U 17-Weltmeister|17.12.2023|18:00

Darvich-Coach Knobel: "Schon immer sehr reif"

[Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB]

Vom beschaulichen Bad Krozingen-Hausen am Rande des Schwarzwalds über die Nachwuchsschule des SC Freiburg zum großen FC Barcelona: Noah Darvich hat mit seinen jungen erst 17 Jahren schon eine erstaunliche Reise hinter sich. Wie bodenständig der Kapitän der deutschen U 17-Weltmeister dennoch ist, weiß Marc Knobel. Der 31-Jährige hat den offensiven Mittelfeldspieler, Gewinner der Fritz-Walter-Medaille des DFB in Silber, bei dessen kleinem Heimatklub trainiert – in der U 11 der Sportfreunde Eintracht Freiburg einem Kooperationsverein des Bundesligisten aus der Stadt im Breisgau. Im Interview mit FUSSBALL.DE verrät der Lehrer an der St-Ursula-Realschule in Freiburg, was Noah Darvich schon als kleinen Jungen ausgezeichnet hat.

FUSSBALL.DE: Marc Knobel, was haben Sie gedacht, als Ihr früherer Schützling in Indonesien den WM-Pokal in die Luft gestemmt hat? 

Marc Knobel: Ich habe das Spiel gar nicht gesehen (lacht) .

Wie bitte?

"Er hatte eine super Einstellung, war sehr ehrgeizig und hatte für sein Alter einen unglaublichen Willen"

Knobel: Ich bin abergläubisch! Und weil ich aus zeitlichen Gründen die vorherigen Spiele der Mannschaft nicht sehen konnte, habe ich vor dem Endspiel gegen Frankreich gedacht: Das bleibt jetzt so, vielleicht ist es ja ein gutes Omen.  

Das hat funktioniert...

Knobel: Das Finale – und auch die meisten Partien vorher – habe ich aber per Liveticker verfolgt. Ich hatte den Aufstellungsalarm und den Toralarm an, damit ich immer auf Stand bin.

Sind Sie stolz darauf, was Noah Darvich erreicht hat?

Knobel: Ja, auf jeden Fall, auch wenn mein Anteil daran klein war. Ich habe ihn ja nur ein Jahr lang in seiner Entwicklung begleitet.

Wie war das vor sechs Jahren in der U 11 der Sportfreunde Eintracht Freiburg?

Knobel: Noach ist als Jungjahrgang hochgezogen worden, als einziger Spieler. Er hat also als Zehnjähriger in der U11 gespielt, in den gegnerischen Mannschaften waren die Jungs teilweise schon zwölf oder 13 Jahre alt. Man hat da keinen Unterschied gemerkt, er war einfach schon weiter als andere Kinder in dem Alter, nicht nur auf dem Platz, sondern auch schon im Kopf sehr reif für einen Zehnjährigen.

Was hat ihn besonders ausgezeichnet?

Knobel: Er hatte eine super Einstellung, war sehr ehrgeizig und hatte für sein Alter einen unglaublichen Willen. Ich kann mich an kein einziges schlechtes Spiel von ihm erinnern. Aber vor allem menschlich war er schon in seinen jungen Jahren ganz besonders, sehr sympathisch, höflich, ganz offen und sozial. Man hat sofort seine gute Erziehung gespürt, er ist zum Beispiel sofort auf die Kids zugegangen, die etwas zurückhaltender waren, und hat sich darum gekümmert, dass sie gut in die Mannschaft integriert werden. Wenn es aus irgendeinem Grund mit dem Profifußball nicht klappen sollte, könnte ich mir vorstellen, dass Noah einen sozialen Beruf ergreifen wird.

Haben Sie gedacht, dass er es so weit bringen kann?

Knobel : Das hängt immer von vielen Faktoren ab, Talent ist ja nur eine Bedingung von mehreren. Bei ihm waren die Voraussetzungen einfach sehr gut, schon allein durch das häusliche Umfeld. Die Familie ist sehr nett, hat ihn immer unterstützt, Noah ist auch sehr bodenständig. Mit den Eltern bin ich nach wie vor im Kontakt – schon allein dadurch, dass Noahs jüngerer Bruder Nuri bei den Sportfreunden Eintracht in der U14 spielt und ich inzwischen beim SC Freiburg für die Kooperation mit Noahs Heimatklub verantwortlich bin. Wie weit es ein Fußballer bringen kann, weiß man trotzdem nie so genau.

Wie beurteilen Sie seinen Schritt nach Barcelona? Das ist sicherlich der Traum eines jeden Fußballers, kann aber auch eine Nummer zu groß sein...

Knobel: Da bin ich etwas zwiegespalten, denn so eine Geschichte kann unter Umständen auch scheitern. Ich wusste, dass er beim Sportclub Freiburg eine sehr gute Rolle spielt und für einen Jungen wie ihn die Türen im Fußball daher offenstehen würden. Daher sage ich: Wenn man solch eine Chance bekommt, sollte man sie nutzen. Er war schon als Kind Fan des Vereins, kam oft im Barca-Trikot zum Training. Außerdem spricht er Spanisch, das erleichtert im Ausland die Integration. Bei Noah sieht es bisher sehr gut aus, er spielt in der zweiten Mannschaft in der dritten spanischen Liga und trainiert oben mit.

Nach dem WM-Triumph und der Rückkehr aus Indonesien sowie dem Empfang beim DFB in Frankfurt war Noah kurz bei seiner Familie in Bad Krozingen-Hausen, ehe er weiter nach Barcelona geflogen ist. Was ist in Freiburg geplant, wird der Weltmeister in seiner Heimat noch ausgezeichnet?

Knobel: Meines Wissens ist bisher nichts geplant, das dürfte aus zeitlichen Gründen auch schwierig werden. Noah ist in den nächsten Tagen noch in Barcelona, und wenn er über die Weihnachtstage hier bei seiner Familie sein sollte, dann sind wir beim Sportclub und bei den Sportfreunden Eintracht in der Winterpause. Schön wäre es auf jeden Fall, wenn die Heimatvereine ‚ihren‘ Weltmeister begrüßen könnten, und ich hoffe, dass wir einen passenden Termin dafür finden werden.