Sensation |03.06.2023|08:30

Siebtligist vor Finaltag

2:1-Halbifnalsieg: Nach dem Finaleinzug kennt der Jubel keine Grenzen.[Foto: TuS Immendorf]

Sie sind in der abgelaufenen Saison als Bezirksligist in der siebthöchsten Spielklasse an den Start gegangen – und mischen nun beim Finaltag der Amateure mit. Der TuS Immendorf trifft heute (ab 14.15 Uhr) als klassentiefster Club aller 42 Endspielteilnehmer auf den Koblenzer Lokalrivalen FC Rot-Weiß Koblenz. "Unser Stadtteil steht Kopf. Von den rund 1400 Einwohnern werden wohl an die 1000 ins Oberwerth-Stadion kommen und uns anfeuern", berichtet Torben Kühl-Decker. Der 32-Jährige ist an der Seite von Trainer Sascha Oestreich Assistenzcoach und kümmert sich in den Tagen vor dem Showdown im traditionsreichen Koblenzer Stadion auch um so manches, was abseits des Sportlichen passiert: "Die Mannschaft soll sich auf den Fußball konzentrieren. Von dem, was Drumherum geschieht, bekommt sie vielleicht die Hälfte mit …"

Interviews mit Presse, Funk und Fernsehen stehen für das Trainerteam und die Verantwortlichen aktuell fast an der Tagesordnung. Alle wollen sie wissen, wie die kleinen Immendorfer es im Bitburger-Rheinlandpokal so weit schaffen konnten und so ganz nebenbei auch noch den Meistertitel in der Bezirksliga Mitte und erstmals in der Vereinsgeschichte den damit verbundenen Aufstieg in die Rheinlandliga schaffen konnten. "Vieles basiert bei uns auf dem großen Zusammenhalt", klärt Kühl-Decker auf. Gerne bezeichnen sie sich beim TuS Immendorf auch als "klassenhöchste Thekenmannschaft Deutschlands". Hier gebe es noch Fußballromantik mit einer Kiste Bier in der Kabine und "keinem, der hier für Geld, sondern der aus Spaß und der Kameradschaft wegen spielt", so der 32-Jährige weiter.

Kühl-Decker ging einst aus dem TuS Immendorf hervor, spielte dann in der Jugend für den großen Stadtnachbarn TuS Koblenz , kam später wieder zurück, ehe es ihn danach ebenfalls nur wenige Kilometer weiter zum FC Germania Metternich verschlug, wo er als Innenverteidiger Spielpraxis in der Bezirks- und Rheinlandliga sammelte. Bereits mit 31 war für Kühl-Decker aus privaten und gesundheitlichen Gründen Schluss – und er wurde Co-Trainer unter Sascha Oestreich, der seit Sommer 2021 im Höhenstadtteil am Fuße des Westerwaldes amtiert.

So wie das Trainergespann haben auch einige Spieler in der Vergangenheit bei der TuS Koblenz gewirkt, genossen hier eine Ausbildung auf höherem Niveau. Außenverteidiger Marvin Weber mit Einsätzen in der fünftklassigen Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zählt aber zu den absoluten Ausnahmen, was Akteure mit größerem Erfahrungsschatz angeht.

Es muss alles passen, um die Sensation zu schaffen

Die Immendorfer Stärke bekam im Halbfinale auch die „große“ TuS aus der Stadt am Deutschen Eck zu spüren. Mit 2:1 wurde der Ex-Zweitligist da auf der heimischen Anlage „Auf dem Dörnchen“ niedergerungen. Optimisten sehen durchaus Chancen auf einen erneuten Coup im Rheinlandpokal, der dann gleichbedeutend mit dem Einzug in die erste DFB-Pokalrunde wäre. Schließlich trennt die Immendorfer und den Regionalligaabsteiger Rot-Weiß künftig nur noch eine Spielklasse …

Ein Sieg wäre utopisch

"Es muss wirklich alles passen, um die Sensation zu schaffen. Wir brauchen einen perfekten Nachmittag", versucht Coach Oestreich die Erwartungen abzubremsen. "Ein Sieg wäre utopisch", schlägt Co Kühl-Decker in dieselbe Kerbe. Er schiebt indes nach: "Ähnliches haben wir auch vor dem Halbfinale gesagt, ehe wir das Unmögliche möglich gemacht haben…"

Vor allem gehe es am Samstag vor Tausenden im Stadion Oberwerth und einem Millionenpublikum vor den Fernsehgeräten "um den Spaß und darum, einen richtig schönen Fußballtag zu erleben".

Der Fanartikelverlauf wurde im Vorfeld des Stadtderbys gegen Rot-Weiß kräftig angekurbelt. Der Verein bietet spezielle Finaltrikots und –schals an. Die Spieler der eigenen zweiten Mannschaft planen zudem eigens eine Choreografie im Stadion: Alles soll passen am wohl größten Tag in der 124-jährigen Vereinsgeschichte.

Für zwei Immendorfer Spieler wird das Finale um den Bitburger Rheinlandpokal auch noch aus einem anderen Grund eine ganz besondere Partie: Manuel Blank und Roman Cron hören nach vielen Jahren im Verein auf. Vor prächtiger Kulisse den großen Coup zu landen, wäre für das Duo der traumhafte Abschluss ihrer Laufbahn…