Alicia Reuland beim SV Hörn: Alles für den Mädchenfußball

Zum neunten Mal sucht FUSSBALL.DE die "Amateure des Jahres". Dabei geht es aber nicht zwingend darum, sportlich erfolgreich zu sein, sondern vor allem um ein herausragendes Engagement auf und neben dem Platz. Nun stellen wir euch hier die fünf Kandidatinnen und fünf Kandidaten vor, die es ins diesjährige Finale geschafft haben. Am 15. Mai startet die Votingphase: Eine namhafte Jury und die FUSSBALL.DE-Community wählen dann die Amateurin und den Amateur des Jahres. Heute: Alicia Reuland vom SV Hörn.

Die Karriere von Alicia Reuland begann vor 21 Jahren - genau dort, wo sie jetzt mit ihren Fußballschuhen auf dem Rasen steht. Mit vier Jahren startete Alicia als einziges Mädchen in der Bambini-Mannschaft des SV Hörn in der Nähe von Aachen. Sie blieb dem Fußball treu, vor zehn Jahre kehrte Alicia dann zu ihrem Jugendverein zurück. Zuerst nur als Spielerin, nach und nach fing sie aber auch an, weitere Rollen im Verein zu übernehmen. Die Liste ihrer Tätigkeiten ist heute lang: Spielerin, Trainerin mehrerer Teams, Organisatorin von Festen und Fußballcamps sowie Ausschussmitglied im Verband. "Nebenbei" studiert Alicia auch noch Sportwissenschaften. Dabei drängt sich das Gefühl auf: Der Tag von Alicia Reuland hat mehr als 24 Stunden.

"Leidenschaft und Spaß"

Auf die Frage, wie sie all das unter einen Hut bekommt, sagt Alicia: "Die Antwort ist eigentlich gar nicht so schwer, Leidenschaft und Spaß." Beides versprüht die 24-Jährige, wenn sie auf dem Rasen steht. Und Leidenschaft und Spaß scheinen sich auch im Erfolg widerzuspiegeln. Ihr Team, die zweite Mannschaft des SV Hörn, mischt ganz oben in der Landesliga mit und kämpft um den Aufstieg in die Verbandsliga. Ihr Trainer David Claßen ist besonders begeistert von Alicia: "In meiner 20-jährigen Laufbahn als Trainer und Abteilungsleiter habe ich noch keine andere Person erlebt, die so viel Zeit, Aufwand und Leidenschaft in unsere Lieblingssportart steckt."

Denn besonders bemerkenswert wird es, wenn Alicia gar nicht auf dem Platz steht, sondern von der Seitenlinie coacht. Ihre Trainerinnenkarriere begann 2020, natürlich auch beim SV Hörn. Damals suchten die C-Juniorinnen eine neue Trainerin - für Alicia der Startschuss einer zweiten Karriere. Seitdem hat sich Alicia in Windeseile weiterentwickelt und fortgebildet. Mittlerweile hat sie die B-Lizenz, ist seit vergangenem Jahr ehrenamtliche Stützpunkttrainerin und betreut insgesamt drei Mannschaften: ein Bambini-Team, eine Anfänger-Mädchenmannschaft und die U 15-Juniorinnen von Alemannia Aachen, mit denen sie in der Mittelrheinliga spielt.

Außerdem hat sie beim SV Hörn ein Förderprogramm extra für Mädchenfußball gegründet. Mit dem Team dieses Förderprogramms hat Alicia auch das Projekt gestartet, das ihr zwischen all ihren Aufgaben vielleicht am meisten Herzen liegt: ein kostenloses Mädchen-Fußballcamp, das sie im vergangenen Jahr bereits zum zweiten Mal organisiert hat. Dafür hat sie mit ihrem Team ein buntes Programm auf die Beine gestellt, von BubbleSoccer und Fußballdarts über Blindenfußball mit einem Bundesligaspieler bis zum Workshop mit einer Fußball-Freestylerin. Das Camp war so erfolgreich, dass danach sogar eine neue Mannschaft mit einigen Teilnehmerinnen gegründet wurde. Die Nachfrage für eine neue Auflage des Camps in diesem Jahr ist wieder riesig."Wenn man mit dem Herzen bei einer Sache ist, dann fügt sich alles automatisch"

"Wenn man mit dem Herzen bei einer Sache ist, dann fügt sich alles automatisch"

Auch außerhalb der Vereinsarbeit liegt Alicia die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs sehr am Herzen. Im Fußballverband Mittelrhein hat sie mit ihrem Engagement für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile organisiert sie die Öffentlichkeitsarbeit des Mädchenspielausschusses - momentan noch als kooptiertes Mitglied, im Sommer soll sie aber auch offiziell in das Gremium gewählt werden.

Alicia ist natürlich klar, dass sie die Zeit, die sie aktuell in den Fußball investiert, nicht immer haben wird. "Ich bin gerade in einer Lebensphase, in der ich meinen Alltag noch selbst bestimmen kann, und ich habe gelernt, wenn man mit dem Herzen bei einer Sache ist, dann fügt sich alles automatisch", erklärt sie. Für ihre Zukunft kann sich Alicia gut vorstellen, auch ihre berufliche Heimat im Fußball zu finden. Vor ihrem Sportstudium hat sie Mathe und Sport auf Lehramt studiert. Ihre Traumvorstellung beschreibt sie so: "Eine halbe Stelle im Lehramt an einer Schule hier in Aachen, um dann ab dem Nachmittag meine ganze Zeit und Leidenschaft in den Fußball stecken zu können."

Wieso sie zur Amateurin des Jahres gewählt werden sollte, ist für Alicia ganz klar: "Weil ich den Fußball nicht nur liebe, sondern auch lebe. Und weil ich ein Vorbild für andere sein kann, dass Fußball nicht nur ein Sport ist, sondern einem selbst und anderen im Ehrenamt hilft, sich zu entwickeln und zu träumen."