hinspiel nicht erfolgreich war, traf sie dann direkt fünfmal. Keine schlechte Antwort auf die Eingangsfrage.