Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Eine Szene aus dem Spiel gegen den FC Liria: Links Dominik Ehser (Schwedt). [Foto: FV Kickers Schwedt]
Die Überschrift auf der Webseite klingt harmlos: „2 Niederlagen“. Kann ja passieren als Neuling in der Futsal-Regionalliga des Nordostdeutschen Fußballverbandes. Die zwei Zeilen danach machen das Dilemma des FV Kickers Schwedt 02 schon deutlicher: „Liria Berlin – Kickers Schwedt 57:0, Kickers Schwedt – Arsenal Berlin 1:55. Keine weiteren Kommentare.“ Und dann noch zwei Zeilen, die keinen Raum für Interpretationen lassen: „Ich, Andreas Keller, entschuldige mich persönlich für diese Ergebnisse und werde die Verantwortung dafür übernehmen.“
Andreas Keller ist erster Vorsitzender des Klubs, er hat ihn im Mai 2002 mitgegründet, als viele hierzulande den Begriff Futsal für diese Variante des Hallenfußballs noch nicht einmal kannten. Übergangsweise ist er auch Trainer und wenn Not am Mann ist, steht er auf dem Parkett, mit 49 Jahren. Keller ist so ziemlich alles beim ältesten deutschen Futsalverein und seit einigen Monaten auch Staffelleiter der Brandenburgliga. Es hat demnach Aussagekraft, wenn er feststellt: „Das war das Schwärzeste, was ich jemals im Futsal erlebt habe.“
Der Trainer könnte jetzt Entschuldigungen für 112 Gegentore in 80 Minuten Netto-Spielzeit bringen, die Uhr wird bei Unterbrechungen angehalten. Könnte anführen, dass mehrere Spieler kurz vorher abgesagt haben. Oder dass man mit nur acht Mann zu den zwei Partien in Berlin angetreten ist. Oder dass der Verein erst ein paar Wochen vor dem Saisonstart wegen des Verzichts eines anderen Teams das Startrecht in der höchsten Spielklasse angeboten bekommen hatte. Stattdessen sagt Keller: „In der Höhe darf man nicht verlieren.“ Auch nicht gegen die beiden stärksten Teams der Liga, Arsenal und Liria aus Berlin. Punkt. Aus.
Keller hat schon vieles mit seinem Verein erlebt. Zum Beispiel die schwierigen Anfänge, als sie mit sieben Mann die Kickers gegründet haben, „wir waren alles versprengte Fußballer, die nicht mehr in verschiedenen Vereinen spielen wollten.“ Sie gingen in die Halle, spielten mit dem kleineren Ball, ohne Banden und ohne Grätschen – und wurden in der Uckermark, im östlichen Brandenburg gelegen, argwöhnisch beäugt. Futsal galt Anfang der 2000er Jahre als Zeitvertreib für in die Jahre gekommene Fußballer. Wollten da einige den Altherren-Fußball mit einem Gegenprogramm kaputtmachen, fragte man sich im Fußballkreis. Nein, sie wollten einfach nur Futsal spielen.
"Das war das Schwärzeste, was ich jemals im Futsal erlebt habe"
Anfangs gab es keinen Spielbetrieb, nur ab und zu ein Turnier. 2004 startete dank des Engagements der Schwedter die Ostuckermark-Liga, zwei Jahre später die Brandenburgliga. Gespielt wurde zunächst in einer alten Sporthalle in Schwedt, ohne Zuschauertribünen, dafür mit Sitzbänken an der Seite. Manchmal waren 150 Zuschauer da. Mehr war kaum möglich. „Bockwurst und Bier ein Euro, das war urig, traditionell“, sagt Keller.
Die Kickers spielen immer noch in der Brandenburgliga, haben auch da schon die eine oder andere derbe Niederlage kassiert. Dann kam die Anfrage, zusätzlich in der Regionalliga zu starten. „Wir haben eine Woche überlegt“, sagt Keller. Hohe Niederlagen waren einkalkuliert, wenn auch nicht so hohe wie jetzt in Berlin zustande kamen. Aber dann überwog die Erkenntnis, dass es auch eine Chance sei, gegen die Besten Erfahrungen zu sammeln.
Am ersten Liga-Wochenende waren es 112 schmerzliche Erfahrungen in Form von Gegentoren. In puncto Schnelligkeit und Aggressivität waren die Kickers schlicht überfordert, zudem gingen die Köpfe schnell nach unten. Was nicht groß verwundert bei durchschnittlich fast 1,5 Gegentreffern pro Minute. Aber jetzt wird nach vorne geschaut. Auf die nächsten Partien und weit darüber hinaus. In Schwedt soll ein Schulprojekt in Zukunft schon die Siebenjährigen zum Futsal bringen, das in Deutschland immer noch ein Schattendasein führt. Die ganz Kleinen sollen Futsal als erstes kennenlernen und es nicht später „nebenbei“ spielen.
Erstmal geht es jedoch darum, ein neuerliches Desaster wie in Berlin zu verhindern. Ende August steht der zweite Doppelspieltag an. Dann geht es gegen den SV Lobeda 77 und das Futsal-Team Neuenhagen. Mit einem größeren Kader und einer anderen Taktik. Defensiver, „auch wenn das nicht so schön aussieht“, sagt Keller. Aber eine Tabelle mit „1:112“ in der Spalte „Tore“ sieht eben noch viel weniger schön aus.
Keller und sein Team hatten nach dem 0:57 gegen Liria sogar die Befürchtung, dieses Ergebnis könnte ein internationaler Futsal-Negativrekord gewesen sein. Hier kann Entwarnung gegeben werden: 2006 hat Brasilien bei einem internationalen Turnier gegen Osttimor 76:0 gewonnen.
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