Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Jedes Wochenende der gleiche Kampf um die besten Hosen und Stutzen: Alltag im Amateurfußball. [Foto: Getty Images]
Während die Nationalmannschaft am Dienstag die neuen Trikots für die WM 2018 vorgestellt hat, kämpfen die Amateurfußballer Woche für Woche mit etwas anderen Herausforderungen. Beim Thema Ausrüstung geht es hier eher um XL-Trikots für den quirligen Spielmacher-Knirps und den leidenschaftlichen Kampf um das beste Paar Stutzen. Amateurfußballer und Buchautor Joel Grandke beschreibt auf FUSSBALL.DE den ganz normalen Ausrüstungs-Wahnsinn in einer Kreisliga-Kabine.
Fußball-Weisheit #82: „Früher wurde noch ehrlicher Fußball gespielt.“ Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Zu gern erinnern wir uns an die Zeit zurück, als Mannschaften noch mit dem klassischen Libero anstatt der falschen Neun von Titel zu Titel eilten. Ein Klaus Augenthaler führte uns als zentraler Mann hinter der Abwehrreihe schließlich zum Weltmeistertitel 1990 in Italien. Eine Position, die bei Trainern im modernen Fußball so gefragt ist wie der Mett-Igel auf dem veganen Buffet: Da lässt man lieber die Finger von.
Der gemeine Fußballfan schwelgt hingegen gern in Erinnerung. Auch die Designer der großen Sportausrüster haben längst erkannt, dass Retro derzeit im Trend liegt. Bestes Beispiel ist das DFB-Trikot für die anstehende WM in Russland, das am vergangenen Dienstag feierlich präsentiert wurde. Optisch erinnern die Jerseys mit dem gezackten Brustring stark an unser Outfit von der besagten WM 1990, bei der sich Trainer Franz Beckenbauer mit seinem Team unsterblich machte. Nun gibt es also des Kaisers neue Kleider. Die Meinungen in den sozialen Netzwerken könnten unterschiedlicher kaum sein und reichen vom „schönsten Trikot seit Jahrzehnten“ bis hin zum Hurrikan-artigen Shitstorm – alles Geschmackssache. Im Amateurbereich belächelt man solch alberne Textil-Debatten über Zacken, Diagonalstreifen oder Kreise auf einem Stück Stoff. Dort, wo die Spieler noch ihr letztes Hemd geben, gibt es sich schließlich weitaus größere Herausforderungen, was die Uniform der Kicker angeht.
"Unbedingt noch eine Hose in Größe L oder XL abstauben, bevor am Ende nur noch die M-Büxen übrig sind"
Geht es am Sonntag vor dem Punktspiel in die Kabine, erwarten die Kreisliga-Spieler oft böse Überraschungen. Da die meisten Vereine ohne Zeugwart durch die Saison kommen müssen, stellt sich zunächst die Frage, ob es der Trikotkoffer überhaupt zum Sportplatz geschafft hat. Häufig vegetiert dieser noch gemütlich bei demjenigen, der ihn zuletzt zum Waschen mit nach Hause nahm und nun „unglücklicherweise vergessen“ hat, im Hausflur vor sich hin, während sich die gegnerische Mannschaft schon auf dem Rasen warmläuft. Vor allem bei Auswärtsspielen ist nun Improvisation gefragt: Entweder findet sich ein genervter Bote, der dem Team den vermissten Koffer noch rechtzeitig bis zum Anpfiff hinterherkutschiert, oder die Heimtruppe hilft mit ihren Ausweichtrikots aus, die zuletzt in den 80er Jahren getragen wurden.
Der Dank für diese sportlich faire Leihe bleibt der Gastmannschaft allerdings im Halse stecken, sobald sie den klapprigen Alu-Koffer aufgebrochen hat: Ein beißender Gestank erfüllt in Sekundenschnelle den Raum. Es stellt sich heraus, dass die Sachen nach dem letzten Tragen – dem Geruch nach war es doch eher in den 70er Jahren – nicht gewaschen wurden und seitdem luftdicht verpackt vor sich hingammelten. Hier können nur noch Fachmänner unterscheiden, ob gerade ein Trikotkoffer oder ein Güllefass geöffnet wurde. Da steigt dem Kollegen, der nach dem Vorabend ohnehin nicht ganz auf dem Damm ist, aber nochmal die komplette Getränkekarte der gestrigen Zelt-Fete zu Kopf. Da hilft es auch nicht, die Trainingsjacke als behelfsmäßige Gasmaske über die Nase zu ziehen. Auf dem Platz ist geteiltes Leid immerhin halbes Leid: Bei diesen bestialisch stinkenden Hemden verteidigen die Gegner schließlich stets mit größtmöglichem Abstand, was für zusätzliche Zeit bei der Ballannahme sorgt.
Zu weitaus mehr Körperkontakt kommt es hingegen, wenn es um die Verteilung der Hemden und Hosen in der Kabine geht. Sobald der Trikotsatz freigegeben ist, stürzen sich die Spieler auf ihn wie die „Walking Dead“-Zombies auf einen unglücklich gestolperten Sterblichen. Das Ziel: Unbedingt noch eine Hose in Größe L oder XL abstauben, bevor am Ende nur noch die M-Büxen übrig sind. Hipster mögen heutzutage zwar zuhauf in Skinny-Jeans durch die Gegend marschieren, beim Fußball setzt man aber lieber auf Beinfreiheit. Bei einem groß gewachsenen Kicker ist die M-Hose kaum länger als die Boxershorts. Darüber hinaus steigt das Risiko, dass bei einer Grätsche die Nähte im Schritt nachgeben. Da geht man lieber auf Nummer sicher. Schalke-Legende Ernst Kuzorra liefert noch eine ganz eigene Theorie. Auf die Reporterfrage, warum Fußballer immer so lange Hosen tragen würden, antwortete er prompt: „Weil wir so lange Dödel haben.“ Die Frage muss jeder Kicker allerdings für sich selbst beantworten.
Während sich also um die Hosen geboxt wird, fischen die Spieler zeitgleich nach einem der wenigen Paare Stutzen, die nicht schon von unzähligen Löchern zerfressen sind. Bei den Trikots sieht die Sache entspannter aus, sollte der Coach die Rückennummern zugeteilt haben. Hier tritt ein ganz anderes Problem auf: Die Trikotsätze haben meist eine Einheitsgröße. Von Nummer 2 bis Nummer 17 tragen somit alle ein L-Trikot. Dieses verwandelt den Zwei-Meter-Abwehrhünen in einen überdimensionalen Slim-Fit-Arjen-Robben-Verschnitt, der in seiner Kindheit in den Zaubertrank gefallen scheint. Der quirlige 1,68-Meter-Spielmacher läuft hingegen in einem Zirkuszelt über den Platz, das ihm fast bis zu den Knien reicht. Manege frei für den drolligen Ball-Jongleur!
Im Chaos der Kreisliga-Kabine tritt regelmäßig Schwund auf, sodass unerklärlicherweise Trikots verloren gehen. Sind nun mehr Spieler als Trikots in der Kabine anwesend, ist erneut Einfallsreichtum nötig. Ein Glück, wenn die Jerseys der Mannschaft weiß sind. Dann muss niemand Textildesign an der Mode-Akademie studiert haben, um ein täuschend echtes Plagiat zu erstellen. So schnappt sich ein Kollege einfach sein weißes H&M-Basic-Shirt und bearbeitet es – je nach Muster des Originals – mit schwarzem oder rotem Edding. Sollte der Stift irgendwann den Geist aufgeben, wird die Nummer kurzerhand mit einer Rolle Tape auf den Rücken geklebt. So oder so entsteht ein täuschend echtes Ergebnis.
Die Trikotfrage darf am Ende nicht überbewertet werden. Es kommt nicht darauf an, wie die Trikots geschnitten sind, welche Farben harmonieren oder welche Muster gerade auf der Pariser Fashion Week im Kommen sind. Das weiß auch Matthias Sammer, der nach einer Niederlage seiner Stuttgarter feststellte: „Am Ende gewinnt der, der das dreckigere Hemd hat – und die Rostocker waren am Ende schmutziger als wir.“ Mit diesen dreckigen Hemden geht es nach dem Spiel in die Kabine, wo die einzig goldene Regel zu beachten ist, die wirklich jeder Kreisliga-Kicker kennt: Bloß nicht als Letzter duschen und die Kabine verlassen, da man sonst immer der Gelackmeierte ist, der die Trikots zum Waschen mit nach Hause nehmen muss. Egal, ob man seine Pflicht in dieser Saison schon mehrfach übererfüllt hat oder nicht – beim Trikotwaschen endet die Loyalität der Kollegen. Und wehe, der Koffer wird beim nächsten Spiel wieder zuhause vergessen…
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